7.8/10

Kritik: Deadpool & Wolverine

(BUCHSTÄBLICH) NICHT TOTZUKRIEGEN

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Genres: Action, Comic, Komödie, Startdatum: 24.07.2024

Interessante Fakten für…

  • Hugh Jackman sagte, dass er nach Logan: The Wolverine (2017) eigentlich damit fertig war, die Rolle des Wolverine zu spielen. Auf die Frage, warum er für diesen Film zurückzukehren würde, sagte er einfach: „I just wanted to do it, and I felt it in my gut“, und fügte hinzu, dass er die bestmögliche Zeit am Filmset zusammen mit Ryan Reynolds haben wollte.
  • Ryan Reynolds sagte, dass er und die Macher absichtlich um ein geringeres Budget gebeten haben, als Disney ihnen angeboten hat. Er erinnerte sich daran, dass der erste Deadpool (2016) ein solcher Erfolg war, weil sie ständige Zeit- und Budgetbeschränkungen hatten. Das förderte eine Atmosphäre für große Kreativität.

Deadpool ist wieder da – und diesmal endlich gepaart mit Wolverine. Nachdem Disney Fox aufgekauft hat, macht Shawn Levy diesen langen Fan-Traum endlich wahr. Kann Deadpool unter diesen Vorgaben immer noch erfolgreich die vierte Wand durchbrechen oder bricht er sich nur den Arm?

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Der legendäre Deadpool? Das war einmal. Nun hat sich Wade Wilson (Ryan Reynolds) zurückgezogen und ein einfaches Leben als Autoverkäufer angefangen. Sein neues Leben ist nichts besonderes, doch er hat seine Gruppe an Freunden, die es lebenswert machen.

Doch zu seinem Geburtstag steht die “Time Variance Authority” (TVA) vor seiner Haustür, eine Organisation, die die Zeitlinien überwacht. Der Leiter Mr. Paradox (Matthew Macfadyen) bietet Deadpool die Chance seines Lebens an: Er soll in die zentrale Zeitlinie, wo er den Avengers beitreten kann. Doch es gibt ein Problem: Wolverine (Hugh Jackman), der sich zuvor heroisch geopfert hat, war anscheinend der “Anker”, der Deadpool’s Universum zusammenhielt. Mit seinem Tod wird dieses Universum nach tausenden Jahren sterben. Doch Mr. Paradox will nicht so lange warten und plant, dieses Universum in den nächsten Tagen zu detonieren.

Natürlich lässt sich Deadpool das nicht gefallen. Also flieht er und teleportiert sich zwischen den Dimensionen, auf der Suche nach einem weiteren Wolverine als Ersatz für den Gestorbenen. Schließlich wird er fündig, doch wie sich herausstellt, ist dieser Wolverine ein betrunkener Versager, der seine Welt enttäuscht hat. Schlussendlich werden beide in die Leere verbannt, wo sie einigen bekannten Gesichtern begegnen…

Disneypool

Der Merc with a Mouth, der Vierte-Wand-Brecher, der leidenschaftliche Einhornliebhaber, DEADPOOL! Die respektlose Deathstroke-Parodie, die wusste dass sie eine fiktive Comicfigur ist und auf kreative Weise mit dem Leser interagierte, gewann schnell erstaunliche Beliebtheit.

Umso erstaunlicher ist es, dass FOX, der die Rechte an Marvel’s X-Men hatte, sich lange nicht getraut hat, Deadpool auf die große Leinwand zu bringen. In X-Men Origins: Wolverine (2009) hat man dieser Version der Figur (damals auch schon gespielt von Ryan Reynolds) aus Prinzip den Mund zugenäht. Erst Jahre später als Testmaterial geleakt und daraufhin zahlreiche Fans zusammen mit Reynolds ordentlich Druck gemacht haben, wurde der Deadpool Film freigegeben – mit einem so geringen Budget, dass es fast schon kriminell ist. Doch trotz aller Hindernisse wurde der Film ein massiver Erfolg. Nun war auch das Studio voll dabei, weshalb bereits 2018 die Fortsetzung rauskam.

Doch dann kam die Maus: Ende 2017 wurde FOX von Disney aufgekauft, weshalb die X-Men eventuell gerebooted werden, um dann ins Marvel Cinematic Universum eingegliedert zu werden – zum Besseren oder zum Schlechteren. Gleichzeitig wurde es um Deadpool sehr still. Verständlich, denn Deadpool ist alles andere als zimperlich und passt garantiert nicht in das inoffensive, oder wie man es so gerne beschreibt, “familienfreundliche” Image von Disney. Doch siehe an: Nicht nur hat man einen neuen Deadpool-Film für ein erwachsenes Publikum angekündigt, dieser findet auch noch mit Wolverine statt – einem Team-Up, denn sich Fans seit Ewigkeiten wünschen. Ob das gut geht?

