Die Geschichte beginnt in der Mitte des 19ten Jahrhunderts in England mit einem tragischen Unfall: Die Kutsche der Familie Joestar stürzte eines Nachts von einer Klippe. Der Gauner Dario Brando, der zufällig in der Nähe war, sah eine Möglichkeit darin, Wertsachen von den Toten abzugreifen. Doch George Joestar und sein neugeborener Sohn Jonathan haben den Sturz überlebt. George glaubt fälschlicherweise, dass Dario ihre Leben gerettet hat und bietet Dario an, die Schuld in Zukunft zurückzuzahlen.
Zwölf Jahre sind vergangen und Jonathan Joestar (Kazuyuki Okitsu) ist zu einem jungen Mann herangewachsen, der davon träumt, in Zukunft ein wahrer Gentleman zu werden. Doch sein wohlbehütetes Leben nimmt eine plötzliche Kehrtwende, als der sterbende Dario seinen Gefallen einfordert: Sein Sohn Dio Brando (Takehito Koyasu) soll von den Joestars adoptiert werden. Dio, der am Rande der Gesellschaft aufwuchs, verabscheut Jonathan für sein, seiner Meinung nach, unverdientes Wohlhaben. Er beginnt damit, Jonathans Familie und Freunde gegen ihn aufzubringen und so Schritt für Schritt sein Leben zu zerstören – bis sich Jonathan zur Wehr setzt.
Und so beginnt eine legendäre Feindschaft, die das Leben der Joestar Familie über Generationen hinweg prägen wird.
Und wir sind noch nicht einmal auf die mysteriöse Steinmaske eingegangen, die bei dem Unfall in der Kutsche der Joestars war…
Und das Abenteuer beginnt
Meine erste Assoziation, als ich diese englische Familientragödie sah, war: Shakespeare – präsentiert von Profi-Wrestlern. Und genauso wirkt es, wenn der Konflikt unter Brüdern auf die ausdrucksstärkste und überzogenste Weise durchgeführt wird. Vor allem wenn Jonathan und Dio zu riesigen Muskelbergen heranwachsen, ist man sich nicht sicher, mit welcher Art von Genre man es hier zu tun hat. Alles ist so… lächerlich dramatisch. Doch das macht es gerade sehenswert.
Die feindselige Dynamik zwischen Jonathan und Dio wird sehr überzeugend aufgebaut und ist zugleich der beste Teil von Phantom Blood. Bei der aufgebauten Spannung ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann der Konflikt komplett ausartet und zu welchem Ausmaß. Spoiler: Er artet SEHR aus.
Habe ich erwähnt, dass Phantom Blood ein Gothic Horror ist? Ja, die vorhin erwähnte Steinmaske wird zum Ursprung von Vampiren und vielen Zombies. Aus dem jungen Jonathan wird schon bald ein heroischer Vampirjäger, der schnell Hamon lernen muss, um England vor dem Bösen zu retten. Was folgt sind bizarre Charaktere, ausschweifende Kämpfe und übertriebene Stunts – und das alles mit seriösen Gesichtsausdrücken der Charaktere.
Und vergessen wir bei all dem auch nicht Jonathans Freund und Fan-Favoriten Robert E. Speedwagon (Yōji Ueda).
JoJo Lite
Doch nach der starken Einführung, baut die Handlung einiges von der aufgebauten Spannung ab. Viele der Kämpfe, wenn auch clever und durchdacht, haben einen starken Fokus auf dem physischen Kräftemessen und sind weit entfernt von den strategischen Kämpfen, für die Araki berühmt ist. Das hat auch damit zu tun, dass Jonathan trotz allem der heroischer Archetyp eines Helden ist, der sich seinen Feinden direkt und ehrenvoll in den Weg stellt. Das macht ihn keineswegs zu einem uninteressanten Charakter, doch er erscheint ziemlich passiv.
Genauso passiv sind viele der Charaktere die in der Mitte der Handlung eingeführt werden. Ihr plötzliches Erscheinen (und zum Teil schnelles Absterben) lassen kaum Zeit, sie einprägsam zu machen. Dennoch wird so getan als seien sie essentiell für die Handlung. Eine Handlung, die (noch) sehr simpel gehalten ist.
Man muss allerdings sagen, dass es unfair ist, Phantom Blood mit den anderen Teilen zu vergleichen. Stattdessen wirken die neun Episoden wie ein Intro, die uns einen kleinen Vorgeschmack darauf geben, was uns in zukünftigen Teilen erwartet. Hier läuft sich Araki noch warm, bis er dann all seine Freiheiten ausschöpfte.
Fazit
Phantom Blood ist ein gelungener, wenn auch eintöniger Einstieg in das Bizarre.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!