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Kritik: The Punisher – Staffel 2

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Genres: Action, Comic, Thriller, Startdatum: 18.01.2019

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The Punisher aka Frank Castle stahl seinerzeit nicht nur ‘Daredevil’ gehörig die Show, er legte mit seinem eigenen Netflix Original auch den wohl packendsten und brachialsten Auftakt des Heimkino-MCU hin. Klarer Fall, dass die Nummer eine weitere Staffel spendiert bekommt. Die Frage ist nur: kann der grunzende Hüne in seine eigenen, riesigen Fußstapfen treten?

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Darum geht’s

Nachdem er seinen ehemaligen Marine-Kamerad Billy Russo (Ben Barnes, Westworld) mit seinen Verfehlungen konfrontiert und ihn einmal mit der Visage quer durch zerbrochenes Glas gezogen hat, ist der getriebene Frank Castle (Jon Bernthal, The Walking Dead, Baby Driver) wieder zum Vagabund geworden. Und weil der streitsüchtige Berserker nun mal nicht aus seiner Haut kann, gerät er direkt wieder in einen Kleinkrieg. Diesmal zwischen der jungen Kurierin Amy (Giorgia Wigham) und dem mordenden Geistlichen John Pilgrim (Josh Stewart).

Währenddessen in New York: besagter Billy Russo wacht aus dem Koma auf und kann sich an nichts erinnern. Für ihn ist Frank Castle noch sein bester Freund und Kameradschaft das höchste Gut. Während Therapeutin Krista Dumont (Floriana Lima) ihrem neuen Patienten vollsten Glauben schenkt, ist die schwer traumatisierte Agentin Dinah Madani (Amber Rose Revah) wesentlich skeptischer …

Die Fäden finden nicht zusammen

The Punisher – Staffel 1 hatte noch ein Narrativ, in dem sehr stimmig mehrere Storylines miteinander verwoben wurden. Einerseits der Rachefeldzug von Frank Castle und andererseits die damit verbundene Verschwörung rund um David “Micro” Lieberman. Natürlich reicht es nun inhaltlich nicht, Frank einfach ein weiteres Mal mit seinem Erzfeind kämpfen zu lassen. Also muss eine neue Nebenhandlung her. Das große Problem: sie fügt sich alles andere als nahtlos ein.

Alleine schon, wie der neue Nebenkonflikt eingefädelt wird, ist mehr als holprig. Um es kurz zu fassen: Frank Castle sieht verdächtige Leute, Frank Castle vermöbelt die verdächtigen Leute, Frank Castle landet auf der Abschussliste eines gewalttätigen Clans. Puh, das geht wesentlich eleganter. Es scheint bisweilen so, als hätten die Autoren die Leerlauf-Momente der Hauptstory mit nahezu wahllos eingestreuten Actionszenen aus der Nebenhandlung gestopft, ohne die zwei Stränge wirklich stimmig zu kombinieren. Am Ende steht dann tatsächlich fest: Frank Castle hat letztlich einfach einen beliebigen Konflikt wie eine Klette zurück nach New York geschleift. Das dient der zweiten Staffel leider nicht sonderlich viel.

Die Zerbrochenste aller Figuren

Dieses Story-Wirrwarr schmerzt deshalb so sehr, weil Frank Castle eine unheimlich interessante Figur ist. In der starken ersten Folge etwa findet sich dieser am Morgen nach einem One-Night-Stand mit seiner nächtlichen Liebschaft und deren Sohn am Frühstückstisch wieder. Dass dieses ungewohnt familiäre Beisammensein tiefe Wunden aufreißt, wird von Jon Bernthal nicht nur erschreckend glaubhaft transportiert – es zeigt vor allem, dass die Autoren genau wissen, wie sie mit ihrer Figur umzugehen haben. Und das ist nach wie vor äußerst packend!

Beim neuen Sidekick Amy sieht die Sache dann schon etwas schwieriger aus: zwar sorgt sie mit ihren flapsigen Sprüchen und ihrem Temperament für den “comic relief”, doch ihre Daseinsberechtigung wird vom Zuschauer bis zum Schluss angezweifelt. Ihre Figur wird praktisch kommentarlos in das gewalttätige Treiben hineingeworfen, um einen Gegenpol zu Frank Castle zu bilden. Natürlich soll durch die unfreiwillige, Vater-Tochter-ähnliche Beziehung Franks menschliche Seite untermauert und sein brutales Handeln gerechtfertigt werden. Da Amy jedoch wie ein Fremdkörper in die Handlung eingeführt wird, gerät sie nach der letzten Folge allerdings auch sehr schnell wieder in Vergessenheit.

Zwei Antagonisten mit verschenktem Potenzial

Billy Russo ist nicht mehr Billy Russo. Comic-Fans wussten nach dem blutigen Finale der ersten Staffel sofort, dass die frischen Narben nur zu Bösewicht Jigsaw passen können. Doch dessen Entwicklung passiert gemächlich. Zu gemächlich. Freilich ist es spannend zu rätseln, ob Russo nun wirklich keine Erinnerungen mehr an den Konflikt mit Frank Castle hat. Oder dabei zuzusehen, wie er mit Charisma und Skills seine eigene kleine Gaunerbande aufbaut. Doch bis seine Geschichte ins Rollen kommt, geht einiges an Leerlauf ins Land. Hier wäre eine weniger vorsichtige Entwicklung deutlich unterhaltsamer ausgefallen.

