Tokio kann keine Geschichten erzählen
Stilistisch hat sich mit dem zweiten Teil der Staffel natürlich nichts geändert. Jede Folge beginnt mit einer tickenden Uhr und Tokio moderiert das Geschehen mit ganz viel Pathos. Doch warum muss ein Geiseldrama unbedingt als modernes Märchen erzählt werden? Durch das ständige Nacherzählen wirkt Haus des Geldes wie eine “epische” Legende, die man seinen Kindern beim Schlafengehen erzählt. Auf der anderen Seite wollen die Serienmacher mit der ablaufenden Zeit einen Realismus suggerieren, in dem in jeder Folge Dauer und Uhrzeit der Geiselnahme dokumentiert wird. Diese Verwirrungen im Erzählstil annullieren jede echte Spannung, die im Geiseldrama aufkommen könnte. Das ist genauso, wie wenn ein Fußball-Kommentator das Spiel nacherzählen würde: “Doch Ronaldo wusste nicht, dass er in den letzten Minuten noch ein Tor schießen würde!” Man raubt der Situation die Echtheit – das Gefühl, dass alles passieren kann. Haus des Geldes braucht keine Moderatorin. Teil 2 belegt endgültig, dass es sich dabei nur um ein faules Drehbuch-Werkzeug handelt. Wenn man etwas nicht zeigen kann, wird es einfach erzählt.
Keine Überraschungen mehr
Während in Teil 1 noch genug Ungewissheit bezüglich des Handlungsausgangs bestand, ist Teil 2 so vorhersehbar wie eine Bauanleitung – am Ende wird schon das richtige Produkt rauskommen. Es geht nur noch darum, die letzten Schrauben festzuzurren. Genauso hakt Haus des Geldes die letzten Stationen der Story einfach ab.
Dennoch bewegt sich die Geschichte im Schneckentempo. Die komplette Staffel ist mindestens sieben Episoden zu lang. Der Spannungsbogen wurde massiv überspannt, bis er ausgerechnet in den letzten Folgen endgültig durchreißt. Diese Geiselnahme dauert viel zu lange und fühlt sich absolut nicht mehr wie eine gefährliche Situation an – mehr wie das klaustrophobische Set einer Soap-Opera.
Selbst die großen Enthüllungen, die wir alle kommen sahen, wirken schon beinahe belanglos. Das liegt vor allem daran, dass die Drehbuchautoren auf die falschen Aspekte wert legen. Richtig, in Teil 2 dreht sich beinahe alles um die Liebe.
Kitsch bis zum Abwinken
Teil 2 lässt die peinlichen Romanzen noch weiter hochkochen. Monica+Denver, Raquel+Professor und Tokio+Rio sind so arm an Chemie, dass jeder prickelnde Moment wie unangenehmes Petting wirkt. Der Begriff “Stockholm-Syndrom” findet nun auch endlich Einzug in den Wortschatz der Drehbuchautoren und wird voll ausgeschlachtet. Dabei würde der Begriff “Titanic-Syndrom” viel besser passen: Die Charaktere verlieben sich nämlich innerhalb weniger Tage derart Hals über Kopf, dass es bereits nach 80 Stunden Geiselnahme erste Heiratsanträge gibt. Wir haben es in Teil 1 kommen sehen, nun ist es bestätigt. Haus des Geldes ist eine Romanze. Wer das romantisch finden will, muss die Serie im spanischen O-Ton anschauen, ohne Untertitel.
Action gibt’s erst im Finale wieder. Doch bis auf ewige Schießereien, bei denen niemand zu sterben scheint, und ein paar bedeutungsschwangeren Monologen gibt’s nicht viel zu erwähnen. Wer ein “Blow-my-mind!”-Finale erwartet hat, wird enttäuscht. Die Geschichte endet genau so, wie man es kommen sehen hat. Nur Berlin bleibt weiterhin erwähnenswert und reißt jede Szene mit seinem Charisma an sich.
Immerhin bilden die letzten zehn Minuten einen netten Bogen zum Anfang der Geschichte. Doch für eine Versöhnung ist es zu spät. Teil 2 ist erstaunlicherweise deutlich schwächer als Teil 1.
