7.6/10

Kritik: Godless – Staffel 1

FRAUENPOWER IM WILDEN WESTEN

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Genres: Action, Drama, Startdatum: 22.11.2017

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Das jahrelang totgeglaubte Western-Genre ist mit Quentin Tarantinos doppeltem Cowboy-Ausflug mittlerweile wieder fester Bestandteil der Film- und Serienwelt. Mit ‘Godless’ liefert uns Netflix eine siebenteilige Miniserie, in der nicht nur Revolvermänner, sondern auch Revolverfrauen zum Duell bitten. Doch lohnt sich der Ausflug in die Prärie?

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#NetflixAndChill #Meta #AdvocatusDiaboli

Darum geht’s

Von außen sieht das beschauliche Städtchen La Belle aus wie jedes andere in New Mexico. Auffällig ist nur, dass das Dorf neben dem halbblinden Sherriff Bill McNue (Scoot McNairy) nur von Frauen bevölkert wird. Grund dafür ist ein Minenunglück, bei dem auf einen Schlag alle Männer des Dorfes ums Leben kamen. Nun organisieren sich die hinterbliebenen Witwen selbst, allen voran die toughe Mary Agnes (Merritt Wever).

You want me to kill you? Turn you into a bedtime story?

Frank Griffin (Jeff Daniels)

Wenige Jahre später taucht der schweigsame Roy Goode (Jack O’Connell) in der Gegend auf, offensichtlich in einem Feuergefecht angeschossen und nun auf der Flucht. Bei Outlaw Alice Fletcher (Michelle Dockery) findet er Unterschlupf. Nach und nach kommt ans Licht, dass ihm eine berüchtigte Verbrecherbande auf den Fersen ist, zu dessen Anführer Frank Griffin (Jeff Daniels) er eine besondere Verbindung zu haben scheint. Das beunruhigt nicht nur Alice, sondern auch die Ladies aus La Belle…

Simple Story wird ausufernd erzählt

Die Geschichte in Godless – Staffel 1 ist kein Hexenwerk. Und daraus machen die Showrunner auch keinen Hehl. Selbst wenn vier Storylines parallel zueinander erzählt werden, ist der Zuschauer zu keiner Zeit überfordert. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen, immerhin bekamen wir 2016 mit Westworld bereits einen Mindfuck-Western geboten.

Leider krankt es deshalb an echten Überraschungen. Das Schicksal von La Belle wurde bereits im Trailer offenbart, die Herkunftsgeschichte von Roy kann man sich schon ab Folge 2 ausmalen, selbst die gleichermaßen heftige wie rätselhafte Exposition wird in Rekordzeit aufgelöst. Alles andere wird Stück für Stück in einer Vielzahl an Flashbacks gezeigt, nur ohne großartige Wendungen zu bewirken. So bleibt die Miniserie trotz furiosem Finale eben doch einfach nur ein sehr langer Western, der bis auf die Prämisse wenig Neues zu bieten hat.

Western-Feeling pur

Was die Produzenten von Godless – Staffel 1 aus dem Effeff beherrschen, ist die mitreißende und authentische Atmosphäre, die das Heimkino rasch in Western-Feeling hüllt. Kostüme, Set, die großzügigen Landschaftsaufnahmen und packenden Schießereien zeugen von der handwerklichen Exzellenz der Schöpfer. Besonders hervorzuheben ist der herausragende Soundtrack, der mal mit melancholischem Violinenspiel, mal mit wuchtigem Orchester aufwartet – dabei aber stets das Herz jeder Szene trifft.

Insgesamt wirkt Godless – Staffel 1 weit weniger steril als Westworld. Die Bilder sind untersättigt, der von den Pferden empor gewirbelte Staub ist förmlich spürbar, der Ton wirkt dreckig und rau. Die Optik ist hier ein großes Plus. Leider hat man ausgerechnet bei den Flashbacks im Colour Grading gründlich daneben gegriffen: die Rückblenden sehen eher nach Sin City aus, als nach glaubhafter Westernkulisse.

Überragender Daniels & toughe Ladies

Schauspielerisch spielt Godless – Staffel 1 wieder in den oberen Rängen mit. Natürlich ist das Hauptaugenmerk auf den weiblichen Darstellern, bei denen vor allem Michelle Dockery und Merritt Wever als facettenreiche und kantige Charaktere überzeugen. Auch die restlichen Schauspielerinnen machen ihre Sache hervorragend, doch es wird weniger Zeit mit der Charakterzeichnung der Dorbewohnerinnen verbracht, als man sich vielleicht erhofft hat. Den feministisch angehauchten Gegenentwurf zum Status Quo à la Wonder Woman bekommen wir hier leider nicht zu sehen.

Die männlichen Gegenparts sind ebenfalls sehr gut gecastet. Hauptdarsteller Jack O’Connell funktioniert als gutaussehender Held mit fragwürdiger Vergangenheit, doch es sind gerade Darsteller wie Scott McNairy und Thomas Brodie-Sangster (Game of Thrones), die ihren gut geschriebenen Figuren die nötige Tiefe und Herzlichkeit geben, um sieben Folgen lang mitzufiebern.

Großes Highlight ist definitiv Jeff Daniels. Der gleichermaßen witzige (Dumm und Dümmer), wie auch eloquente (The Newsroom) Mime ist in seiner Karriere gereift, wie ein guter Wein. Hier gibt er einen zotteligen, eiskalt-berechnenden und mit christlichen Floskeln umherwerfenden Massenmörder, vor dem man wirklich Angst bekommt. Die schiere Energie, die Daniels mit seinem intensiv-minimalistischen Spiel auf die Leinwand bringt, sprengt jede Szene. Chapeau vor dieser Leistung!

Fazit

7.6/10
Gut
Community-Rating:
Handlung 6/10
Schauspiel 8/10
Atmosphäre 8.5/10
Action 7.5/10
Charaktere 8/10
Details:
Showrunner: Scott Frank,
FSK: 16 Epiosden: 7
Besetzung: Jack O'Connell, Jeff Daniels, Merritt Wever, Michelle Dockery, Scoot McNairy, Thomas Brodie-Sangster,

‘Godless – Staffel 1’ macht nichts neu, aber vieles gut

Die Revolution des Westerngenres ist Netflix mit Godless nicht geglückt. Zu vorhersehbar und einfach gestrickt sind die verschiedenen Storylines. Auch wenn die Prämisse ein größeres Potenzial ermöglicht hätte, wird im Laufe der Miniserie immer mehr auf bekannte erzählerische Stilmittel zurückgegriffen. Dennoch macht der Ausflug in die Westerngefilde eine Menge Spaß: Kulisse, Kostüme, Soundtrack stimmen und sorgen so für eine rundum gelungene Atmosphäre. Auch die spannenden Figuren werden vom Cast hervorragend verkörpert, auch wenn es sich beizeiten so anfühlt, als hätte man diese noch etwas schärfer zeichnen können. Zeit dafür wäre jedenfalls genug gewesen. So bleibt Godless eine solide Westernserie mit einigen interessanten Ansätzen und hohen Schauwerten – dabei bleibt es dann aber auch schon.

Artikel vom 8. Februar 2018

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