7.3/10

Kritik: The White Lotus – Staffel 3

KARMA’S A BITCH

▶ Jetzt direkt streamen auf:

[jw_add_widget-sc]

Genres: Komödie, Krimi, Startdatum: 16.02.2025

Interessante Fakten für…

  • Spannende Fakten für „Vor dem Watch“ werden aktuell für dich vorbereitet. Schau gerne später nochmal hier rein!

Mit Staffel 3 seiner Erfolgsserie The White Lotus hat sich Schöpfer Mike White die Themen Spiritualität und Religion vorgenommen. Gelingt dadurch die große Serienerleuchtung oder fällt das neue Kapitel vom Glauben ab?

Avatar-Foto
#ILikeToMoveIt #Mindfuck #Klassikernerd

Darum geht’s

Herzlich willkommen zurück im White Lotus – dem Luxusresort der Extraklasse. Der Ort, an dem sich die Kokosnuss von selbst für Sie schält und der feine Sandstrand selbst den federweichen Betten Konkurrenz macht. Ach ja – ab und an stirbt hier jemand, aber darüber können Sie hinwegsehen …oder?

Für die neuen Gäste im White Lotus in Thailand scheinen die Tragödien der vorherigen Staffeln jedenfalls kaum von Belangen zu sein. Unbesorgt freut sich eine neue Konstellation superreicher Unsympathen auf eine Woche Sekt und Sonnenschein. Doch auch für sie wird dieser Urlaub gegen Ende ein Höllentrip im Paradies.

Die Serie unserer Zeit

Mit The White Lotus traf Serienschöpfer Mike White spätestens mit Staffel 2 einen Nerv im Zeitgeschehen. Wo ich in meiner Kritik zu Staffel 1 noch von einer kleinen Serienperle sprach, ist Whites Anthologie inzwischen ein nicht mehr wegzudenkendes Popkultur-Ereignis. Das mag besonders an der genial-einfachen Formel liegen, die als Grundgerüst unter jeder Staffel liegt. Eine kurzweilige Geschichte, fein beobachtete Satire und ein kleiner Hauch True-Crime-Thriller fesselten die Zuschauer:innen vor den Bildschirm und machten immer Lust auf mehr.

“There is always more room for more murders at the white lotus hotels” sagt Mike White grinsend nach dem Finale der dritten Staffel. Doch obwohl das Konzept immer noch Spaß macht, zeigt der dritte Aufenthalt im White Lotus auch die ersten Schwächen der Serie.

Inszenierung erster Klasse

Dabei wirkt das Fundament der Serie zunächst stabil wie eh und je. Der Auftakt lockt mit einem explosiven Finale, bevor die Uhr zurückgedreht wird und die taufrischen Protagonist:innen auf einem Bötchen Richtung Hotel schippern. Stilistisch wirkt all dies nach einer kleinen Fingerübung für die Serienmacher:innen. Malerische Landschaftsaufnahmen fangen Thailand als wunderschönen Schauplatz ein, während der verspielte Soundtrack die Geschichte erneut zu einem auditiven Erlebnis macht. Rein technisch macht The White Lotus einfach Spaß. Die Serie ist atmosphärischer denn je und es freut zu sehen, wie punktgenau Mike White seine Handschrift inzwischen ausgearbeitet hat.

Winkendes Hotelpersonal am seichten Sandstrand. Für die Gäste ein Ankommen, für Fans der Serie ein nach Hause kommen.

Auch die Figuren wirken zunächst durchweg spannend und unterhaltsam, denn wiedermal hat das White Lotus die Tore für die verschrobensten Persönlichkeiten geöffnet. So geben sich in Staffel 3 tablettensüchtige Südstaatler, Hotelmanager mit Bühnenambition und ein etwas zu neugieriges Geschwisterpaar die Klinke in die Hand. Besonders Parker Posey als völlig weggetretene Mutter der Ratliff Familie ist ein riesiges Highlight, das dem geistigen Erbe von Jennifer Coolidge’s Tanya McQuoid würdig ist.

Sind wir eigentlich in Thailand oder Taiwan? Victoria Ratliff (Parker Posey) hat keine Ahnung.

