Kritik: Andor – Staffel 1
DER ANFANG EINER REBELLION
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Wir schreiben das Jahr 5 BBY: Das Imperium festigt seine Machtposition in der Galaxie zusehends, während vereinzelte Rebellionsgruppierungen sich gegen die Übermacht formieren.
In dieser turbulenten Zeit begeht der Kleinkriminelle Cassian Andor (Diego Luna) einen folgenschweren Fehler. Dadurch gerät er nicht nur ins Visier der Imperialen Sicherheitsbehörde (ISB) – auch ein mysteriöser „Käufer“ wirft ein Auge auf ihn. Ehe er sich versieht, findet sich der bis dato unwichtige Andor inmitten eines brodelnden Kampfes um die Zukunft der Galaxie wieder.
Auch wenn mir Rogue One: A Star Wars Story gut gefällt, wäre ich der letzte gewesen, der gesagt hätte, dass es ein Prequel zu Diego Lunas Cassian Andor gebraucht hätte. Ich kann nicht viel sagen, außer: Ich lag falsch!
Andor ist nicht nur eine Geschichte über einen einfachen Mann, der in einen Machtkampf hineinrutscht, der weitaus größer ist als er selbst. Andor ist eine Serie über das ewig währende Ringen von Kontrolle und Freiheit, dem Kampf ums Überleben und die zahlreichen Facetten, die zwischen Gut und Böse existieren.
So begleiten wir über zwölf Episoden nicht nur Cassian bei seiner Reise und beobachten ihn beim Hinterfragen seiner Weltsicht. Wir erleben auch, wie sich sowohl das Imperium als auch die aufkeimende Rebellion um sich selbst winden und zum Erreichen ihrer Ziele Unerwartetes tun.
Sei es ein menschlicher Moment auf Seiten der Imperialen oder zutiefst unmenschliche Handlungen auf Seiten der Rebellion: Gerade die Abkehr von der glasklaren Trennung zwischen Gut und Böse ist es, was Andor zu so einer spannenden Geschichte mit spannenden Figuren macht.
Andor geht den Pfad, den Rogue One im Jahr 2016 erfolgreich ebnete, mit Bravour weite. Seit langem gelang es dem filmischen Star Wars Universum nicht mehr, die politischen, emotionalen und militärischen Kämpfe einiger weniger Menschen gegen die schiere Übermacht des Imperiums so packend zu inszenieren.
Auch wenn kein einziges Mal von Jedi, der Macht oder Ähnlichem gesprochen wird, fühlt sich Andor wie eine Rückkehr zu dem so faszinierenden Kern des Franchises – nämlich dem Kampf zwischen der Rebellion und dem Imperium – an.
Doch auch eine Perle wie Andor hat seine Makel, ziehen sich doch einige der Folgen durchaus. Aber selbst dieser Kritikpunkt hat möglicherweise seinen erzählerischen Zweck: Während die verschiedenen Player ihre Schachfiguren in Position bringen, fährt das Pacing auf ein gefühltes Minimum hinab, nur um in zahlreichen explosiven Momenten richtig aufzudrehen und an die Bildschirme zu fesseln.
Manch eine:r mag das als nicht gut ausbalanciertes Erzähltempo verstehen, manch andere:r empfindet es als gewagten Spannungsaufbau. Egal welchem Lager man angehört, am Ball bleiben sollte man in jedem Fall, denn belohnt wird man mit einigen der spektakulärsten und ergreifendsten Serien-Momente des Jahres 2022.
Es fällt schwer zu sagen, wer in Andor die meisten Lorbeeren für schauspielerische Leistung verdient hat. Ist es Diego Luna, der erneut in die Rolle des Cassian Andor schlüpft und den Wandel der Figur so überzeugend verkörpert? Oder doch Stellan Skarsgård, dem man als vermeintlich gutem, aber auch zwielichtigen Luthen nicht so ganz über den Weg traut?
Auf keinen Fall vergessen sollte man Genevieve O’Reilly, deren Mon Mothma als Politikerin und heimliche Rebellin mit ganz besonderen Zerreißproben konfrontiert wird. Und auch Denise Gough sollte nicht unerwähnt bleiben, die als knallharte ISB-Supervisorin mit ihrem bitterbösen Schauspiel fasziniert.
Ihr merkt: Die Liste an talentierten Schauspieler:innen in Haupt- und Nebenrollen ist lang! Andor hat mit Sicherheit einen der besten Casts der jüngsten Star Wars Projekte. Ein großes Lob muss man hier an die Casting Directors Nina Gold und Martin Ware aussprechen, die für die moralisch-komplexe und hochspannende Erzählung genau die richtigen Leute ausgewählt haben. So macht ein erwachseneres, düsteres Star Wars wieder richtig Spaß!
Was haben The Mandalorian, Das Buch von Boba Fett und Obi-Wan Kenobi gemein? Alle drei Disney+ Serien wurden mithilfe von StageCraft gedreht. StageCraft ist eine neue Filmtechnik, bei der eine große Kuppel aus LED-Monitoren zum Einsatz kommt, die praktisch jedes Setting mit authentischem Lichteinfall replizieren kann. Für die Filmwelt eine unglaubliche technische Revolution, erleichtert sie die Planung von Dreharbeiten doch erheblich und ist für das Publikum quasi unsichtbar.
Was bei The Mandalorian noch gut gelang, offenbarte bei Boba Fett und Obi-Wan Kenobi allerdings schon erste Risse: Sets fühlten sich leerer und lebloser an, worunter auch das Gesamtergebnis lit. Bei Andor entschied man sich für einen anderen Weg und kehrte zu echten Sets zurück.
An dieser Stelle soll gar keine moralische Diskussion im Sinne von „Echte Sets vs. Digitale Sets“ losgetreten werden. Beide haben ihre Vor- und Nachteile und ergänzen sich im Idealfall miteinander. Andor ist für letzteres ein Paradebeispiel. Die echten Sets fühlen sich lebendig an, Realität und CG greifen für spektakuläre Set-Pieces perfekt ineinander. Ohne zu Spoilern lässt sich mit Sicherheit sagen, dass Andor eines der visuell faszinierendsten Serien-Projekte aus dem Star Wars Universum ist, das sowohl mit kleinen und großen Spektakeln begeistert.
Andor ist die Serie, die das Star Wars Universum gebraucht hat. Eine packende Handlung, fantastisch gespielte Charaktere und visuell beeindruckende Momente greifen perfekt ineinander. Herausgekommen ist ein echt starker Star Wars Thriller, dem man die ein oder andere Länge gerne verzeiht.
Artikel vom 20. Dezember 2022
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