7.5/10

Kritik: Gen V – Staffel 1

EIN SUPER-SEMESTER

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Genres: Action, Comic, Drama, Startdatum: 29.09.2023

Interessante Fakten für…

  • Der Schauspieler Derek Wilson arbeitet wieder mit Rogen und Goldberg zusammen, nachdem er in deren Fernsehserien Preacher, Future Man und Teenage Mutant Ninja Turtles mitgespielt hat.

Der Erfolg von der brutalen Superheldensatire “The Boys” führte schnell zur Entstehung von “Gen V”, dem Spin-Off über eine Superhelden-Universität und einer neuen Generation von Supes. Steht die Spin-Off Serie ihrem Vorgänger in nichts nach, oder sollten die Showrunner doch lieber nochmal die Schulbank drücken?

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Wenn ein Supe seine Fähigkeiten im jungen Alter entdeckt, ist es häufig ein ganz besonderer Moment. Nicht so bei Marie Moreau (Jaz Sinclair), die bei der Entdeckung ihrer Blutkräfte versehentlich ihre beiden Eltern tötet und sich und ihre Schwester so zu Waisen macht. Doch in ihrem 18ten Lebensjahr scheint sich alles für Marie zu ändern, als sie an der Godolkin Universität angenommen wird. An dieser renommierten Universität unter der Leitung von Dekanin Indira Shetty (Shelley Conn) wird eine neue Generation von jungen Supes ausgebildet, die entweder zu verbrechensbekämpfenden Helden werden oder zu leicht vermarktbaren Celebrities. Marie erhofft sich ersteres, doch sie stellt schon sehr bald fest, dass all die beliebten und gut vernetzten Supes ihr gegenüber einen deutlichen Vorteil haben.

Doch das sind Maries geringste Probleme. Nachdem ein gefährlicher Supe in der Nacht ein Fluchtversuch startet, hört sie vermehrt von geheimen Operationen, die unter dem Namen “The Woods” betrieben werden. Und als dann der feurige Spitzenstudent Golden Boy (Patrick Schwarzenegger) erst seinen Professor und dann sich selbst umbringt, ist für Marie eines klar: Irgendwas finsteres treibt sich unter der “God U” herum…

Edgelord Comics

Man kann eine Dekonstruktion clever, bedacht und mit einer ausgeklügelten Welt im Hinterkopf schreiben – oder man schreibt mit dem Äquivalent eines Vorschlaghammers. Letztere Herangehensweise übernahm Garth Ennis, der Schöpfer der Preacher Comicreihe als er die Superheldensatire The Boys erschuf. Die Kritik an  Superhelden und den Unternehmen, die sie groß machen, wurde schnell durch übertriebene Brutalität, sexuelle Auswüchse und erzwungene Schocker überschattet, in der jeder Charakter auf irgendeine Weise verdorben ist. Als Amazon 2019 die Serienadaption rausbrachte, fasste man nochmal den Kerngedanken auf und fügte Themen, wie Hollywood und die moderne Celebrity Kultur hinzu. Und ob man es glaubt oder nicht, die Serienadaption ist die “subtile” Version von The Boys!

Drei Staffeln später und The Boys ist ein voller Erfolg und das nicht nur, weil jeder genervt vom allgegenwärtigen Superhelden-Einheitsbrei ist. Und bevor es zum Finale geht, haben die Showrunner mit ein paar Nebenprojekten experimentiert. Doch wo die animierte Anthologie The Boys Presents: Diabolical mehr als fragwürdig ist, erhofft man sich von Gen V über eine mysteriöse Supe-Universität schon etwas mehr. Zurecht?

The College Boys

Wo sich das Spin-Off deutlich von seinem Vorgänger unterscheidet, ist die Wahl seiner Hauptcharaktere. Nach den Missgeschicken der brutalen Anti-Helden-Truppe von The Boys fühlt sich ein Mysterium rund um eine Gruppe junger Super-Studenten wie eine gelungene Abwechslung an. Zum ersten Mal fällt unsere ungeteilte Aufmerksamkeit auf Superhelden aus verschiedenen Hintergründen mit ihren eigenen Versuchen, in der gnadenlos kompetitiven Uni Fuß zu fassen. So muss beispielsweise der hochgerankte Andre Anderson (Chance Perdomo) seinem Supe-Vater Polarity alle Ehre machen, während Emma Meyer (Lizze Broadway) mit ihren scheinbar unbeeindruckenden Schrumpf-Kräften gerade mal auf Social Media punkten kann.

Interessant ist auch, dass diese Generation weiß, dass ihnen mit dem Einverständnis ihrer Eltern Compound V gespritzt wurde, was ihr schwieriges Verhältnis zu diesen noch mehr verkompliziert. Doch gerade die elternlose Marie sticht heraus, die fern von dem Medientrubel aufgewachsen ist und als unbeschriebenes Blatt eine Heldin werden will. Was die Besetzung angeht, zeigt Gen V seine Stärke.

Zudem ist es eine echte Abwechslung, mal keinen bärtigen Murderhobo im Team zu haben.

