Wer lacht noch über Peniswitze?
Man kann im Laufe der öden 101 Minuten nur erahnen, was die Autoren mit ihrer Gewaltverherrlichung und überproportional (haha) eingesetzten Penis-Gags eigentlich bezwecken wollten. Klar, wer die Narrenfreiheit des Studios genießt, kann natürlich aus dem Vollen schöpfen. Doch Devine, Holm und Anderson scheint nicht bewusst zu sein, dass Blutfontänen und Phallussymbole nicht einfach wahllos platziert werden können, um für Lacher zu sorgen. Und provozierend sind sie schon gar nicht, immerhin leben wir in Zeiten von Game of Thrones.
Wenn Adam DeVine zu Beginn eine Actionszene komplett blank absolviert, ist das natürlich kurz überraschend. Wenn danach aber drei Mal darauf hingewiesen wird, dass alle seinen Penis sehen konnten, dann kann der Zuschauer nur noch müde mit der Stirn runzeln. Und wenn eine Figur mit ihrem abgetrennten (!) Gemächt für den Wendepunkt der Geschichte sorgt, wird das Stirnrunzeln zum Augenrollen.
Was dabei tragischerweise komplett ignoriert wird, ist die eigentliche Persiflage auf die Stirb Langsam-Reihe und ähnliche Actionthriller, die nun wirklich ordentlich Material bieten. Doch bis auf die Prämisse wollte man hier wohl eigene Akzente setzen. Nur sind Schwulenwitze und Nahaufnahmen von Penissen einfach lange nicht genug, um auch nur im Ansatz zu unterhalten. Humor geht anders. Setzen, sechs!
Die fehlende Chemie gibt den Rest
Humor funktioniert nicht zwangsläufig nur durch hoch frequentierte Aneinanderreihungen von absurden Begegnungen, sondern auch durch knackige, gut getimte Dialoge. Der Komödien-Gigant Hangover hat das 2009 zur Perfektion gebracht und auch die Darstellerriege um Seth Rogen ist sich dessen in ihren Filmen bewusst. Nun, ein eingespieltes Trio hätten wir schon mal. Doch können die drei Hauptdarsteller, die sich auch für die Produktion und das Drehbuch verantwortlich zeigen, diese Stärke nutzen?
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Die Antwort ist: leider nein! Auch wenn die Frotzeleien zwischen den Losern den energetischen Höhepunkt in Game Over, Man! liefern, unterliegt das Talent von Adam DeVine, Anders Holm und Blake Anderson der Belanglosigkeit der Dialoge. So schön es auch anzusehen ist, wenn sich drei Idioten verbal an die Gurgel gehen, so nichtssagend ist einfach der Inhalt. Und das fällt spätestens nach dem dritten erzwungenen Konflikt auf. Schade eigentlich, die Jungs können nämlich definitiv mehr als das.
Cameos zum Niederknien – und verzweifeln
Um die halbgare Geschichte zu würzen, wurde ein amtlicher Cast ins Rennen geworfen. Leider bekommt hier keiner die Möglichkeit geboten, wirklich zu überzeugen. Neal MacDonough (1922) ist ein generischer Bösewicht, Rhona Mitra (Doomsday) eine typische sexy Killerin und Daniel Stern ein schmieriger Hotelbesitzer, der zwar anständig funktioniert, vor allem aber durch Sterns Kultrolle in Kevin allein zu Haus für Jubel sorgen wird.
Tja, und dann wäre da noch eine inflationäre Menge an Cameos, die so unendlich viel Potenzial gehabt hätten, dass es fast weh tut mit anzusehen, wie nonchalant diese verheizt werden. Es wirkt mitunter so, als habe man einige vergessene Comedians Hollywoods verpflichtet, zumindest einmal durchs Bild zu huschen: Scrubs-Star Donald Faison bekommt immerhin noch ein wenig Screentime, während Steve-O und Chris Pontius (Jackass), Shaggy und Jillian Bell nur für einen raschen Gag platziert werden.
Die größte Frechheit ist jedoch der Auftritt von SNL-Legende Fred Armisen: er sitzt einfach mit den anderen Geiseln in einer Ecke und wird für ein paar Sekunden in den Fokus gerückt. Das war’s. Kein Gag, kein Dialog, nichts. Armisen ist einfach nur da. Und das zeigt eigentlich ganz gut, wie undurchdacht Game Over, Man! geschrieben und inszeniert ist.
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