Sexy Motherfucker

Grundgütiger, es ist Deadpool! Was erwartet ihr? Ihr bekommt genau das was ihr erwartet und mehr! Natürlich ist er wieder komplett abgedreht, durchweg schlagfertig und lässt seine Meta-Respektlosigkeit an allem aus, was nicht bei Drei ins nächstgelegene Franchise geflohen ist. Gerade das absurde Setting mit den verschiedenen Zeitlinien ergänzt sich perfekt mit Deadpools zahlreichen Brüchen der vierten Wand. Dagegen wirkten die Settings aus den letzten Teilen fast schon heimlich. Nicht dass es Deadpool gestört hätte, damals wie heute die Kontinuität weitläufig zu gefährden.

Ab einem gewissen Punkt würde es nicht mal mehr überraschen, wenn er sich in dieser Kritik blicken lässt!

Doch auch zwischen den herrlich überzogenen Kämpfen und den ganzen Lachern (wobei einige Lacher besser funktionieren als andere) gibt man auch in diesem Teil Deadpool eine sentimentale Seite. Dazu gehört, die wenigen Menschen, die ihm was bedeuten, zu beschützen und mal etwas Bedeutendes in seinem Leben zu tun. Wobei man sagen muss: Gerade ersteres hätte deutlich besser funktioniert, wenn man die ganzen Nebencharaktere aus den früheren Teilen nicht nach zehn Minuten außen vor gelassen hätte. Natürlich geht es vor allem um Deadpool, aber einige von ihnen hat man schon ins Herz geschlossen. Und dass Colossus fast gänzlich ausgelassen wurde, grenzt schon an ein Kapitalverbrechen!

Gelber Strampler

Wir erinnern uns noch alle an die herzzerreißende Szene aus Logan – The Wolverine (2017) als Logan sich opferte, damit Laura und die anderen verbliebenen Mutanten eine Chance auf ein neues Leben haben. Es war ein packendes Finale und ein wirkungsvoller Abschluss bei dem Wolverine, der seit 17 Jahren ausschließlich von Hugh Jackman gespielt wurde, endlich zur Ruhe kam.

Und dann kam Disney und dachte sich: Lass uns ein Grab schänden!

Das war der Eindruck als zum ersten Mal Infos über diese Fortsetzung herauskamen. Doch immerhin muss man sagen, dass man die Figur “Logan” aus den Vorgängern in Ruhe gelassen hat – nicht jedoch den Schauspieler. Hugh Jackman hat man erneut als Wolverine angestellt, doch diesmal als einen anderen Wolverine, der nichts von den Heldentaten des Vorgängers getan hat. Und tatsächlich fühlt er sich wie ein Wolverine an, der die schlimmsten Eigenschaften seines Vorgängers verstärkt in sich trägt, was ihm in seinem Universum zum Verhängnis wurde. Doch auch hier hätte man stärker auf seine Vergangenheit eingehen können. So wirkte sie relativ schnell abgefrühstückt.

Doch wo Wolverine funktioniert, ist in der Dynamik mit Deadpool. Als entnervtes Gegengewicht zu Deadpools hyperaktiven Verhalten passen die Helden perfekt zueinander. Hinzu kommt noch, dass Wolverine endlich, ENDLICH, sein ikonisches gelbes Kostüm aus den Comics tragen darf. Und dass die beiden hervorragende Kampfszenen miteinander UND gegeneinander haben, brauche ich wohl nicht nochmal zu erwähnen. Und die Kämpfe haben es in sich, sei es in der Innenstadt, einer Wüste am Ende der Welt – oder einem Honda!

Deadpool “killt” das MCU Universum

Als Deadpool von der TVA – NICHT WEGRENNEN, ES WIRD BESSER!

Also… als Deadpool von der TVA abgeholt wird, bestand zurecht die Gefahr, dass er dem endlosen Gestrüpp der wahnwitzigen Handlungslücken aus den Disney+ Serien zu Opfer fallen würde, wie es bereits bei Loki passiert ist. Generell muss man sich fragen, wie eine unseriöse Figur wie Deadpool, die Kontinuität und etablierte Regeln mit Füßen tritt, in einen so etablierten Handlungsstrang wie die MCU eingeführt werden soll, ohne einen weiteren She-Hulk-Zwischenfall auszulösen.