Relax-Urlaub ohne große Vorkommnisse

Dass auf den ersten Blick alles zu stimmen scheint, täuscht lange darüber hinweg, dass die dritte Staffel handlungstechnisch sehr langsam in Fahrt kommt. Ja, The White Lotus war schon immer ein Slow Burn, der die Substanz in die Figuren statt in die vermeintliche Krimi-Handlung legte. In Staffel 1 trat der Tod erst in den letzten 15 Minuten aller Folgen auf. Doch der neue Ausflug nach Thailand tritt spätestens in der Mitte der Staffel sowohl im Plot als auch bei den Charakteren auf der Stelle.

So steigert sich die Dynamik immer wieder zu scheinbaren Höhepunkten hoch, um direkt im Anschluss wieder mehrere Gänge zurückzufahren. Das Paradebeispiel hierfür liefert der Konflikt der Ratliff-Familie, der über die gesamte Laufzeit scheinbar kurz vor dem Ausbruch steht, nur um dann… zu enden(?).

Familie Ratliff bleibt am Ende kaum auserzählt. Weder als Figuren noch durch ihre gemeinsame Handlung.

Eine ähnliche Inkonsistenz findet sich auch in den Figuren und ihren Motivationen wieder. Während die ersten beiden Staffeln die verschiedenen Hotelgäste repräsentativ für satirische Überspitzungen diverser Themen nutze, fehlt vielen der neuen Charaktere jene klare Zeichnung. Konflikte werden mitten in der Geschichte fallen gelassen, Überzeugungen verändern sich in Sekundenschnelle und besonders gegen Ende wirken viele Handlungen sehr “plot-convenient”. Auch das große Staffelthema der Spiritualität wirkt an vielen Punkten nur oberflächlich übergestülpt. Zwischendurch blitzt das Potenzial immer wieder durch (Stichwort Monolog), doch im Großen und Ganzen bleibt hier viel auf der Strecke liegen. 

Die Freundschaft von Laurie (Carrie Coon), Kate (Leslie Bibb) und Jaclyn (Michelle Monaghan) muss diesen Urlaub einiges aushalten.

Das jüngste Gericht

Das Finale schlägt schließlich dennoch einen neuen Weg ein, der viele Meinungen spalten wird. Noch nie zuvor wollte The White Lotus so düster und gewalttätig sein, wie in der letzten Stunde der dritten Staffel. Wo der starke Thriller Einschlag vielen gefallen könnte, bleibe ich am Schluss jedoch enttäuscht zurück. Der eigentliche Mordfall war nie das, was The White Lotus zu einer meiner Lieblingsserien gemacht hat. Stattdessen wünsche ich mir Mike White’s pointiert-fiese Dialoge und feine Beobachtungen zurück, die seine Serie so witzig, klug und leichtfüßig gemacht haben. Einiges davon findet sich auch in Staffel 3 noch wieder, aber im Gesamtbild bleibt der neue Teil der Urlaubs-Anthologie der enttäuschendste Kurztrip der Reihe.

Fazit

7.3/10
Ordentlich
Community-Rating: (1 Votes)
Handlung 6/10
Figuren 7/10
Schauspiel 8.5/10
Visuelle Umsetzung 8/10
Spannung 7/10
Details:
Showrunner: Mike White,
FSK: 12 Epiosden: 8
Besetzung: Aimee Lou Wood, Jason Isaacs, Leslie Bibb, Michelle Monaghan, Parker Posey, Patrick Schwarzenegger, Walton Goggins,

Die Sterne standen gut für eine fantastische dritte Staffel The White Lotus. Das Thema Karma und Spiritualität bietet eine breite Vorlage für gelungene Satire und das Setting in Thailand verlangt geradezu nach einem eigenen Abstecher. Zunächst löst sich das Versprechen ein: Die Inszenierung sitzt von Staffel zu Staffel besser, die Figuren sind unterhaltsam und die Stimmung zunächst sehr atmosphärisch.

Doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr drängt sich die Frage auf, was hier eigentlich erzählt wird. Mit 8 Folgen Laufzeit ist der dritte Teil der bisher längste der Seriengeschichte. Der Grund dafür bleibt unklar. Zu sehr tritt die Handlung auf der Stelle und zu schwammig bleiben die behandelten Thematiken. Damit bleibt The White Lotus Staffel 3 immer noch sehr unterhaltsam, aber dennoch weit unter dem eigentlichen Potenzial zurück.

Artikel vom 16. April 2025

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

4001Reviews.de (V4) – Seit 2015