7.4/10

Kritik: Dead Boy Detectives – Staffel 1

GEISTERDETEKTIVE

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Genres: Comic, Krimi, Mystery, Startdatum: 25.04.2024

Interessante Fakten für…

  • Neil Gaiman, der die “Dead Boy Detectives” für die Comicreihe “Sandman” erfand, schrieb drei Szenen für die erste Staffel in den Episoden 1, 7 und 8.
  • Die Night Nurse und die “Dead Boy Detectives” erschienen zum ersten Mal in der dritten Staffel der Serie “Doom Patrol”.

Netflix macht mit den Serienadaptionen von Neil Gaiman munter weiter, sodass nun auch “Dead Boy Detectives” über zwei Geisterdetektive aus dem Comicbuch “Sandman” im Streaming-Dienst Platz gefunden haben. Lohnt sich ein Blick in die okkulten Fölle oder scheiden sich hier die Geister?

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Die Teenager Edwin (George Rexstrew) und Charles (Jayden Revri) haben eines gemeinsam: Sie sind tot. Doch die sterbliche Welt zu verlassen kommt für sie nicht in Frage. Stattdessen lösen sie als Detektive die ungeklärten Fälle anderer Geister, damit diese weiterziehen können. Dabei müssen sie allerdings darauf achten, schnell das Weite zu suchen, sobald der Fall geklärt ist, damit der Tod sie nicht auch noch abholt.

Doch schon bald muss sich das Duo auch um die Lebenden kümmern. Von einem Geist erhalten sie den Auftrag, ein Medium namens Crystal (Kassius Nelson) zu finden und einen Dämon zu exorzieren, der sie besessen hat. Zwar können sie den Dämonen austreiben, doch nun leidet Crystal an Gedächtnisverlust und kann nirgendwo hin. Ganz zu Edwins Missfallen bietet Charles ihr an, eine Zeit lang bei ihnen zu bleiben. Und sobald die Mitteilung um verschwundene Mädchen ankommt und eine mögliche Hexe die Täterin zu sein scheint, erweist sich Crystal als hilfreiche Verbündete.

Doch lange können die toten Detektive ihr Geschäft nicht mehr fortführen: Denn die Night Nurse (Ruth Connell) hat von der unerlaubten Präsenz der beiden Teenager erfahren und will diese nun ins Jenseits bringen – und wenn nötig, gewaltsam…

Gaimans Multiversum

Wär hätte es gedacht: Der Fantasyautor Neil Gaiman hat auch hier seine Finger im Spiel. Tatsächlich entstand die Geschichte um die Dead Boy Detectives aus einer Nebenhandlung der legendären Comicreihe Sandman als der Teufel die Hölle verließ und die Verdammten kurzzeitig zur Erde zurückkehrten. Ein Element, das die Serie technisch gesehen auch mit der Serie Lucifer verbindet, wenn auch nur entfernt. Man sieht: Aus Gaimans Werken hat man sich ein eigenes kleines Multiversum zusammengebraut.

Doch die Serienadaption rund um die Dead Boy Detectives ist noch schräger. Ihr erstes TV-Debüt hatte sie nämlich in Form eines Crossovers mit der Serie Doom Patrol, einer Superhelden-Comicadaption, die an Surrealität kaum zu überbieten war. Damals waren es noch andere Schauspieler und die Serie sollte Teil des Doom-Patrol-Universums sein. Doch dann gab es Änderungen hinter den Kulissen und die Urheberrechte wurden von Netflix aufgekauft. Nun sind die toten Detektive wieder Teil des Sandman-Universums, was sich auch in bestimmten Cameos widerspiegelt: So erscheint auch Death (Kirby Howell-Baptiste), die Schwester von Dream. Doch trotz dieser Verweise bleibt Dead Boy Detectives größtenteils eine unabhängige Handlung, sodass sich der ganze Fokus auf das übernatürliche Krimi fokussieren kann.

Ghost Buddies

Sie sind tot, sie sind Jungen, sie sind Detektive – eingängig! Durch diese simple Prämisse hat man erfolgreich eine Basis für eine funktionierende Handlung geliefert. Das funktioniert vor allen Dingen aufgrund des Geister-Duos, bestehend aus Charles und Edwin. Während Charles als Mann fürs Grobe sich schnell in Aktion begibt, erweist sich der geniale, aber leicht verklemmte Edwin als kühler Problemlöser. Trotz ihrer Unterschiede funktionieren ihre Interaktionen hervorragend, zumal beide ähnliche Schicksale durchlebt haben, da sie sehr früh unter ähnlichen Bedingungen aus dem Leben gerissen wurden und noch ungeklärte Angelegenheiten haben. Gerade Edwins unterdrückte Homosexualität ist ein immer wieder aufkommendes Element seiner Charakterentwicklung, vor allen Dingen in Bezug zu seinem Freund und Kollegen Charles.

