6.6/10

Kritik: Legends of Tomorrow – Staffel 1

ZWISCHEN ZEITREISE UND ZEITVERSCHWENDUNG

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Genres: Action, Comic, Science Fiction, Startdatum: 30.08.2016

Interessante Fakten für…

  • Die Serie spielt im gleichen Universum (Arrowverse) wie Arrow (2012) und The Flash (2014).
  • In der Episode “Fail-Safe” sagt Leonard Snart (Captain Cold): “Das ist nicht mein erster Gefängnisausbruch”. Wentworth Miller, der Leonard Snart spielt, war Hauptdarsteller in der Serie “Prison Break” (2005), wo er einen Mann spielt, der seinen Bruder aus dem Gefängnis befreien will. Sein Bruder in “Prison Break” spielt hier seinen Partner Mick Rory (Heatwave).

Kaum hat sich das DC Serien-Crossover halbwegs etabliert, schon steht auch ‘Legends of Tomorrow’ von Greg Berlanti und Co. in den Startlöchern. Die interessantesten Nebencharaktere aus den Partnerserien ‘Arrow’ und ‘Flash’ wurden schnurstracks zusammengeführt, um gemeinsam in klassischer Sci-Fi-Manier durch Raum und Zeit zu reisen und als Legenden hervorzutreten. Doch will man diese Legende tatsächlich kennen?

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Im Jahr 2166 ist die uns bekannte Welt am Abgrund. Denn der unsterbliche Vandal Savage (Casper Crump) hat schlussendlich die Weltherrschaft an sich gerissen. Der Time Master Rip Hunter (Arthur Darvill), dessen Frau und Sohn ebenfalls Vandal Savage zum Opfer fielen, bittet die anderen Time Master, die Wächter der Zeit, um Hilfe. Als diese sich jedoch weigern, sich in den natürlichen Ablauf einzumischen, muss sich Rip Hunter anderweitig umsehen.

Schnell stellt er eine Truppe zusammen, die unterschiedlicher nicht hätte sein können: Die schlagfertige Assassine Sara Lance aka White Canary (Caity Lotz), der Wissenschaftler mit dem Schrumpfanzug Ray Palmer aka Atom (Brandon Routh), das Verbrecherduo Leonart Snart aka. Captain Cold (Wenthworth Miller) und Mick Rory aka Heatwave (Dominic Purcell) und Firestorm, eine nukleare Entität, bestehend aus Dr. Martin Stein (Victor Garber) und Jefferson Jackson (Franz Drameh). Eine Besonderheit ist das geflügelte Pärchen Carter Hall (Falk Hentschel) und Kendra Saunders (Ciara Renée), aka Hawkman und Hawkgirl, die bereits seit Jahrtausenden von Savage ermordet werden und sich erhoffen, den Kreislauf zu brechen. Gemeinsam reisen sie durch die Zeit, um Savage aufzuhalten. Doch die Time Master sehen diese Einmischung gar nicht gerne…

Spin-Off eines Spin-Offs

Der Feldzug der DC-Serienadaptionen geht weiter. Angefangen hat es mit der Serie Arrow und wurde mit The Flash weitergeführt. Neue Charaktere, neue Handlung und ein komplett neues Genre haben The Flash eine eigenständige Individualität gegeben. Lediglich einige Cross-Over-Folgen gaben Auskunft über das “Arrowverse”, das beide teilen. Mit Legends of Tomorrow wollten Berlanti und Co. nun allerdings einen Schritt weiter gehen – oder zehn. Die Serie ist stärker mit dem gemeinsamen Universum verankert, denn je. Die gesamte Besatzung besteht aus den bekannten (aber offenbar entbehrlichen) Nebencharakteren beider Serien. Eine Gruppe aus Rogues, wie DC es schon mit Suicide Squad probiert hat. Zusammengewurstelt in einem großen Cross-Over-Team-Up reisen sie durch die Zeit, um die Welt zu retten. Eine vielversprechende Idee. Wäre da nicht…

Planlos durch die Zeit

Der Plan war so einfach: In die Vergangenheit reisen und Savage aufhalten. Bedauerlicherweise war das auch der ganze Plan, denn offenbar gab’s keine weiteren Schritte. Die Reise erfolgt scheinbar ohne Vorausplanung und Struktur. Meist reisen sie zwischen Vergangenheit und Zukunft hin und her, entweder um Savage zu verfolgen, oder den Time Masters zu entkommen, und das mit nur geringem Zusammenhang und Fortschritt. Zwar gibt es Begründungen, doch wirken sie meist konstruiert, und bereits in der nächsten Episode befinden sie sich in einer anderen Zeitperiode. Es fehlt eine klare Struktur und ein klarer Zusammenhang, was die Handlung sehr willkürlich erscheinen lässt. Das beeinflusst auch die Spannung.

