Lang lebe der Tod!
Erlaubt mir einen kurzen Exkurs in die Film- und Serienlandschaft der letzten 20 Jahre. Ja, es scheint wirklich so, als sei das Zombie-Genre wirklich nicht totzukriegen (pun intended). Während wir wahre Genre-Perlen wie Zombieland, Shaun of the Dead, Dawn of the Dead, Cargo oder 28 Weeks Later sehen und feiern durften, mussten wir gleichzeitig über neun sehr zähe Jahre miterleben, wie einem richtungsweisenden Franchise das Fleisch von den Knochen fliegt (ja, The Walking Dead, ich rede von dir!). Denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass wir zwischen kleinen Highlights auch eine Menge Leerlauf hingerotzt bekamen.
Doch irgendetwas muss ja dran sein, an diesem Zombie-Genre. Ich meine, selbst Regie-Legende Jim Jarmusch wagt sich gerade mit The Dead Don’t Die auf vielfach zertrampeltes Terrain. Doch viel mehr als das “warum” interessiert mich die Frage “wie”: Wie ist es heute möglich, diesem langsam verwesenden Stoff noch neue, spannende, innovative Facetten abzugewinnen? Darauf gibt es zwei Antworten: durch eine unerwartete, progressive Story (wie Cargo) oder durch eine bombensichere Inszenierung. Black Summer – Staffel 1 versucht sich an zweiterem. Aber mit Erfolg?
Viel Gerenne um nichts
Eine wirkliche Story sucht man in Black Summer – Staffel 1 vergebens. Doch darauf setzen die Serienschöpfer auch nicht. Viel mehr soll die erbarmungslose Flucht vor den Untoten spürbar gemacht werden. Das heißt konkret: acht Folgen lang rennen Protagonisten, die wir nicht kennen, weg von einer Gefahr, die niemand erklärt, hin zu einem Ziel, das dann doch keins ist. Während diese Idee auf dem Papier auch noch ziemlich radikal wirkt, ist sie auf dem Homescreen sehr schnell ermüdend.
Ja, ein immersives Erlebnis wie in The Revenant muss nicht mit der ausgeklügelsten Story gesegnet sein, um blendend zu funktionieren. Doch Black Summer – Staffel 1 käut bekannte Elemente in der zerfaserten Handlung wieder: Gaunerbanden, Psychopathen, Intrigen, Verrat. Originell ist das nicht. Doch genau dann, wenn erzählerisch nichts passiert, müssen alle anderen Departments umso mehr ihre Exzellenz zeigen. Leider ist das nicht immer der Fall …
Plansequenz vs. Kein-Plan-Sequenz
Schon in der ersten Folge fällt auf, dass das Kamera- und Schnittteam mit großen Ambitionen an das Projekt herangetreten sind. In ausschweifenden Plansequenzen verfolgen wir das Chaos in Amerikas Durschnittsvorort. Dabei beschränkt sich die Action oft “nur” auf Zombies, die andere Leute anknabbern. Das wird jedoch in mehrminütigen One-Takes ohne Schnitt bebildert. Der hierfür nötige Aufwand und vor allem die Choreografie müssen lobend erwähnt werden.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!