Das Duo funktioniert so gut, dass die anderen Charaktere schon fast schon überflüssig sind. So kann sich Crystal und ihre Probleme mit ihrem dämonischen Ex erst spät in die Team-Dynamik einbringen, ohne wie das fünfte Rad am Wagen zu erscheinen. Da lebt sich Niko (Yuyu Kitamura) schon schneller ein, die nach einer übernatürlichen Nahtoderfahrung ebenfalls anfängt, Geister zu sehen. Alleine die Tatsache, dass sie es durch ihre offene und skurrile Art geschafft hat, dass sich Edwin ihr gegenüber öffnet, ist schon bemerkenswert.

Geschichten aus der Gruft

Gruseliges, Geister, gruselige Geister – Das alles darf bei den übernatürlichen Detektiven natürlich nicht fehlen. Daher überrascht es auch nicht, dass die Serie recht episodisch aufgebaut ist und häufig mit einem Geister-Fall anfängt. Dabei erweisen sich diese meistens als abwechslungsreich. Mal hilft man einem Soldaten aus dem ersten Weltkrieg, mal deckt man ein High-School Verbrechen auf und mal beendet man eine repetitive Mordserie. Dabei beschränkt man sich nicht nur auf klassische Geistergeschichten, sondern bringt noch weitere übernatürliche Elemente mit ein. So gehören parasitäre Naturgeister und bissige Pilze mit dazu. Die Serie bleibt abwechslungsreich, sodass man nie wirklich weiß, was auf einen als nächstes zukommt.

Doch gerade in diesem Punkt bildet sich ein Problem:

The Lover, the Witch and the Walrus

Dead Boy Detectives versucht von allem etwas einzubringen. Es soll eine Geisterkrimi sein, aber auch ein Fantasy-Epos, dass sich in die Welt vom Sandman einreihen kann. Doch im Gegensatz zu dessen Surrealität oder auch zur kompletten Absurdität eines Doom Patrol bleibt Dead Boy Detectives verhältnismäßig bodenständig. Dadurch erscheint der Weltenbau durch das ständige Hinzufügen neuer Elemente in die Story ohne zureichende Erklärung recht inkonsistent. Hinzu kommen noch skurrile Gestalten, wie ein Ladenbesitzer, der früher ein Walross war, eine jahrhundertalte Hexe oder auch der Katzenkönig (Lukas Gage), der ein besonderes Interesse an Edwin entwickelt hat. Zweifellos interessante Gestalten, die sehr schnell auf den Zuschauer losgelassen werden.

Auch der Ton ist nicht immer konsistent. Wenn es anfangs eine düstere Geistergeschichte aufbaut, wird es schnell mal comichaft bunt. Zwar hat die Serie sowohl seine düsteren, seine emotionalen und auch seine witzigen Momente, doch der Übergang ist nicht immer fließend. Vor allem dann nicht, wenn man eine dramatische Entwicklung einer komödiantischen Auflösung abwickelt, die man sonst in Doom Patrol erwartet hätte.

Hier bleibt die Frage, ob es besser gewesen wäre, ob man sich anfangs nicht stärker auf Geistergeschichten fokussiert hätte und die schrägeren Elemente mit der Zeit eingebracht hätte. Denn wenn es um Surrealismus geht, macht die Serie nicht wirklich viel neu.

Fazit

7.4/10
Ordentlich
Community-Rating:
Handlung 7/10
Spannung 7.5/10
Charaktere 8.5/10
Emotionen 7.5/10
Visuelle Umsetzung 6.5/10
Details:

Dead Boy Detective macht so einiges richtig, wenn es darum geht, möglichst viel aus dieser schrägen Prämisse herauszuholen. Vielleicht ein bisschen zu viel, denn man wird mit so viel Übernatürlichem beworfen, dass ein gewisser Fokus fehlt. Der Versuch ist nicht überraschend, zumal man heutzutage sehr viel Konkurrenz hat, was schräge und surreale Serien angeht. Doch hier wäre es besser gewesen, sich auf ein Aspekt zu fokussieren und den Ton beizubehalten.

Nichtsdestotrotz erhalten wir bunte, fantasievolle und geistreiche Geistergeschichte serviert mit einer Besetzung, die sowohl lebend als auch tot eine gute Figur macht. Und auch wenn die Serie sich gegenüber der Konkurrenz nicht hervorsticht, so erhalten wir dennoch eine schräge Serienadaption, die der Tod noch nicht holen sollte.

Artikel vom 28. Mai 2024

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