Wie dämlich und oberflächlich seid ihr eigentlich? Natürlich sind die Charaktere überzeichnet, natürlich ist das eine spannungsgeladene Story, und, sorry, die klauen kein Geld, keinen Cent, nada – rien! Stumpfe LIebesgeschichten? Ja, ich habe mich auch geärgert, aber so ist die LIebe nun mal
Naja, zur Hälfte sagst du ja schon selbst, was an der Serie nicht stimmt: Die Charaktere sind überzeichnet (und nicht nur das, sie sind, außer Berlin, auch flach und langweilig, oftmals dämlich) und die Liebesgeschichten nerven. Da beinahe die Hälfte der Serie aus Romanzen besteht, fällt das wohl ins Gewicht. Deine Aussagen hören sich für mich an wie ein 60-70 Prozent Score. Oder wie rechtfertigst du einen höheren Score, bzw. die Aussage, dass wir dämlich und oberflächlich sind? Viele haben an der Serie viel Spaß; von mir aus. Aber ich denke, dass meine Kritik nachvollziehbar und belegt genug ist. :) Für den Spaßfaktor hat die Serie ja immerhin noch über 60% bekommen.
P.S.: Natürlich wurde Geld gestohlen. Das ist eine ganz naive und verdrehte Moralvorstellung, dass die Diebe hier niemanden bestohlen hätten. Wenn man für Tage eine Banknotendruckerei besetzt, richtet man einen Schaden in Multimillionenhöhe an. Das ist vielleicht schwerer vorstellbar als wenn man jemandem das Geld unter der Matratze klaut, aber es ist ja wohl offensichtlich, dass da ein riesiger Schaden entsteht, den Menschen wieder ausbaden müssen. So oberflächlich sind wir wohl doch nicht. :D LG
Naja, zur Hälfte sagst du ja schon selbst, was an der Serie nicht stimmt: Die Charaktere sind überzeichnet (und nicht nur das, sie sind, außer Berlin, auch flach und langweilig, oftmals dämlich) und die Liebesgeschichten nerven. Da beinahe die Hälfte der Serie aus Romanzen besteht, fällt das wohl ins Gewicht. Deine Aussagen hören sich für mich an wie ein 60-70 Prozent Score. Oder wie rechtfertigst du einen höheren Score, bzw. die Aussage, dass wir dämlich und oberflächlich sind? Viele haben an der Serie viel Spaß; von mir aus. Aber ich denke, dass meine Kritik nachvollziehbar und belegt genug ist. :) Für den Spaßfaktor hat die Serie ja immerhin noch über 60% bekommen.
P.S.: Natürlich wurde Geld gestohlen. Das ist eine ganz naive und verdrehte Moralvorstellung, dass die Diebe hier niemanden bestohlen hätten. Wenn man für Tage eine Banknotendruckerei besetzt, richtet man einen Schaden in Multimillionenhöhe an. Das ist vielleicht schwerer vorstellbar als wenn man jemandem das Geld unter der Matratze klaut, aber es ist ja wohl offensichtlich, dass da ein riesiger Schaden entsteht, den Menschen wieder ausbaden müssen. So oberflächlich sind wir wohl doch nicht. :D LG
Finde die Kritik sehr überspitzt und unfair. Erstens fägnt man mit den positiven Seiten an und sagt zum Schluss sachlich und neutral, was man besser hätte machen können.. und zweitens ist der ganze Kritik-Bericht NUR negativ eingestellt.
Haus des Geldes ist eine der spannensten Serien überhaupt!
Jede Folge war ein voller Suchtgenuss! Was ich jedoch nicht nachvollziehen kann: Der “geniale Plan” hat Neben der leichtsinnigen Liebesstory zwischen dem Professor und der Inspektorin 2 Fehler, die demProfessor nicht passieren durfte:
1. Auch der Professor braucht mal Schlaf oder muss mal weg. Er kann die Kontrolle über die Geschehnisse bei der Polizei und bei der Geiselnahme nicht allein übernehmen. Es fehlt eine Person, mit der er sich hätte abwechseln können.
2. Die Auswahl der Mitglieder der Geiselnahme war schlampig: Professionelle Mitglieder solch eines lang geplanten Überfalls machen nicht schon am ersten Tag, was sie wollen. Es wurde sich am Ende kaum noch an den Plan gehalten, besonders Berlin machte ständig sein eigenes Ding und gefährdete doe Peration immer wieder mit seinen machtsmissbräuchlichen Launen. Begonnen mit dem Befehl, Monica töten zu lassen, was die erste Regel des Professors brach. Wie konnte solch ein genialer Typ wie der Professor jemanden wie Berlin zum Anführer machen?
Was mir außerdem etwas Angst macht: Das Staffelfinale vom 2. Teil war ein geniales Storyende, ich bin richtig fasziniert und beeindruckt, jedoch lese ich nun, dass es eine 3. Staffel geben wird. Ich bange ein wenig darum, dass das endgültige Storyende nicht so gut sein wrid, wie das Finale von Staffel 2. Die Geschichte ist vorbei, sie ist abgeschlossen, man hätte es dabei belassen sollen.