Was die Sache noch schlimmer macht ist die Tatsache, wie dumm sich die Charaktere anstellen. Man könnte meinen, dass die neun Helden wenig Schwierigkeit haben würden, mit einem Gegner fertig zu werden, der nicht mal weis, dass er von einer Truppe Zeitreisenden verfolgt wird. Und dennoch erweist er sich ihnen stets überlegen, was zur Folge hat, dass sich sein Plan fortsetzt, während die Helden meist ihr eigenes Verschulden wieder gutmachen müssen. In den meisten Episoden wirkt die Handlung wie ein andauernder Trial & Error, bei dem Savage mit nur geringen Verlusten davonkommt. Man könnten sogar meinen, dass die Dystopie eintritt, gerade WEIL sich die Truppe eingemischt hat. Gegen Ende werden zwar einige der Vorkommnisse aufgeklärt, doch wirkt das Versagen viel zu willkürlich. So ein Versagen haben die Charaktere nicht verdient…

Doctor Was (zur Hölle)?!

Ach, was wäre eine Zeitreisen-Serie ohne Zeitparadoxen? Reise in die Vergangenheit, Veränderung der Zukunft, kennt man eben. Rip Hunter, der offenbar Doctor Who nachempfunden ist, gibt während der Reise den entsprechenden Hintergrund über die heiligen Regeln der Zeitreise wieder. Bloß blöd, dass die Regeln der Zeitreise in dieser Serie keinen Sinn machen. Keine Sci-Fi-Serie kommt gänzlich ohne Zeitreiseparadoxen aus, doch Legends of Tomorrow ist diesbezüglich ein hoffnungsloser Fall. Nach unzähligen Sprüngen zwischen den Zeitepochen aus diversen Gründen entsteht das Gefühl, dass sich die Autoren gar nicht groß scheren, ob die Zeitreisen-Elemente viel Sinn machen, solange sie es mit einer Pseudoerklärung abschütteln können.

Kleiner Tipp an alle Sci-Fi-Hobby-Theoretiker: Lasst es! Das ist es nicht wert!

Legenden von gestern

Wenn die Handlung irgendwo jenseits der Zeit verschwindet, so liegt es an den Charakteren, die Lage zu retten. Und spätestens hier lässt sich ein Lichtfunken erkennen, denn an Persönlichkeit mangelt es ihnen nicht. Um kein Risiko einzugehen, haben sich Berlanti und Co. auf Altbewährtes verlassen und die Charaktere zu Protagonisten gemacht, die gut ankamen. Tatsächlich ergänzen sich die Charaktere auf interessante Weise und auch Neuankömmling Rip Hunter garantiert mit seiner zweifelhaften Vorgehensweise für Konflikte. Besonders erwähnenswert ist der aus The Flash bekannte Verbrecher Leonart Snart. Bereits dort hat der “coole” Superschurke dem roten Blitz die Show gestohlen und zeigt sich auch hier als “böses” Teammitglied von seiner besten Seite. Auch sein hitziger Partner Mick Rory bekommt die Chance für’s Rampenlicht, nachdem er in The Flash schnell vergessen wurde.

Tausendjährige Seifenoper

Auch wenn bestimmte Charaktere einen durchaus bemerkenswerten Hintergrund haben, so haben die Autoren das bedauerliche Talent, die falschen Charaktere in den Vordergrund zu rücken. Zwar sind sie bemüht, das Serienformat zu nutzen, um allen Charakteren die entsprechende Hintergrundgeschichte zu geben (was natürlich bei der Fülle schwierig ist), doch schweifen sie bei bestimmten Charakteren klar viel zu sehr ab. Das schlimmste Beispiel ist klar die Dreiecksbeziehung zwischen dem Falkenpärchen und Vandal Savage. Die unsterbliche Liebesgeschichte ähnelt eher einem unsterblichen Melodrama mit einem Stalker, nimmt bedauerlicherweise zu viel Zeit in Anspruch und animiert zu dummen Entscheidungen. Und dummerweise können es diese interessanten Charaktere nicht lassen, durch diese und weitere saudumme Entscheidungen eine echte Entwicklung abzubremsen. Doch wie bereits beschrieben, ist das die Schuld der Handlung.

