Kritik: Borat: Anschluss-Moviefilm
Film für aktuell Amerika it’s nice
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Seit dem letzten Film ist es Kasachstans zweitbestem Journalist schlecht ergangen: die ganze Welt hat über die Kasachen gelacht und Borat ist zur Strafe ins Arbeitslager gesteckt worden. Doch jetzt bekommt er eine zweite Chance.
Die Regierung ist nicht erfreut, dass Donald Trump diverse Diktatoren zu seinen Freunden zählt, sich aber noch nicht in Kasachstan gemeldet hat. Um die Beziehungen zu den US and A zu verbessern, soll Borat nach Amerika reisen und Vizepräsident Mike Pence einen Affenpornostar schenken. Zusammen mit seiner Tochter Tutar stolpert er wie gewohnt von einer absurden Situation in die nächste.
Das Muster ist in etwa dasselbe wie zuvor. Mit einem Unterschied: Borat selbst taucht nur wenig im Film auf. Denn, wie in einer Szene zu Beginn klargemacht wird, im grauen Anzug und mit Schnauzbart wird Sacha Baron Cohen sofort auf der Straße angesprochen. Jeder kennt Borat, die alte Masche funktioniert nicht mehr. Es folgt eine Reihe recht austauschbarer Kostümierungen als bärtiger wirrer Mann, plus: ein kurzer Auftritt als Donald Trump.
Der Film erzählt dann auch vielmehr die Geschichte von Tochter Tutar, großartig rücksichtslos gespielt von Marija Bakalowa. Vom Schweinestall in kasachischen Hinterland geht es für sie nicht nur nach Amerika, sondern auch um die Emanzipation von der antifeministischen Propaganda ihres Vaters. Dieses Setting dient als steter Spiegel für das Frauenbild der amerikanischen Gesellschaft.
Der Film hat eine klare politische Agenda. Viel deutlicher als der Vorgänger. Doch neben all diesen, ohne Zweifel sehr lobenswerten, Ideen bleibt doch eine ganz wichtige Frage: Ist der Film lustig? Schließlich ist es eine Komödie. Die Antwort: Manchmal. Immer dann nämlich, wenn der Humor auch tatsächlich auf die Verwerfungen in der Gesellschaft abzielt.
So sucht Borat mit seine Tochter in einer Szene etwa ein “Women’s Health Centre” auf, nachdem Tutar versehentlich ein Spielzeugbaby verschluckt hat. Dort berät sie allerdings kein Arzt, sondern ein Priester, dessen Hauptanliegen es ist, Frauen von einer Abtreibung abzuhalten. Es entfaltet sich eine großartige Aneinanderreihung von Missverständnissen, die uns mehrfach zum Lachen gebracht hat.
Insgesamt fehlt es dem Film an einigen Stellen etwas an Biss. Sowohl die Conservative Women als auch die an anderer Stelle vorgeführten Verschwörungsanhänger sind sehr leichte Ziele. Auch wirkt der aus dem ersten Film bekannte Culture-Clash-Humor doch stark veraltet. Beispielsweise der Witz, dass Borat Geschirr und technische Geräte in die Waschmaschine räumt, ist wirklich mau und gehört zusammen mit Gymnastikmontagen mit Gummipenis zu den uninteressanteren Momenten des Films.
Manche Späße sind zwar in Ordnung, dauern aber etwas zu lang z.B. das wiederholte Kommunizieren mit dem kasachischen Landwirtschaftsministeriums via Fax im Copy-Shop verliert sehr schnell an Witz. Insgesamt fühlt sich der zweite Teil von Borat etwas zu sehr an wie die Pandemie-Situation, in der er entstanden ist und die er, natürlich, auch aufs Korn nimmt: Die Handlung hängt etwas zu lange an zu wenigen Orten rum und alles zieht sich etwas in die Länge.
Doch in Anbetracht der erschwerten Bedingungen der Veröffentlichung schlägt der Humor des Films sich gut. Denn zu sehen gibt es ihn dieser Tage nicht im Kino, sondern ausschließlich bei Amazon Prime. Ohne einen vollen Kinosaal, der durch kollektives Gelächter auch schwächere Stellen rettet, fällt jeder Gag, der nicht zündet, sofort auf.
Artikel vom 17. November 2020
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