Kritik: Es Kapitel 2
F(ANTASY)SK 16
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Das Monster, das die Kinder von Derry heimsucht, ist zurück. Der Blutschwur, dass alle wieder in Derry zusammenfinden, wenn ES wirklich zurückkehrt, verlieh dem Ganzen am Ende des ersten Teiles einen, für Kinder, ernsten Nachdruck und bitteren Beigeschmack.
27 Jahre später: Alle sind getrennter Wege gegangen und haben mehr oder weniger Erfolg im Leben. Erst als der Anruf aus Derry, Maine sie erreicht, werden sie unsanft aus ihrem Alltagsleben gerissen. Die Morde fangen wieder an, Kinder verschwinden, man kennt es bereits. Jetzt liegt es an ihnen, den Schwur zu befolgen und das zu Ende zu bringen, was sie 27 Jahre zuvor angefangen haben: Pennywise endgültig zu vernichten.
Es ist immer problematisch in einen Film zu gehen, der auf einem Buch basiert. Meist gewinnt das Buch und man empfindet jegliches Weglassen bestimmter Stellen als Beleidigung an die Vorlage. Wie also verfilmt man zufriedenstellend einen Roman mit 1,138 Seiten? Richtig, man macht zwei Filme daraus! Es Kapitel 2 kommt mit 170 Minuten auf fast drei Stunden. Zusammen mit dem ersten Film dauert die IT-Saga hiermit etwas über fünf Stunden. Man merkt, dass man der umfangreichen Handlung genügend Zeit zum Atmen gegeben hat. Szenen werden ausgespielt, es kommt eine Ruhe in den Film und es werden viele Details mit aufgenommen, für die in der ersten Verfilmung von 1990 schlichtweg keine Zeit blieb.
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Die Handlung hetzt nicht von einer Schlüsselszene zur nächsten, sondern traut sich auch mal inne zu halten. Dadurch sind die Rückblenden nicht verwirrend, sondern tragen zum Verständnis des Filmes und der Charaktere bei. Die Kameraeinstellungen wurden dabei sehr clever gewählt, wodurch keine unangenehmen Blenden oder Farbverläufe nötig waren.
Ein besonderer Fokus wird mitunter auf die emotionale Paradoxie von Missbrauchsopfern gelegt. Die Liebe einer Tochter, obwohl sie körperlich misshandelt wird, wurde von der 17 Jahre alten Sophia Illis schauspielerisch beeindruckend umgesetzt.
Auch sonst ist der Cast des Filmes gut gewählt. Besonders stechen hier die Leistung von Jessica Chastain als Beverly Marsh, die durch Erfahrungen in ihrem Leben zunehmend unsicherer wurde, aber durch ihre alten Freunde wieder an Selbstbewusstsein gewinnt, und Bill Hader, in seiner Rolle als Richie „Trashmouth“ Tozier, der für einen angenehmen Comic Relief sorgt, heraus. Er hat immer einen sarkastischen Unterton, der aber trotz der Umstände nie fehl am Platz ist.
Wer aber einen Film sehen möchte, der einen vor Angst nicht schlafen und die Eingeweide gefrieren lässt, ist hier an der falschen Stelle. Dass Andrés Muschietti nicht genau weiß, was Menschen wirklich verängstigt, dass Horror mehr ausmacht, als das gelegentliche erscheinen lassen von Monstern, hat sich bereits bei seinem Film Mama (2013) gezeigt.
Muschietti gibt den Ungeheuern in seinen Filmen sehr viel Screen time, was die Zuschauer dazu bringt, sich an den Anblick zu gewöhnen. Zwar werden diese Erscheinungen immer abstoßender, was zwar im Sinne von ES ist, jedoch nicht zum Horror-, sondern eher zum Übelkeitsfaktor beiträgt. Zudem ist es ärgerlich, dass man Gruselszenen vorhersehen kann. Man kann sie im Vorhinein an den Fingern abzählen.
In der Mitte des Filmes, als sie sich alle einmal trennen, um die Stadt zu erkunden, fällt das besonders auf. Der Fokus richtete sich reihum auf die einzelnen Hauptcharaktere und endete jeweils mit dem Ende einer Erscheinung von ES. Die Szenen wurden zwar visuell gut umgesetzt, aber irgendwann denkt man sich nur noch: „Drei sind durch, drei weitere kommen noch.“ Das einzige, was hier überraschend ist, ist die letztendliche Reihenfolge, wer als nächstes seine ganz persönliche Screen Time bekommt.
Trotz eines kitschigen Shape of Water-Unterwasser-Moments am Ende des Filmes, wird wenigstens der Love-Interest sehr gut positioniert. Es ist nie zu einhundert Prozent klar, wer sich am Ende zusammenfinden wird, bzw. ob sich überhaupt jemand findet. Zudem nimmt es keinen übermäßigen Platz in der Handlung des Filmes ein.
Die größte Stärke liegt bei Es in der beruhigenden Kulisse, mit der Verwendung sommerlich warmer Farben und starker Kontraste an einigen Stellen. Im Gedächtnis bleibt hier besonders das Herausstechen der roten Ballons, oder die knallgelbe Regenjacke. Die einzelnen starken Bilder bleiben vergleichsweise lange stehen, wodurch man sie als Zuschauer besser auf sich wirken lassen kann. Unterstrichen wird diese Atmosphäre mit der Filmmusik vom britischen Komponisten Benjamin Wallfisch. Stellenweise gibt die Musik leichte Harry Potter-Vibes, was den Film automatisch in eine Fantasy Richtung rückt, geschmückt mit einem Hauch an Zirkus. Bereits am Anfang nimmt einen das langsame Aufsteigen der roten Ballons mit und fasziniert mit einer unheimlichen Romantik, die sich durch den ganzen Film ziehen wird.
Gesamtheitlich betrachtet erfüllt Es Kapitel 2 nicht die Erwartungen an einen Horrorfilm, sondern entspricht eher einem Fantasy-Film mit Horrorelementen. Dafür bringt er aber andere Vorzüge, die vielen Filmen dieses Genres fehlen. Bis auf die abstoßende Wahl der Monstererscheinungen, ist er sehr schön anzusehen. Die Farben, Kontraste und die Musik sind nahezu perfekt aufeinander abgestimmt. Man merkt zudem, dass man sich die Buchvorlage zu Herzen genommen hat, also an den richtigen Stellen gekürzt und die richtigen Szenen drinnen gelassen hat. Mit einer passenden Erwartungshaltung lohnt es sich diesen Film anzuschauen, doch für richtigen Horror sollte man besser Filme wie Hereditary oder für den angemessenen Einsatz von Monstern A Quiet Place schauen.
Artikel vom 11. September 2019
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