Endlich wieder ein handgemachter Film
Nicht nur im Heimkino, auch auf der großen Leinwand verrennen sich Filmemacher immer häufiger in CGI-Overkill (ja, Peter Jackson, ich schaue auf dich!). Warum noch an einer echten Location drehen, wenn man mit Greenscreen alles richten kann? Wie viel Kinomagie bei solchen Nummern aber verloren geht, merkt man dann, wenn ein Film mal wieder richtig handgemachte Settings auftischt – und Cargo ist erfreulicherweise so ein Film.
Allein die australische Landschaft ist ein echter Hingucker. Weite Wüstenstriche werden von der tiefstehenden Sonne in warmes Licht gehüllt und ermöglichen dadurch einen starken, fast schon romantischen Kontrast zur eigentlich sehr betrüblichen Thematik. Ein Setting, das in David Michôds superbem The Rover schon exzellent funktionierte. Hinzu kommt ein ungeheuer atmosphärischer Soundtrack, der die Stimmung perfekt einfängt.
Obwohl die Schauplätze eher karg gesät sind, überzeugt jeder einzelne durch viel Detailtreue und – ich wiederhole mich – einer handgemachten Qualität. Sei es ein heruntergekommenes Schulgebäude, ein gekentertes Boot oder ein improvisierter Schutzbunker – alles sieht erfrischend echt aus. Keine Spur von schnöder CGI, wie es in Extinction und How It Ends der Fall war.
Kann ein Apokalypse-Film noch originell sein?
Bei dem Überangebot an Zombie- und Apokalypsefilmen ist es kein Wunder, dass uns immer wieder die gleichen Motive und Handlungen über den Weg laufen. Die Frage drängt sich auf, ob man aus einem ausgelutschten Stoff noch neuartige Ideen herauspressen kann. Die Antwort gibt das Regie-Duo Ben Howling und Yolanda Ramke: man kann!
Mit Grund für die Originalität von Cargo ist der ganz eigene Kosmos, der hier im Laufe des Films etabliert wird. Die Infizierten spucken erst Blut, dann läuft eine harzartige Flüssigkeit aus Mund und Augen und schließlich versenken sie ihren Kopf im Sand, da sie eine Art Ruheschlaf im Dunkeln brauchen. Das klingt zwar ziemlich schräg, führt aber immer wieder zu höchst verstörenden Bildern.
Spannend ist dabei vor allem, dass weder die Seuche noch die Verhaltensweisen der Untoten aufdringlich erklärt wird. Hin und wieder bekommt der Zuschauer ein paar Informationen serviert, die er sich selbst in seinem Kopf zusammenschustern muss – das funktioniert auch viel besser als in How It Ends, in dem die Hinweise nicht zielgerichtet, sondern eher willkürlicher Natur waren. In Cargo hält dieser Kniff das Interesse sehr lange enorm hoch, auch wenn Howling und Ramke sehr gemächlich unterwegs sind und sich im Mittelteil einige Längen einschleichen.
Charakterstudie und Kolonialkritik
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