Doch glücklicherweise fokussiert man sich hier nicht allzu sehr auf die Kontinuität mit dem MCU. Die Exposition ist schnell abgefrühstückt und schon macht Deadpool sein eigenes Ding. Tatsächlich fühlt sich dieser Teil so an, als sei er sowohl von dem Marvel Universum als auch von seinen zwei Vorgängern losgelöst. Man braucht lediglich Vorkenntnisse um alle Anspielungen zu verstehen. Zwar verbessert dieser Umstand nicht die chaotische und die mit Lücken übersäte Handlung, in der Schurken wie Mr. Paradox für den Großteil des Films ausfallen und durch bizarre Bösewichte wie Cassandra Nova (Emma Corrin) ersetzt werden. Doch so ein Chaos ist von einem Deadpool zu erwarten.

Der Fan-Service aller Fan-Service

Ja, Fan-Service! In einer Comicadaption! Wer hätt’s gedacht? Tatsächlich waren die unzähligen Superheldenfilme und Serien der letzten Jahre so sehr mit (teils halbgaren) Fan-Service und Cameos übersäht, dass es schon zu Müdigkeitserscheinungen kam.

Umso erleichterter ist man, wenn sich herausstellt, dass Deadpool diesen Umstand nutzen und daraus was kreatives und erstaunlich cleveres machen kann. Von einer meta-fiktionalen Ebene her, macht der Fan-Service Sinn: Der Übergang ins Hauptuniversum und die Zerstörung des alten Universums ist eine (offensichtliche) Metapher für die Übernahme von FOX durch Disney und mit ihr die Rückholung ihrer alten Lizenzen. Einen großen Teil des Fan-Services trifft daher die alten und verworfenen Schöpfungen, einschließlich unvollständiger Projekte und fragwürdiger, aber nicht minder überraschender Cameos.

Da gibt es für Deadpool eine Menge Vorlagen, um sich über die beiden Studios lustig zu machen.

Auf den ersten Blick zumindest…

Die Maus lässt sich verarschen?

Doch wenn man sich die Witze etwas genauer ansieht, merkt man, dass sie nicht primär auf Disney abzielen. Tatsächlich gilt der Großteil des Spotts gegenüber FOX. Angefangen damit, dass man in der Wüste der Leere das alte FOX-Logo findet, fokussiert sich der Großteil des Humors auf die Darstellungen der alten Figuren von FOX und deren missglückten und abgebrochenen Filmprojekten. Das ist an sich kein Problem. Man merkt jedoch, dass man die Schöpfungen unter Disneys “Schirmherrschaft”, vor allen Dingen die Avengers, auf ein höheres Podest stellt. Daher wirken die ganzen Witze und Seitenhiebe gegen Disney fast schon “brav”. Dabei gibt es sehr viel, weshalb man sich über Disney lustig machen könnte, doch es ist fraglich, ob es jemals dazu kommt. Bereits andere Lizenzen, wie etwa die Simpsons, mussten diese Art von Humor zurückschrauben. Doch sie waren schon qualitativ tot, lange bevor Disney sie übernahm. Da hat Deadpool mehr zu verlieren.

Alles in allem hat Deadpool noch seine Kanten, doch man merkt, wo die Grenzen liegen.

Fazit

7.8/10
Gut
Community-Rating:
Handlung 5.5/10
Charaktere 8.5/10
Action 9/10
Humor 9/10
Visuelle Umsetzung 7/10
Details:
Regisseur: Shawn Levy,
FSK: 16 Filmlänge: 128 Min
Besetzung: Emma Corrin, Hugh Jackman, Matthew Macfadyen, Rob Delaney, Ryan Reynolds,

Ich sagte ja: Ihr kommt wegen Deadpool und ihr bleibt wegen Deadpool. Es ist witzig, es ist abgedreht und es sprengt jeden Rahmen. Auch die Dynamik mit Wolverine funktioniert hervorragend und der Fan-Service überbietet sich mal wieder, so wie man es sich vom Merc-with-a-Mouth auch erwartet. Für Comic-Fans ein Muss, für andere lohnt es sich dann, wenn man über die chaotische Handlung und das nötige Hintergrundwissen für die Cameos hinwegsehen kann. Alles in allem bleibt nur zu hoffen, dass Deadpool im vierten Teil die vierte Wand endgültig bricht.

“Wirklich? Das bin ich für euch? Der Typ, der die vierte Wand bricht? Ich öffne mein HERZ in drei Filmen und ENTBLÖßE meinen Körper für zwei seelenlose Konzerne und ich bleibe nichts weiter als der Ich-bin-so-Random-Idiot im roten Ganzkörperkondom?”

Also ich… ich meine…

“Nur ein Scherz, das ist genau das was ich tue! Ich bin DEADPOOL, der MOTHERFUCKING MARVEL JESUS! Hab ein bisschen mehr Respekt, du schreibst hier eine Kritik über mich! Und jetzt freut euch schon mal auf den vierten Teil mit mir und nur dem echten mir! ICH SAGTE FREUT EUCH!”

Artikel vom 30. Juli 2024

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