7.3/10

Kritik: Die Frau im Nebel

PLOT IM NEBEL

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Genres: Drama, Komödie, Krimi, Romanze, Thriller, Startdatum: 02.02.2023

Interessante Fakten für…

  • Auch hier sehen wir wieder ein Markenzeichen des Regisseurs: In der Szene auf dem Fischmarkt hängen mehrere Tintenfische im Hintergrund.
  • Die komplette Martin-Beck-Buchreihe des Autorenehepaars Maj Sjöwall und Per Wahlöö ist in einer Szene auf einem Tisch zu sehen – eine Anspielung darauf, dass sich Regisseur Park Chan-wook nach eigenen Angaben von diesen Büchern für den Film inspirieren ließ.

Mit „Die Frau im Nebel“ schlägt „Oldboy“-Regisseur Park Chan-wook nun eine romantische Richtung ein. Ob die Liebesgeschichte einen jedoch genauso in den Bann schlägt wie seine Vorgänger?

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#Marvelgeek #Genießerin #Trash

Darum geht’s

Ein Mann wird tot am Fuß eines Berges aufgefunden. Die Tatverdächtige: seine Ehefrau, die schöne Song Seo-rae (Tang Wei). Im Laufe der Ermittlungen kommt der von Schlaflosigkeit geplagte Kommissar Chang Hae-joon (Park Hae-il) nicht umhin, sich zu ihr hingezogen zu fühlen. Das erweist sich nicht nur vor dem Hintergrund des Falles schwierig, sondern auch, da er eine Frau (Lee Jung-Hyun) hat, mit der er zu dem Zeitpunkt eine Fernbeziehung führt.

Die Frau im Nebel verfolgt eine Liebesgeschichte, die nie wirklich greifbar wird und über Stadt und Kriminalfallgrenzen hinaus weiterbesteht.

Lost in Translation

In seinen früheren Filmen hat Park Chan-wook bereits bewiesen, Grenzen zu überschreiten. Dabei zeigt er wiederholt sein Talent für haarsträubende Plotttwists innerhalb kompliziert aufgebauter Geschichten und verdiente sich dadurch internationale Anerkennung. In seinem neusten Film kommt jedoch ein Problem auf: die Sprache. Beispielhaft ist bereits die Übersetzung des Titels ins Deutsche. Der koreanische Originaltitel 헤어질 결심 (RR Haeojil gyeolsim) bedeutet so viel wie Entscheidung oder Entschluss zur Trennung. Wie die Übersetzer:innen auf den unsäglichen Titel Die Frau im Nebel kamen, erschließt sich mir nicht.

Während beispielsweise Oldboy in seiner Erzählweise auf Bilder setzt, wird in Die Frau im Nebel viel mit Sprache und Sprachbarrieren gespielt. Da Song Seo-rae Chinesin ist und nicht so gut koreanisch spricht, finden wir uns in vielen merkwürdigen Situationen und Missverständnissen wieder. In der Übersetzung, als Person die kein koreanisch versteht, können diese wahrscheinlich kaum so gut rüberkommen, wie für Muttersprachler:innen. Auch unabhängig von der Sprache werden gesellschaftspolitische Strukturen zwischen China und Korea aufgezeigt, die für Laien in der Materie untergehen können.

Lass dich treiben

Spannend ist an der Stelle jedoch die Besetzung von Tang Wei, die 2008 in China einem inoffiziellen Medienboykott zum Opfer fiel, als sie die Hauptrolle im Ang Lees Gefahr und Begierde einnahm. Pekings Behörden verstanden den Film damals als „Verherrlichung von Landesverrätern und Beleidigung von Patrioten“.

Damit hat China eine seiner wahrscheinlich talentiertesten Schauspieler:innen verloren, denn auch in Die Frau im Nebel kann sie wieder auf ganzer Länge überzeugen. Sie und Park Hae-il als Kommissar Chang Hae-joon bauen über die Handlung hinweg eine spannende Dynamik auf, die sich permanent zwischen Zärtlichkeit und Zurückhaltung bewegt. Dabei reicht ihre Körpersprache, ein kleiner Blickkontakt oder auch das kleinste Zucken eines Mundwinkels.

Diese Dynamik wird nur noch mehr durch unglaublich schöne Bilder und ein Soundtrack unterstützt, der einen durch den Film trägt, wenn man sich darauf einlässt – oder besser gesagt, einlassen kann.

Und als ich dachte, es sei vorbei…

Denn während man sich in der ersten Hälfte des Filmes noch treiben lassen kann, wird es einem in der zweiten zunehmend schwerer gemacht. Er verliert sich in angedeuteten Symbolen und losen Fäden und franst zum Ende hin immer weiter aus. Wer hier krasse Plot Twists erwartet, kann im wahrsten Sinne des Wortes lange warten.

Darüber hinweg kann jedoch die Situationskomik trösten, die die ganze Zeit mitschwingt und auf seine ungewöhnliche Art den skurrilen Ton des Filmes bestimmt. Meinen Humor jedenfalls hat er getroffen.

Fazit

7.3/10
Ordentlich
Community-Rating:
Atmosphäre 8/10
Spannung 5.5/10
Schauspiel 8.5/10
Humor 7.5/10
Tiefgang 7/10
Details:
Regisseur: Park Chan-wook,
FSK: 16 Filmlänge: 139 Min.
Besetzung: Go Kyung-Pyo, Lee Jung-hyun, Park Hae-Il, Tang Wei,

Die Frau im Nebel ist ein sehr atmosphärischer Film, der nicht nur visuell und musikalisch, sondern auch durch die Leistung der Hauptdarsteller:innen getragen wird. Begleitet wird die Handlung mit einer durchwegs skurrilen Situationskomik, die sich durch den ganzen Film zieht. Leider zieht die Romanze sich vor Allem in der zweiten Hälfte und einige Nuancen, Symbole, Missverständnisse oder gesellschaftspolitische Easter Eggs scheinen in der Übersetzung als nicht koreanische Muttersprachler:in unterzugehen. Alles in allem muss man sich auf den Film einlassen können, ein bisschen Zeit mitbringen und sich treiben lassen. Dann kann Die Frau im Nebel eine spannende, atmosphärische Auszeit für Filmliebhaber:innen sein.

Artikel vom 11. Februar 2023

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