Das brillante an BoJack Horseman ist, wie übertrieben die Welt der Stars mit all ihren abstrusen Charakteren persifliert wird. In Staffel 5 erreicht die Serie aber eine (teils unfreiwillige) Aktualität, wie sie nur selten zu sehen war. Die überfällige #metoo-Debatte ist der omnipräsente Begleiter über alle zwölf Folgen. Wie gewohnt gehen die Autoren enorm bissig an die Thematik heran: Die ungleichen Machtverhältnisse werden ebenso angeprangert, wie die Passivität und Handlungsarmut der Beistehenden, die sich nicht gegen die sexuellen Übergriffe aussprechen.
Sogar die Zwickmühle der Opfer wird drastisch wie nachvollziehbar aufgezeigt: Schweige ich lieber, um meine Karriere nicht zu gefährden oder wehre ich mich, werde dafür aber immer in den Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen gebracht? BoJack Horseman – Staffel 5 gibt darauf keine eindeutige Antwort, zeigt aber die Dringlichkeit dieser Debatte auf. Und weist sachte darauf hin, dass man lieber nicht von der falschen Seite vom Pferd fallen sollte (pun intended). In der nächsten Sekunde kracht die Staffel dann aber direkt wieder mit nicht gerade subtilen (und unfassbar witzigen) Metaphern durch die Leinwand: zum Beispiel einem mit Dildos bestückter Sex-Roboter, der durch wahnwitzige Zufälle zum CEO einer Firma erkoren wird und seine Mitarbeitenden belästigt. Dieser Handlungsstrang ist dermaßen over the top, dass kein Auge trocken bleibt.
#metoo-Debatte mit absurdem Lösungsansatz
Den Vogel schießt die Serie aber mit dem “We Forgive You Award” ab. Eine Auszeichnung für in Ungnade gefallene Stars, deren Schuld nach einigen Jahren kollektiv verziehen wird und eine neue Chance im Filmbusiness erhalten. Während die Serie damit in ihrem eigenen Universum einen absurden Umgang findet, wirft sie für die echte Welt genau diese Frage auf: Ab wann darf man über die Verfehlungen der Vergangenheit hinwegsehen und einem Menschen eine neue Chance geben? Darf eine Person mit dem Hintergrund sexueller Übergriffe wieder auf die Bühne gehen? Dieser klar überspitzte Award ist einerseits an Absurdität nicht zu überbieten, wirft aber gleichzeitig all diese Fragen an den Zuschauer zurück. Wie genau geht unsere Gesellschaft nun mit diesen Enthüllungen um?
Vor nicht einmal drei Wochen gab es erst reichlich Diskussionen darüber, als Comedian Louis C.K. nach seinem vorläufigen Karriereaus unerwartet in New York auftrat – und das, obwohl erst im Herbst seine sexuellen Übergriffe ans Licht kamen. Seitdem zerreißen sich die Menschen das Maul darüber, ob dies ein legitimer Schachzug oder offen gelebte, unaufgearbeitete Verdrängung der Vergangenheit ist. Und BoJack Horseman – Staffel 5 beweist dabei nebenbei, dass keine andere Serie so nah am Puls der Zeit ist!
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