Erzfeind Billy Russo (Ben Barnes) hat angeblich sein Gedächtnis verloren. Wahrheit oder alles nur Kalkül?

Da Russo noch viel im Krankenbett abhängt, ist es also an John Pilgrim, für die charakteristische Action zu sorgen. Und tatsächlich ist Pilgrim der bessere Bösewicht: die bedrohliche Ausstrahlung von Josh Stewart und die gut platzierten, brachialen Gewalteskapaden machen die Figur zu einer omnipräsenten Gefahr, die an jeder Ecke lauern könnte. Sobald ihm die Autoren auch eine Hintergrundgeschichte verpassen (was leider etwas zu spät geschieht), ist der Zuschauer auch tatsächlich hin- und hergerissen, wen er denn jetzt anfeuern soll. Wenn es um die Antagonisten in The Punisher – Staffel 2 geht, so hätte man die Rollen gut und gerne tauschen können: weniger Russo, mehr Pilgrim. Schade, denn von ihm hätte ich liebend gerne noch mehr gesehen!

Brachialste Action im Minutentakt

Wo The Punisher – Staffel 2 wieder punktet, ist die gewohnt hervorragend inszenierte Action. Die Hauptfiguren – allen voran die grunzende Ein-Mann-Maschine Jon Bernthal und der unheimlich aufspielende Josh Stewart – schlagen und schießen sich durch alle möglichen Settings. Dabei fällt vor allem auf, wie fließend Elemente der Sets in die Keilerei eingebunden werden – etwa die Gewichte in einem Fitnessstudio. Ein frühes Highlight ist die Schießerei in einem Polizeirevier: packender kann man ein Feuergefecht nicht auf die Heimkino-Leinwand bringen! Leider gibt es im Endspurt der Serie eine Actionszene, die weder gut inszeniert, noch überzeugend performt ist und das Gesamterlebnis trübt. Das gibt Abzüge in der B-Note.

Wie schon Matt Murdock in Daredevil muss auch Frank Castle ordentlich Prügel einstecken. Es ist nach wie vor erfrischend zu sehen, wie Freund und Feind gleichermaßen unter der ausufernden Gewalt zu leiden haben. Anders als inStaffel 1 steht dabei die Rechtfertigungsfrage nicht so sehr im Fokus – vielleicht, weil es auf die Frage nach Selbstjustiz, Gerechtigkeit und der Verantwortung der Exekutive keine eindeutige Antwort gibt. Jedenfalls winden sich die Autoren immer wieder erfolgreich um eben jene Antwort und präsentieren Frank Castle abschließend wieder in einem derart brachialen Licht, dass sich jeder noch so pingelige Moralapostel denken wird: “Drauf geschissen! You go, Frank Castle!”.

Fazit

7/10
Ganz okay
Community-Rating: (1 Votes)
Handlung 6/10
Schauspiel 8/10
Spannung 6.5/10
Action 8.5/10
Tiefgang 6/10
Details:
Showrunner: Steve Lightfoot,
FSK: 16 Epiosden: 29
Besetzung: Amber Rose Revah, Ben Barnes, Floriana Lima, Giorgia Wigham, Jon Bernthal,

‘The Punisher – Staffel 2’ wackelt gewaltig

Dank einer weiteren überragenden Performance von Jon Bernthal bleiben die 13 Episoden von The Punisher – Staffel 2 insgesamt sehenswert. Doch die psychologische Tiefe, die Emotionalität und die fein verwobenen Storylines der ersten Staffel finden sich hier leider überhaupt nicht wieder. Zu beliebig wird die Handlung vorangetrieben, zu willkürlich wirken manche Entwicklungen und Charaktereinführungen. Ein großer Fokus wird auf Billy Russo gelegt, der zwar von Ben Barnes gut verkörpert wird, jedoch für die langatmigsten Momente der Serie verantwortlich ist. Gleichzeitig bekommt der tatsächlich interessantere Antagonist John Pilgrim viel zu wenig Screentime, was angesichts dieses immensen Potenzials unglaublich frustrierend ist. Die gewohnt konsequent inszenierte Action ist bis auf eine Ausnahme überzeugend und mitreißend. Obwohl das Staffelfinale einen wesentlich drastischeren Punisher andeutet, bleibt fraglich, ob wir eine dritte Staffel überhaupt zu sehen bekommen. Im netflix’schen Absetzwahn, der Luke Cage, Iron Fist und Daredevil bereits getroffen hat, darf man sich einige Fehler offensichtlich einfach nicht mehr erlauben. Dumm nur, dass in The Punisher – Staffel 2 viel zu viele davon gemacht wurden.

Artikel vom 11. Februar 2019

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