7.6/10

Review: Evil Dead Rise

BITTE, LIES NICHT SCHON WIEDER AUS DEM BUCH VOR

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Genres: Horror, Startdatum: 27.04.2023

Interessante Fakten für…

  • Eigentlich war ein reiner Streaming-Release auf HBO MAX geplant – aber die Test-Screenings waren so erfolgreich, dass es der Film doch ins Kino geschafft hat.
  • 6500 Liter Kunstblut wurden für den Film verwendet.
  • Alyssa Sutherland ließt sich für ihr Schauspiel von Jim Carrey in Die Maske inspirieren.

Groovy, Baby! Die Waldhütte wurde zwar gegen ein Hochhaus getauscht – doch die sadistischen Geister aus dem Necronomicon haben immer noch genauso viel Lust auf ihre chaotischen Massaker. Lee Cronin inszeniert einen kompakten Splatter mit kultigen Momenten, der Fans glücklich macht, aber dem Genre nichts Neues bringt.

#HorrorundTrash #GuteGeschichten #Köln

Darum geht’s

Evil Dead Rise beginnt an einer Hütte im Wald – wie fast alle anderen Teile aus dem Franchise. Doch dann wechselt der fünfte Teil, erstmals von Regisseur Lee Cronin inszeniert, das Szenario und zeigt das klassische Evil Dead-Massaker erstmals in einem Hochhaus in der Stadt, statt in einer Cabin in the Woods. Auch bei den Protagonistinnen und Protagonisten gibt es eine Änderung: Diesmal geht es einer Familie rund um die alleinerziehende Mutter (Alyssa Sutherland) an den Kragen. Der Rest ist klassisches Material: Das Necronomicon, ein verfluchtes Buch taucht auf, jemand liest daraus vor – und das Chaos beginnt.

Geständnisse eines Fans

Ein neutrales Review zu versuchen wäre an dieser Stelle nichts anderes als Heuchelei. Evil Dead ist mit großem Abstand das Horror-Franchise, das ich am meisten mag. Ganz einfach, weil es im mittlerweile fünften Film und auch während der herrlich übertriebenen Serie Ash vs. Evil Dead oft den perfekten Spagat zwischen ikonischen Bildern (Wackel-Kamerafahrt durch den Wald) und Requisiten (Kettensäge!), fiesem Humor und blutigem Horror schafft und dabei meistens noch viele verrückte frische Ideen mit in den Mix wirft.

So ähnlich reagieren auch Katzen, wenn man sie baden will.

Eine schreiende untote Frau hängt an einer Wand und hält sich dort mit ihren Händen fest

Evil Dead Rise finde ich also schonmal von vorneherein gut, einfach weil es die Formel der ersten beiden Teile von Sam Raimi gut anwendet und modernisiert, und sie in eine Beziehung zum Remake von 2013 setzt. Der 2013er-Film setzte damals viel weniger auf den schwarzen Humor und die praktischen Trash-Effekte der Originalfilme, sondern auf einen dunkleren, ernsten Ton. Hier ging es bei den Effekten offensiv darum, zu schocken – mit Erfolg. Bei Rise versucht sich Franchise-Neuling Lee Cronin jetzt an der Mischung, wobei er viel richtig macht, aber leider nicht alles.

Mehr Blut!

Was Cronin richtig macht: Das Blut fließt, spritzt und schwappt in Wellen durch die Gänge des einsturzgefährdeten Hochhauses in Los Angeles. Der Film braucht ungefähr die Hälfte seiner 95 Minuten Laufzeit, um heiß zu laufen – und lässt dann niemanden mehr entkommen. Die Besessenen (engl.: Deadites) sind einfach nicht totzukriegen und haben sadistische Freude daran, ihre Opfer zu quälen – und auch ihre eigenen Körper zu verstümmeln.

Keine Sorge, es ist nicht ihr Blut.

Eine Frau zielt blutüberströmt mit einer Schrotflinte.

Eine kurze Aufzählung von Dingen, mit denen hier Körper verletzt werden: (Natürlich) eine Kettensäge, ein Weinglas, eine Tätowiermaschine, ein Käsehoble und… an dieser Stelle breche ich ab. Denn: Wenn ihr euch bei solchen potenziellen Waffen fragt, wie das aussehen könnte und Spaß daran hättet, dann ist Evil Dead Rise für euch gemacht. Falls diese Form sadistischer Splatter mit Augenzwinkern nichts für euch ist, wird euch auch der Film nicht vom Gegenteil überzeugen. Denn er verzichtet komplett auf zusätzliche Ebenen, die Familiengeschichte ist ziemlich austauschbar, so auch eigentlich alle Charaktere – auch wenn insbesondere Alyssa Sutherland als besessene Mutter sehr stark spielt. Dieser Film ist Splatter und Splatter ist dieser Film – nach mehr würde ich nicht suchen.

Geht es noch fieser, bitte?

Doch auch hier funktioniert der Film nicht immer. Die etwas gestückelten Schnitte zerstören manchmal Horror-Momente, denen etwas mehr atmosphärischer Aufbau gutgetan hätte. Auch das Pacing ist stellenweise etwas komisch – Figuren werden vom Drehbuch teilweise nutzlos in irgendwelchen Zimmern geparkt, bis sie wieder zu ihrem meist blutigen Einsatz kommen. Im Großteil erhält zwar jede angeteaste Waffe ihren Einsatz, doch rein technisch wäre bei Rise noch mehr Feinschliff nötig gewesen.

Wenn die besessene Mama (Alyssa Sutherland) zweimal klingelt.

Auch der Splatter-Faktor fühlt sich nicht ganz ausgereift an. So gut und logisch die Idee auch erscheint, den Ton der originalen Trilogie und dem Remake zu verbinden – leider schafft Cronin es nicht, einen eigenen Ansatz zu entwickeln. Stellenweise hätte er sogar noch fieser werden können, denn oft heißt es bei Evil Dead: Je mehr die Filme over-the-top sind und freidrehen, desto mehr Spaß macht es. Bei Rise ist stellenweise noch die Handbremse drin. Gleichzeitig ist der Film aber definitiv sehenswert, weil Cronin an einigen Stellen den passenden Wahnsinn auch in der Inszenierung an den Tag legt. Selten habe ich ein Kino so lachen hören, wie in dem ikonischen Moment, wenn der Titel Evil Dead Rise auf den Bildschirm kommt – schon für diese zehn ersten Minuten voller Stil und selbstreferentiellen Momenten lohnt sich dieses Horror-Fest!

Fazit

7.6/10
Ordentlich
Community-Rating:
Action 6.7/10
Humor 6.9/10
Visuelle Umsetzung 7.5/10
Kostüm & Maske 8.2/10
Splatter & Horror 8.7/10
Details:
Regisseur: Lee Cronin,
FSK: 18 Filmlänge: 97 Min.
Besetzung: Alyssa Sutherland, Lily Sullivan, Morgan Davies,

Evil Dead Rise ist ein würdiger Vertreter des Franchise. Regisseur Lee Cronin versteht die Filme und das Genre gut genug, um einen soliden Film mit einigen überragenden Momenten und Bildern abzuliefern, die beim Kinopublikum ein hysterisches Lachen erzeugt haben. Über die meiste Zeit fehlen jedoch neue Ideen oder eine komplett gelöste Handbremse, um Rise zu mehr als nur einem soliden Genre-Vertreter zu machen. Horror- und Evil Dead-Fans können aber gute Unterhaltung zwischen der Originaltrilogie und dem Remake von 2013 erwarten.

Artikel vom 5. Mai 2023

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