Eine Oscar-Nominierung war trotzdem nicht drin. Das ist auch verständlich, für einen Academy-Award fehlt hier die Tiefe und Subtilität. Das müsste auch echt komisch für Wiseau sein, zuzuschauen, wie James Franco einen Schauspiel-Oscar für die Imitation seines schlechten Schauspiels bekommt. Ironie vom feinsten.
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Doch nicht nur Franco, sondern auch der restliche Cast hatte sichtlich Spaß dabei, die Charaktere aus The Room zu studieren und nachzuahmen. Dave Franco als Greg ist zwar nicht ganz so überzeugend wie sein großer Bruder in der Hauptrolle (Dave ist zu klein), bildet aber einen energiegeladenen und wunderbar funktionierenden Counterpart zu James lethargischer Performance. Die Chemie zwischen den Beiden ist das Herz des Films. Liegt es vielleicht einfach daran, dass James und Dave Brüder sind?
The Disaster Artist ist bis in die Nebenrollen stark besetzt. Seth Rogen als genervter Co-Regisseur Sandy ist zum Schreien komisch, besonders während seiner Fehden mit Tommy. Nur die Rolle von Alison Brie (Bojack Horseman) als Love-Interest von Greg wirkt etwas gezwungen und Fehl am Platz. Dafür gibt’s einen kleinen Gastauftritt von Bob Odenkirk (Better Call Saul)!
So gut ist Franco als Regisseur
Nein, The Disaster Artist ist nicht James Francos Regiedebüt. Tatsächlich saß der Schauspieler schon öfter auf dem Klappstuhl. Dennoch dürfte sein neuester Film auch seine größte Herausforderung gewesen sein. Nicht nur musste er Regie und Hauptrolle gleichzeitig meistern (darüber würde Wiseau nur lachen), er musste auch mehrere Parteien gleichzeitig zufriedenstellen: Die The Room-Fans wollen Detailverliebtheit, das breite Publikum einen schlüssigen Film, und die Crew hinter The Room eine respektvolle Erzählung ihrer Geschichte. The Disaster Artist ist ein beinahe perfekter Kompromiss. Franco inszenierte den Film mit einer ungezwungenen Leichtigkeit und ansteckenden Euphorie, die alle bestens unterhalten sollte – egal in welcher Beziehung man zu The Room steht.
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Dennoch gibt es einen unerwarteten Wermutstropfen: Der Film ist zu kurz. Mit knapp über 100 Minuten Laufzeit muss der Film sichtlich hetzen, um die Story von Anfang bis Ende zu erzählen. Viel Zeit für Tiefe bleibt nicht. Nach einem grandiosen Auftakt, wirkt der Film im Mittelteil hin und wieder wie eine Zusammenfassung der Ereignisse. 15 Minuten mehr wären tatsächlich besser gewesen. Besonders bei der Inszenierung der Dreharbeiten zu The Room hätte man noch einiges mehr an Potential ausschöpfen können.
Doch zum Glück nagelt Franco das Finale an die Wand. Lustig und traurig zu gleich, beschwört The Disaster Artist eine kathartische Schlussszene herauf, die schon beinahe an den Schlussakt des Meisterwerks Whiplash erinnert.
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