Game of Thrones: Harlem Edition
Der Kampf um Harlem geht weiter und erlangt eine neue Tiefe. Die Politik nimmt einen höheren Stellenwert ein und stellt vor allem Mariah Dillard/Stokes und die Verbrechen ihrer Familie in den Vordergrund, ebenso wie ihre eigene Verdorbenheit. Hinzu kommt noch eine komplexe Charakterentwicklung, denn trotz ihres zunehmenden Wahnsinns will sich Mariah ein überzeugendes Image aufbauen. Erschwert wird es durch Bushmaster, den jamaikanischen Neuzugang. Nachdem seiner Familie von Stokes großes Unrecht angetan wurde, kehrt er nun zurück, um Rache zu üben. Bushmaster überzeugt vor allen als brutaler, aber auch ehrenvoller und entschlossener Krieger, der sich einen Faustkampf mit Luke Cage leisten kann – eine klare Verbesserung zu dem fast schon lachhaften Diamondback aus der ersten Staffel.
Der zunehmende Fokus auf die Politik hat eine positive Auswirkung auf die Handlung, da diese dadurch deutlich unberechenbarer wird. Wer ist Freund? Wer ist Feind? Wer geht am Schluss siegreich hervor? Doch dabei kommt ein Problem auf: der fehlende Fokus auf das Wesentliche behindert den Fluss der Story. Während der Anfang vielversprechend und das Ende eindrucksvoll ist, so mangelt es dem Mittelteil an einem stringenten Spannungsaufbau. Es braucht Zeit, bis sich die Handlung in die richtige Richtung entwickelt.
Und ohne zu spoilern: Der direkte Verweis auf Game of Thrones ist angebrachter, als es anfangs noch scheint. Ihr werdet sehen weshalb.
There goes our Neighbourhood
Die Stadtteil Harlem ist ein Unikat. Wer meinte, die kriminelle Atmosphäre in Hells Kitchen (Dare Devil, Jessica Jones) wäre nicht zu übertreffen, wird eines Besseren belehrt. Das organisierte Verbrechen ist derart selbstverständlich in das Leben der einzelnen Einwohner integriert, das man meinen könnte, Harlem wäre so überzogen und fiktiv wie Gotham City.
Gleichzeitig jedoch strahlt die Stadt einen charakteristischen Charme aus, der sich von dem doch vertrauten Gefühl Hells Kitchens unterscheidet. Ob nun die Architektur, die stark von Jazz und Hip-Hop geprägte Musik oder der familiäre Zusammenhalt – Harlem hat seinen eigenen Flair, der die afroamerikanische Kultur auf eine immersive Weise darstellt. Ähnlich wie Black Panther scheut sich die Serie Luke nicht davor, die Schwierigkeiten der afroamerikanischen Gesellschaft hervorzuheben, auch wenn hier ebenfalls gelegentlich etwas zu dick aufgetragen wird. Doch wie krass es auf den Straßen von Harlem wirklich zugeht, kann wohl nur ein echter Harlemer beurteilen.
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