Parallelhandlung zu ‘Narcos – Staffel 1’
Warum DEA-Agent Javier Peña trotz Anspielungen nicht in Narcos: Mexiko – Staffel 1 vorkommt, liegt daran, dass die Zeit hier wieder zurückgespult wurde. Der Aufbau des Guadalajara-Kartells geschieht zeitgleich mit den Machenschaften von Escobar & Co – was auch für ein paar Kurzauftritte sorgt, die Fans der ersten Staffeln zu Freudensprüngen animieren dürfte.
Das mexikanische Setting hat dabei allerdings nicht ganz den Charme, den die kolumbianischen Schauplätze noch versprühten. Authentisch wirkt es aber allemal, denn nicht nur der Cast, auch die Ausstattung ist so stark getroffen, wie die Piñata auf einer Quinceañera. Seien es die ausladenden Marihuana-Plantagen, das hektische Treiben der Großstadt oder die luxuriösen Villen der Drogenbande – im Detailreichtum der Serie kann man sich gut und gerne mal verlieren.
Wie immer: Hochspannung!
Narcos: Mexiko – Staffel 1 macht spannungstechnisch genau da weiter, wo die dritte Staffel aufgehört hat. Untermalt von einem überragenden (!) Score von Meisterkomponist Gustavo Santaolalla (Babel) geraten Infiltrierungsversuche (Stichwort: Marihuana-Plantage) und in aufwändigen Plansequenzen gefilmte Razzien zu schweißtreibenden Angelegenheiten für den Zuschauer. Gerade weil absolut nicht vorhersehbar ist, wie die Geschichte denn nun ausgeht (wir halten uns die Einführungssequenz im Gedächtnis), rutscht man mit jeder Folge etwas näher an die Kante der Couch. Und wenn mal die Fetzen fliegen, dann richtig. Die Serie hat sich noch nie um drastische Gewaltdarstellung gedrückt und so ist es auch diesmal: Narcos hat einfach cojones!
Starke Parallelen zwischen Pro- und Antagonist
Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung der beiden Hauptfiguren. Es ist spannend mit anzusehen, wie die eigentlich grundverschiedenen Persönlichkeiten von einer ähnlichen Motivation getrieben werden. Kartellchef Félix Gallardo möchte sich und seinen Vorbildern beweisen, dass er es zu etwas bringen kann. Doch die erfahrene Ablehnung macht ihn ungenügsam – so will er nicht nur der größte Distributor von Marihuana werden, sondern auch von Kokain. Unter diesem Größenwahn leidet dabei vor allem seine Frau.
Agent Camarena steht augenscheinlich auch in einer intrinsischen Bringschuld. Immer wieder begibt er sich bewusst in hochgefährliche Situationen, um dem Drogenboss den Garaus zu machen. Doch zwischen den Zeilen wird deutlich, dass ein Großteil seiner Motivation darin begründet liegt, in der Geschichte bedeutsam zu sein. Der Haken bleibt derselbe: Wann ist es genug? Der dadurch aufkeimende Ehestreit erinnert nicht nur stark an seinen Widersacher, sondern auch an die Krise von Agent Murphy und seiner Frau Connie in den ersten beiden Staffeln. In Narcos: Mexiko – Staffel 1 treiben oftmals zutiefst menschliche Sehnsüchte die Story voran.
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