Die kokette Queenie durchläuft während des Films eine Charakterwandlung, – die absolut nicht nachvollziehbar ist. Tatsächlich wird der Wesenswandel einfach mit einem „Du bist doch verrückt!“ gerechtfertigt. Rowling, das kannst du doch so viel besser …
Tatsächlich ist es Eddy Redmayne als Newt Scamander, der als einziger Protagonist nicht ins Wasser geworfen wurde. Seine Rolle ist sogar noch liebenswürdiger, unschuldiger und lustiger als im ersten Film. Die kindlichen Flirt-Versuche mit Tina Goldstein sind köstlich, doch leider bekommt auch Katherine Waterston im Film absolut nichts zu tun. Da ist Zoë Kravitz als Leta Lestrange deutlich interessanter, doch die romantische Freundschaft zwischen ihr und Newt bleibt ebenfalls kriminell unterentwickelt.
Dramaturgischer Totalschaden
Man kann es kaum fassen. Nach sieben wunderbar erzählten und bis ins Detail kohärenten Harry Potter-Büchern, einem Theaterstück und einem magischen ersten Phantastische Tierwesen-Film erreicht J.K. Rowling den Tiefpunkt ihrer kreativen Karriere. Grindelwalds Verbrechen taumelt so planlos durch die fantastische Zaubererwelt, dass man Rowling besorgt bei der Hand nehmen will. Was ist hier nur passiert?
Es reiht sich Szene an Szene, ohne dass auch nur im Ansatz so etwas wie eine stringente Geschichte erzählt wird. Der Mittelteil des Films besteht praktisch daraus, dass sich eine Handvoll Charaktere gegenseitig in Paris suchen – dabei vergisst man vollkommen, warum wer wen sucht und wie das alles zusammenhängt. Nach etwa einer Stunde muss sich selbst der größte Harry Potter-Fan eingestehen, dass die Handlung von Grindelwalds Verbrechen glorreich abgesoffen ist. Als Zuschauer treibt man vor sich hin und hofft auf eine Rettung, während man sich verzweifelt an dem ein oder anderen Story-Wrackteil festhält.
Warum kann Rowling keine Geschichte mehr erzählen? Mit dem Vorgängerfilm ist ihr doch noch ein starkes und mächtig unterhaltsames Fantasy-Abenteuer gelungen, das selbst weniger hartgesottenen Fans Spaß gemacht hat. Nun ist die Fortsetzung noch nichtmal überambitioniert oder komplex; sie ist einfach nur durcheinander und furchtbar unbeholfen. Für Teil 3 muss sich Rowling mit einem erfahrenen Drehbuchautor zusammensetzen, der ihre Ideen filmisch umzusetzen weiß.
So viele gute Ideen…
Grindelwalds Verbrechen hätte alles haben können: Interessante Hauptcharaktere, mystische Settings, Plot-Twists und Intrigen, einen Schurken zum Fürchten, ein dramatischer Liebeskonflikt zwischen Dumbledore und Grindelwald – immer wieder schimmert das Potential des Films durch, doch es wird einfach nicht genutzt.
Besonders spannend ist die Vorstellung, dass die dunkle Historie des Europas im 21. Jahrhundert mit der fiktiven “Wizarding World” zusammengeführt wird. Hier beweist Rowling Mut, doch auch diese Prämisse reißt der Film nur ganz kurz an, nur um dann wieder einen unverständlichen Rückzieher zu machen. Immerhin gibt es noch Potential für weitere Tierwesen-Filme.
Das Ideenreichtum tobt sich vor allem in zwei Disziplinen aus: Zaubersprüche und Tierwesen. Diese sind zwar hübsch anzusehen, wirken aber willkürlich und aneinander gereiht, da sie all zu oft nicht die Handlung stützen, sondern von dieser ablenken. Immerhin werden die Tierwesen nicht so sehr in den Vordergrund der Geschichte gerückt, wie noch im ersten Film. Doch was die Harry Potter-Reihe so magisch macht, ist der metaphorische Charakter der Fantasy und nicht die bloße Ideenfülle.
Selbst der erste Teil Phantastische Tierwesen konnte mit dem Konzept eines „Obskurus“, der in ungeliebten Kindern heranwächst, etwas Weisheit und Aussagekraft in die Geschichte mit einfliessen lassen. Dieses geniale Story-Konzept wird im Sequel zwar weiterhin angesprochen, aber nicht weitergedacht.
Hogwarts in Glanz und Glorie
Wie die Trailer bereits verraten haben, geht es in Grindelwalds Verbrechen zurück nach Hogwarts. Zur Halbzeit leistet sich der Film einen ultraharten Cut, das „Hedwig’s Theme“ wird angestimmt und schon breitet sich das Schloss in einer großen Panoramaaufnahme vor einem aus. Diesen Moment der Rückkehr hätte man definitiv eleganter und mit mehr Feingefühl aufbauen können.
Aber sei’s drum: Hogwarts is back. Und Jude Laws charmante Performance als Albus Dumbledore ist zum niederknien. Ihm hätte man deutlich mehr Screentime geben dürfen. Dennoch ist sexy Dumbledore das Highlight des Films, denn Law kann die kleinen Nuancen seiner Vorgänger Richard Harris und Michael Gambon täuschend authentisch nachahmen – wenn nicht sogar übertreffen.
Deine Kritik ist meiner Meinung unberechtigt da der film ganz klar die nazi zeit aufarbeiten will und du solltest nicht vergessen das es als 5teiler angelegt ist
Hallo Daniel,
die Idee des Films ist auch genial, auch das Setting und die Thematik. Allerdings stockt es (meiner Meinung nach) sehr stark in der Umsetzung, bzw. dem Storytelling.
Die Story kommt nie richtig in Fahrt und geht sehr verwirrte Umwege. Im Gegensatz zum ersten “PhantaTier” kann das Sequel kaum als eigenständiger Film angeschaut werden. Meiner Meinung nach muss das, selbst in einer mehrteiligen Reihe jeder Film ein solides, dramatisches Grundgerüst haben.
Dennoch hat der Film gute Aspekte und ich bin mir sicher, dass sie noch sehr viel aus der Reihe rausholen werden!
LG
Keyvan