7.3/10

Kritik: Invincible – Staffel 1

STARK, STÄRKER, UNBESIEGBAR!

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Genres: Action, Animation, Comic, Startdatum: 26.03.2021

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Kunterbuntes und gleichzeitig gnadenlos gewalttätiges Superheldenspektakel? Für Robert Kirkman kein Problem! Mit ‘Invincible’ erschuf er eine Superhelden-Reihe, die die klassischen Comichelden mit einer brutalen Portion Realismus verknüpft. Super-Fantastisch oder Super-Klischee? Wir finden es raus!

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Der Teenager Mark Grayson (Steven Yeun, deutsch: Tobias Diakow) lebt in einer alles anderen als normalen Welt: Verrückte Wissenschaftler, fiese Aliens, riesige Kaiju-Monster – all das ist hier absolut normal. Denn es sind vor allem die Superhelden, die die Menschheit vor all diesen Gefahren beschützt. Und der Größte von ihnen ist zudem noch Marks Vater: Nolan Grayson aka Omni-Man (J. K. Simmons, deutsch: Thomas Nero Wolff) ist ein Viltrumite, einer Rasse mächtiger Aliens, die schwächere Planeten beschützt. Mark sieht zu seinem Vater auf und möchte so sein wie er. Und als er endlich Superkräfte entwickelt, möchte er ein so mächtiger Superheld werden wie sein Vater: Invincible wurde geboren!

Doch Mark muss auf der Hut sein: Denn sein Vater könnte nicht ganz so ideal sein, wie er ihn immer gesehen hat…

Wo sind die klassischen Helden geblieben?

Superhelden sind überall! Spätestens seit dem MCU sind Superheldengeschichten aus dem Mainstream nicht mehr wegzudenken. Die Idee von Selbstlosen und mächtigen Vigilanten, die das Böse bekämpfen, wurde in allen möglichen Variationen dargestellt und abgehandelt: Mal idealistisch, mal albern, mal brutal, mal als Parodie und mal beängstigend realistisch. Vor allem Dekonstruktionen, wie beispielsweise The Boys wurden immer populärer: Eine zynische Darstellung davon, was passieren würde, wenn Superhelden in einem realistischeren Setting existieren würden.

Bunte Superheldenserie alter Schule – Wo ist der Haken?

Bei so einer Entwicklung erscheint es einem zurecht suspekt, wenn man das optimistische und bunte Setting von Invincible zum ersten Mal sieht. Schon wartet man automatisch auf den bösen Twist.

Hier muss man allerdings sagen, dass Invincible erstaunlich bunt und optimistisch bleibt und das trotz eines erwachsenen Settings. Der Walking Dead-Schöpfer Robert Kirkman setzte hier auf eine Rekonstruktion des Genres: Er nahm die Verrücktheiten einer Superhelden-Story und fügte sie so ein, dass sie selbst in einer realistischeren Welt funktionieren könnte. Heraus kommt eine verrückte und gefährliche Welt, aber eine, in der Heroismus und Aufopferung noch großgeschrieben wird.

Doch versteht mich nicht falsch: Ein böser Twist kommt noch… aber ganz anders als gedacht!

Dad-Man Begins!

Erst verlangte er Fotos von Spider-Man, nun ist er selbst ein Superheld – J. K. Simmons hat es einfach drauf! Und die Rolle des Omni-Man ist wie auf ihn zugeschnitten. Simmons gibt seine Stimme dem wohl komplexesten Charakter der gesamten Serie. Vor allem die Dynamik zu seinem Sohn ist das emotionale Highlight der Serie. Als scheinbar idealer Mentor, hat er eine starke Bindung zu Mark aufgebaut, der erst noch in seine neue Rolle als Superheld hineinwachsen muss.

Es sind vor allem die zwei Seiten, die wir von Omni-Man sehen, die ihn zu so einer vielschichtigen Figur machen. Einerseits ist er eine strenge, aber inspirierende Vaterfigur, wenn auch mit fragwürdigen Trainingsmethoden. Andererseits ist da ein düsteres Geheimnis, dass er um jeden Preis wahren will, vor allem wenn ihm immer mehr Leute auf die Schliche kommen wollen. Schon ist er einschüchternd, geheimnisvoll und offenbar zu allem fähig. Es ist vor allem diese Komplexität, die die emotionalen Höhepunkte der Serie tragen.

Doch die emotionalen Stellen sind nicht das einzige “Einschlagende” in Invincible.

Ab 18! Doch, wirklich!

Wenn man sich eine Superhelden-Serie ansieht, rechnet man schon mit einem gewissen Grad an Gewalt. Ein paar Bluttröpfchen hier, ein paar gebrochene Rippen da und wenn schon Tote, dann außerhalb des Bildschirms. Womit man jedoch nicht rechnet, sind abgetrennte Gliedmaßen, fliegende Eingeweide und zahlreiche zermatschte Schädel – und das meist in Nahaufnahme. Die Serie macht schon sehr früh klar, dass ihre “Ab 18”-Freigabe kein Druckfehler war. Denn was die Brutalität angeht, überholt Invincible selbst düstere Zeitgenossen, wie The Boys.

Was diese übermäßige Gewalt in Invincible so schockierend macht, sind vor allem zwei Faktoren: Zum einen ist es ein extremer Kontrast zu dem sonst bunten Superhelden-Style. Zum anderen rechnet man nicht mit dieser ausschweifenden Gewalt, da sie scheinbar aus dem Nichts kommt. Die sehr brutalen Stellen sind zwar rar, doch wenn sie auftauchen, hinterlassen sie eine umso größere Wirkung – eine sehr schockierende Wirkung.

