Der zweite Grund, woran die Geschichte krankt, ist der große Fokus auf den Kalten Krieg. Anfangs macht gerade dieser Umstand Shape of Water – Das Flüstern des Wassers so spannend und einzigartig. Doch je mehr Zeit die Spionage-Elemente einnehmen, desto mehr rückt die Liebesgeschichte von Elisa in den Hintergrund. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Amis und Sovjets fällt definitiv spannend aus und mündet in einem wendungsreichen “kleinen” Finale. Doch del Toro hätte gut daran getan, diesen Handlungsstrang etwas zu reduzieren, damit die eigentliche Geschichte Platz zum Atmen hat. Es bleiben zwei Handlungsstränge, die nur teilweise aufgehen.
Sally Hawkins & Michael Shannon brillieren
Die Charakterköpfe, die Guillermo del Toro um sich geschart hat, liefern allesamt feine Performances ab. Sally Hawkins darf in Shape of Water – Das Flüstern des Wassers zwar nicht reden, doch ihre nuancierte Mimik überträgt jede noch so kleine Emotion. Schüchterne Verlegenheit, neckisches Lachen, energische Wutausbrüche – Hawkins haucht einer Figur Leben ein, die den Zuschauer gekonnt abholt.
Als “gute Seelen” des Filmes spielen Richard Jenkins (Cabin in the Woods) und Octavia Spencer (Hidden Figures) gewohnt stark. Jenkins spielt seine gebrochene und von der Gesellschaft enttäuschte Figur mit viel Feingefühl und Seele, während Spencer auch für witzige und “sassy” Momente verantwortlich ist, die die Stärke ihrer Figur zum Vorschein bringen.
Und diese Figuren braucht es auch, denn großer Antagonist Michael Shannon strotzt nur so von Bösartigkeit. Sein Charakter repräsentiert Prestige, Machthunger, Rassismus, Sexismus und so ziemlich alles, was ein Bösewicht der 60er Jahre so an sich hat. Shannon bringt eine ungeheure Energie in seine Szenen, die oft in blutigen Auseinandersetzungen enden (Achtung: Shape of Water ist definitiv kein Märchen für Kinder!). Erwähnenswert ist zudem auch die Leistung von Michael Stuhlbarg, der sich nach Fargo – Staffel 3 erneut für größere Rollen empfiehlt. Stammschauspieler Doug Jones ist einmal mehr für das Fabelwesen verantwortlich, das in einem Mix aus Kostüm, Maske und CGI auch fantastisch aussieht, auch wenn es nicht genügend Charaktermomente bekommt.
Ein Märchen mit Beigeschmack
Keine Frage: Guillermo del Toro hat einen unverkennbaren Stil und weiß seine Schauspieler zielsicher zu führen. Den Golden Globe für “Best Director” hat er sich verdient. Doch so schön seine Geschichte auch inszeniert ist, den emotionalen Kern seines vielleicht etwas zu ambitionierten Werks kann er nicht zur Gänze transportieren. Und das ist es doch, was ein modernes Märchen wirklich ausmacht. Schade, mit ein wenig mehr Fokus auf den romantischen Part der Story wäre del Toro vielleicht ein echtes Meisterwerk gelungen. So bleibt Shape of Water – Das Flüstern des Wassers ein hübscher Film mit unverkennbaren Schwächen in seiner Erzählstruktur.
Du hast alles gesagt, was es zu dem Film zu sagen gibt und ich kann mich dir nur anschließen! Meine Kurz-Kritik:
Der Film fesselt einen visuell, die Handlung kann sich aber für keine Richtung entscheiden, ist weder Fisch noch Fleisch (excuse the pun). Für einen Märchenfilm ist er zu brutal / sadistisch/ sexistisch und für einen Spionage Thriller zu langsam.
Was bleibt ist ein schaler Geschmack im Mund und ein für immer verlorener Sontag Nachmittag.