Super-Allegorien

Nur weil die Serie nicht direkt war, wie ihre Comic-Vorlage, heißt das noch lange nicht, dass man sich zurückhält. Themen wie mediale Manipulation, Oberflächlichkeiten durch Social Media und die Dekadenz von Supe-Celebrities wurden mit einer In-Your-Face-Herangehensweise nahegelegt und Gen V ist da nicht anders. Hier wird das amerikanische College-Leben auf die Schippe genommen, angefangen mit einem ultrakitschigen Werbevideo für die God U, bei dem kein Feel Good – Klischee ausgelassen wird. Natürlich um zu verheimlichen, dass man mit Supes wie mit Sportlern, die nur mit einem Sportstipendium aufgenommen wurden, ordentlich dazuverdient.

„Dein Grundstudium beginnt mit anspruchsvollen, aber wichtigen Seminaren, etwa Heldenethik und Markenverständnis.“

Indira Shetty

 Und auch die jungen Supes sind genauso, wie man sich amerikanische College-Studenten vorstellt: Eingebildet, aufmerksamkeitssüchtig, sexbesessen und nicht in der Lage, einer Debatte für 5 Minuten zuzuhören, ohne in einen Aufstand zu verfallen. Und das wollen die Helden von morgen sein?

Doch auch hier wundert man sich, bis zu welchem Punkt die Anspielungen clever sind und ab wenn es viel zu aggressiv wird. Denn auch wie in The Boys setzt man hier auch gerne auf Übertreibung, Schockfaktoren und Peniswitze, wenn auch nicht ganz in so einem Umfang. Dagegen ist nichts einzuwenden und es kann sogar auf perfide Weise Spaß machen, doch man fragt, ob sowas nicht von der Handlung ablenkt. Und selbst wenn nicht, ist es wirklich so originell, um sich von The Boys abzuheben? Das bringt uns zum folgenden Punkt.

Wie viel Boys steckt in Gen V?

Gen V hatte die schwierige Aufgabe, in nur 8 Episoden die Welt von The Boys zu bereichern und dabei dennoch eine eigene Identität aufzubauen. Letzteres ist nur mäßig gelungen. Das liegt vor allem daran, dass das College Setting mit fortschreitender Handlung immer mehr zu einem Sprungbrett für die eigentliche Thematik wird. Anfangs noch geht es um die Tücken und Intrigen von ehrgeizigen Studenten und Profiteuren, die an den künftigen Helden verdienen wollen. Das wird vor allem dann interessant, wenn Marie zum ersten Mal selbst ins Rampenlicht gedrängt und dem medialen Druck ausgesetzt wird, während nebenher Ermittlungen zu Golden Boy’s Tod und seinem Kontakt zu The Woods laufen.

Doch ab der zweiten Hälfte bricht es plötzlich ab und es geht nur noch die Verschwörungen von The Woods, das sich als Setting nicht sonderlich von anderen geheimen Einrichtungen abhebt, die man schon in The Boys und anderen Beispielen aus dem Genre gesehen hat. Vor allem in der zweiten Hälfte zeigt sich Gen V immer stärker als eine Brücke zur vierten Staffel von The Boys, vor allem dann, wenn auch die ein oder anderen Cameos erscheinen. Zwar sind sie clever eingebunden, doch lenken sie schon vom Spin-Off als eigenständiges Werk ab. Da wünscht man sich schon, man wäre auf bestimmte Charakterbeziehungen stärker eingegangen und hätte sich mehr getraut, sich vom The Boys Stil etwas zu distanzieren und mal ein bisschen mehr zu experimentieren.

Doch glücklicherweise kann mit dem Finale, in dem die Kacke so richtig am Dampfen ist, so einiges gerettet werden. Dennoch hat man das Gefühl, dass es hinter der Originalserie hinterherhinkt.

Fazit

7.5/10
Ordentlich
Community-Rating:
Handlung 7/10
Charaktere 8.5/10
Humor 7.5/10
Tiefgang 7/10
Action 7.5/10
Details:

Gen V zeigt, wie mit etwas Geschick und sympathischen Charakteren die Welt rund um The Boys ausgebaut werden kann, ohne auf ständige Edgelord-Methoden zurückgreifen zu müssen. Das College-Setting fühlt sich frisch an, auch wenn es ähnliche gesellschaftskritischen Themen behandelt wie schon sein Vorgänger und hat ein paar interessante Einfälle, die den Spin-Off hervorheben. Doch mit der Zeit greift es die typischen Konflikte auf, die man schon gesehen hat und es fühlt sich an wie The Boys Lite. Man wird das Gefühl nicht los, dass man immer wieder den falschen Charakteren die nötige Aufmerksamkeit gewidmet hat, während man andere vernachlässigt hat.

Dennoch muss man sagen: Gen V ist ein gelungener Spin-Off, der die Handlung rund um The Boys erweitert und einige interessante Dramen und Twists einbringt. Jetzt bleibt abzuwarten, ob Staffel 4 sich das zunutze machen wird.

Und die wichtigste Frage bleibt weiterhin bestehen: Wer wird denn nun in die Seven aufgenommen?

Artikel vom 12. November 2023

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