Schon gesehen? Unser Ranking aller DC Extended Universe-Filme

Star Trek ohne Stars

Science Fiction will gelernt sein. Und den Autoren war es besonders wichtig, die futuristische Authentizität einzufangen. Demzufolge ist es auch kein Wunder, dass das Innere des Raumzeit-Schiffes an die Kommandobrücke der Enterprise aus Star Trek erinnert. Auch die visuelle Darstellung soll dem im nichts nachstehen. Doch das ist ein zweischneidiges Schwert: In kleineren Portionen sehen die Spezialeffekte beeindruckend aus, doch neigt die Serie dazu, manchmal gnadenlos mit den Effekten zu übertreiben, sodass es unfreiwillig komisch wirkt. Da wäre weniger schon mehr gewesen.

Was die Serie in Sachen visuelle Umsetzung besser macht, und sogar The Flash einen Schritt voraus ist, sind die Standorte der Abenteuer. Während bei The Flash das Setting meist in ein und derselben Stadt spielt, so springt die Crew zwischen Raum und Zeit von einer Epoche zur nächsten. Mal geht es in den Western, mal nach Star City des Jahres 2046 (Hauptstadt aus Arrow) und dann mal in die Wilden Siebziger. Die Atmosphäre stimmt, auch wenn der Handlungsablauf in diesen Zeitperioden zu Wiederholungen neigt.

Nicht ohne Vorkenntnisse

Das Gute an der Serie The Flash war ihre Eigenständigkeit. Obwohl die Serie technisch gesehen ein Spin-Off der Serie Arrow ist, braucht man kein Vorwissen über die Serie. Flash erzählte seine eigene Geschichte. Nur einzelne Anmerkungen und Crossover-Episoden ließen darauf schließen, dass sich die Protagonisten beider Serie kennen.

Bei Legends of Tomorrow sieht es etwas anders aus. Um große Umwege zu vermeiden, hat Rip Hunter mal soeben die Nebenbesatzung beider Serien rekrutiert. Da diese ohnehin Sympathieträger sind, haben vor allem Fans hierbei keine Beschwerden. Das Problem jedoch ist, dass hier mit Vorkenntnissen über ihre Person gerechnet wird, denn die Bewältigung ihrer eigenen Vergangenheit ist Teil der Handlung. Bei einigen Charakteren ist das kein Problem. Bei anderen hingegen wirken ihr Beweggründe nicht nachvollziehbar, da der “gewöhnliche” Zuschauer nicht die genauen Hintergründe kennt.

Noch befremdlicher wirkt anfangs die symbiotische Beziehung zwischen Jefferson und Stein, die sich gemeinsam zu Firestorm fusionieren können. Wer bei ihrer Entstehungsgeschichte in The Flash nicht dabei war, wird sich nur blöd am Kopf kratzen. Die kurzen Erwähnungen und Flashbacks reißen es auch nicht raus. Es fehlt einfach die Eigenständigkeit und der persönliche Bezug. Somit eignet sich Legends of Tomorrow noch schlechter für den “Casual”-Zuschauer. Das trübt weiterhin das Gesamtbild, was uns schließlich zu folgendem Fazit führt:

Fazit

6.6/10
Ganz Okay
Community-Rating: (1 Votes)
Handlung 5/10
Spannung 6/10
Action 7/10
Charaktere 7.5/10
Visuelle Umsetzung 7.5/10

‘Legends of Tomorrow – Staffel 1’ hat die guten Charaktere umsonst geklaut!

Legends of Tomorrow – Staffel 1 zeigt leider, dass die Expansion des “Arrowverse” doch nicht so faszinierend ist, wie ursprünglich erhofft. Die Handlung ist wirr und in großen Teilen zusammenhangslos und die meisten Konflikte entstehen durch willkürliches Fehlverhalten der Figuren. Die variierende Atmosphäre kann zwar punkten, doch fehlt es an klaren Übergängen. Was die zweite Staffel höchstens noch retten könnte, ist eine neue Prämisse, eine bessere Fokussierung auf die wichtigen Charaktere und vor allem: eine deutlich bessere Handlung. Dann könnten auch gewöhnliche Zuschauer mit der Legende tatsächlich etwas anfangen, die doch sehr stark auf Fans des Multiversums zugeschnitten ist.

Artikel vom 10. Januar 2017

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