Kritik: Extinction
KLAPPE ZU, MENSCHHEIT TOT
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Immer wieder wird Peter (Michael Peña) von bösen Albträumen geplagt: große Raumschiffe fallen über die Erde her und vernichten mit aller Urgewalt jegliches Lebewesen auf der Oberfläche. Seine Frau Alice (Lizzy Caplan) nimmt ihn nicht ernst und bittet ihn, sich endlich Hilfe zu besorgen. Denn nicht nur leidet ihre Ehe darunter, auch die Kinder Hannah (Amelia Crouch) und Lucy (Erica Tremblay) sind mit dem geistesabwesenden Vater nicht gerade happy. Doch es kommt, wie es kommen muss: eines Nachts werden die Visionen zur Realität…
Es ist Regisseur Ben Young anzumerken, dass er mit großen Träumen an das SciFi-Projekt herangetreten ist. Und zunächst macht das auch einiges her: das durchgestylte Setdesign, die unaufdringlich futuristischen Elemente, die bedrohlichen (obgleich bekannten) Visionen des Protagonisten – all das sieht zunächst stimmig und hochwertig aus.
Doch spätestens, wenn die Fetzen fliegen, machen sich die teils zu simplen Explosions- und Rauch-Effekte stark bemerkbar. Ein Trend, der zunehmend zu beobachten ist: für das Heimkino produzierte Spielfilme werden lange nicht so formvollendet produziert, wie das für die große Leinwand der Fall ist. Das ist hin und wieder noch zu verschmerzen, doch wenn im Schlussakt Animationen abgeliefert werden, die direkt aus Die Siedler III stammen könnten, dann wünscht man sich doch stark, dass aus der Not eine Tugend und nicht einfach halbgare Effekte gemacht werden würden. Anders als etwa Auslöschung ist Extinction schlichtweg ein Sci-Fi B-Movie.
Wenn es ein Genre gibt, das mit höchster Weitsicht und enorm kritischem Auge die Gesellschaft, technische Fortschritte, künstliche Intelligenz und grundsätzlich den kompletten Fortgang der menschlichen Rasse beackert, dann ist es die Science-Fiction. Sci-Fi-Urvater Isaac Asimov etwa formulierte bereits 1942 die Three Laws of Robotics, die mittlerweile fester Bestandteil in der Entwicklung künstlicher Intelligenzen sind (etwa beim selbstfahrenden Auto).
Seitdem haben Werke wie I, Robot, Matrix, Ex Machina, Die Insel oder Westworld ihren Beitrag zur Unterhaltung und andauernden Debatte geleistet. Extinction möchte auch in dieser Liga spielen, doch auch, wenn der Film mit einem überraschenden Plot Twist aufwartet, werden die angerissenen Themen nie zu Ende erzählt. Stattdessen müssen wir uns mit Holocaust-Metaphern, kleinen kritischen Seitenhieben auf eine überängstliche Gesellschaft und einigen vagen Aussagen über das Fortbestehen der Menschheit begnügen. Das ist alles ganz nett, fügt dem Thema aber nichts Nennenswertes hinzu – und erinnert in seiner Gänze zu stark an Krieg der Welten.
Das schmale Budget versucht, alles aus den immer häufiger platzierten Actionszenen rauszuholen. Ein paar Spannungselemente, einige unerwartete Explosionen und eine Menge Zufall kaschieren recht gut, dass Extinction einfach kein bahnbrechendes Sci-Fi-Epos sein kann. Wenn reihenweise Menschen totgeballert werden und Wohnungen mit Lasergewehren regelrecht durchsiebt werden, dann fetzt es im Heimkino schon ordentlich. Es fällt aber zunehmend auf, dass Einschusslöcher und dergleichen doch sehr offensichtlich aus dem Computer stammen – so bekommt Extinction den klassischen TV-Action-Look à la The Walking Dead. Wer mit der Einstellung rangeht, einen TV-Spielfilm zu sehen, wird mit Sicherheit weniger enttäuscht werden, als andere, die ein Sci-Fi-Gewitter erwarten.
Schauspielerisch bewegt sich Extinction im soliden Mittelfeld. Michael Peña kann deutlich mehr, das hat er uns zu Genüge bewiesen (z.B.: Ant-Man and the Wasp, World Trade Center, L.A. Crash). Sein Spiel als geplagter und gleichzeitig liebevoller Vater ist in Ordnung, jedoch lässt das Drehbuch nur wenig Charakterentwicklung zu. Lizzy Caplan (The Disaster Artist) bringt da schon etwas mehr Tiefe und Feingefühl in die Geschichte, auch wenn die Schauspielkunst insgesamt futuristischer Ballerei weichen muss. Als Überraschung hat Mike Colter (Luke Cage) einen kleinen, nicht unbedeutenden Auftritt, den er wie immer sympathisch absolviert. Doch auch ihm wird nicht wirklich Raum zur Entfaltung gegeben.
Artikel vom 11. August 2018
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