So übermäßig brutal es anfangs wirkt, so wird mit der Zeit doch klar: Das ist tatsächlich, was passieren würde, wenn eine unaufhaltsame Kraft auf einen menschlichen Körper trifft.

Kirkman liebt seine Hommagen

Ob Luke Cage, Hellboy oder die Marsianer von DC – Kirkman weiß sie alle zu schätzen und hat liebevolle Hommagen von ihnen gemacht. Denn die Welt von Invincible ist angelehnt an die verrückten und chaotischen Welten von Marvel und DC, in denen so ziemlich alles geht, was sich die Autoren ausdenken können. Der Serienadaption blieb man hier treu und setzte deshalb auf bildschöne 2D-Animationen, die an DC-Serien wie “Young Justice” erinnern. Dieser comichafte Stil sorgt erfolgreich dafür, dass man immer auf Überraschungen hoffen kann: Anfangs scheint es noch so, als würden sich die Helden Bösewichten stellen, die offenbar aus einem billigen Comicheft entflohen sind, nur um dann eine völlig unerwartete Richtung zu gehen. Langweilig wird es also nicht.

Doch auch wenn wir liebevolle Hommagen gerne mal zu schätzen wissen, so wollen wir doch gelegentlich wieder etwas Originelles sehen. Und hier erweist sich gelegentlich die Grenze zwischen Hommage und Klischee als sehr schmal. Auch wenn man Realismus und Tiefe in das allzeit bekannte Superheldensetting reinbringt, so kann man nicht leugnen, dass viele Charaktere einfach zu generisch aussehen und die Handlungen wenig Neuheiten bringen. Und der Gedanke im Hinterkopf, dass das beabsichtigt ist, hilft auch nicht immer weiter.

Doch was sind schon Kostüme, wenn es in Wahrheit auf die Charaktere ankommt, oder?

Na, ja…

Die entbehrliche Liga der Gerechtigkeit

Invincibles größte Schwäche ist der Überschuss an Charakteren, von denen man nie weiß, ob sie Parodien sind oder doch eine Rolle spielen werden. Im Gegensatz zum MCU, das sein Universum über einen langen Zeitraum hinweg aufgebaut haben, wird man hier einfach ins Chaos geworfen. Natürlich ist das beabsichtigt und eine einfallsreiche Entscheidung, doch nach einer Weile möchte man schon ein paar Antworten.

Und das funktioniert nicht, wenn man über bestimmte Charaktere so gut wie nichts bekannt ist. Wenn man ab der ersten Folge weiß, dass Superhelden und Superschurken mittlerweile zum Alltag gehören, fällt es schwer, ihnen im Nachhinein eine Bedeutung zuzuordnen. Es ist kein überzeugender Chekov’ s Gun wenn ein Charakter am Anfang als unbedeutend abgestempelt wird, nur um dann am Schluss ohne Vorwarnung wieder auftaucht. Wie hätte man das vorraussehen können? Am Namen?

Zudem wirkt es gelegentlich so, als würde willkürlich bestimmt werden, welcher Superheld wichtig ist und welcher nicht. Denn von sich aus stechen nur wenige Charaktere hervor. Nehmen wir als Beispiel diese neue Superhelden-Gruppe:

Diese werden in einer Nebenhandlung aufgebaut. Bei einigen wird mir eingeredet, dass sie wichtig sind und ich deshalb extra auf sie eingehen soll. Bei anderen kann man sich kaum an den Namen erinnern (ich vergesse immer noch, wer die in Grün ist). Es wirkt so, also wolle man die größten Charakterentwicklungen für die zweite Staffel aufheben, ohne uns vorher einen Grund zu nennen, wieso ausgerechnet diese Charaktere hervorstechen.

Ähnlich geht es auch mit gelungenen Charakteren wie Atom Eve (Gillian Jacobs, deutsch: Giovanna Winterfeldt), die sich in einer Nebenhandlung als unabhängige Heldin selbst entdecken will. So vielversprechend dieser Handlungsstrang auch ist, auch dieser hat keine großartige Auflösung. Als hätte man auch hier lieber auf eine zweite Staffel gesetzt.

Im Allgemeinen wäre es besser gewesen, entweder mehr Episoden zu bringen und mehr Zeit in die Superhelden zu investieren, oder aber diese für die zweite Staffel aufzubewahren. So wirken sie einfach nur ablenkend von der Zentralhandlung um Invincible und seinen Vater.

Und einige der Superhelden-Namen erst…

Ich meine, es gibt witzige Namen, es gibt absolut bescheuerte Namen… und dann gibt es Rex Plode

Fazit

7.3/10
Ordentlich
Community-Rating:
Handlung 6.5/10
Charaktere 7/10
Action 8/10
Emotionen 7/10
Animation 8/10

Balance zwischen cleverer Hommage und bekanntem Klischee

Es ist kein Wunder, dass Invincible sich so sehr von anderen modernen Superhelden-Serien abhebt. Invincible ist kunterbunt, herrlich abgedreht, übertrieben brutal und fühlt sich an bestimmten Stellen doch erstaunlich realistisch an. Gerade Mark ist als identifizierbarer Protagonist bestens dafür geeignet, uns diese verrückte Welt der Superhelden-Hommage einzuführen.

Dennoch wünscht man sich häufiger Originalität, denn viele Charaktere wirken gnadenlos abgekupfert, ohne dass ihre Persönlichkeiten das ausgleichen können. Einige werden beleuchtet, einige gar nicht und viele Fragen bleiben offen. Zu Vieles wird auf eine kommende zweite Staffel geschoben.

Natürlich freut man sich da auf eine Staffel 2: Denn wenn diese tatsächlich auf all die aufgebauten Handlungsstränge befriedigend eingeht, wird die zweite Staffel bestimmt…

Artikel vom 26. Mai 2021

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