Eine kleine Geschäftsreise
Auch wenn man es aus dem Geschäfts-Blabla, mit dem Korda seine komplizierten Pläne erklärt, nicht sofort erkennt: Es geht auf eine Geschäftsreise. Da sein Riesenprojekt zu scheitern droht, muss er an verschiedenen Orten der Welt seine Geschäftspartner um mehr Geld bitten. Das alleine bietet schon eine hervorragende Vorgabe für zahlreiche interessante Szenarien und sehr ungewöhnliche Geschäftstaktiken. Hinzu kommt noch ein absoluter Überschuss an A-Promi Schauspielern für ein paar der einprägsamsten Momente im Film. Seien es nun Tom Hanks und Bryan Cranston als zwei Eisenbahn-Unternehmer mit einer Vorliebe für Basketball oder der bärtigste Benedict Cumberbatch aller Zeiten – die Promis machen den Film lebendiger, auch wenn nicht alle die gleiche Aufmerksamkeit bekommen.
Dennoch muss man sagen, dass der Film gerade in der zweiten Hälfte an Schwung verliert. Die Weltreise wirkt mit der Zeit etwas in die Länge gezogen und erscheint sogar repetitiv. Zwar werden währenddessen die Dynamiken zwischen den Charakteren ausgebaut, doch man driftet immer wieder in Erzählungen über die Familienbeziehungen, die an das ewige Geschäfts-Blabla am Anfangs des Filmes erinnern. Es bleibt nicht wirklich greifbar. Es dauert etwas, bis der Film gegen Ende wieder den Ton angibt.
Wes Andersons (un)nachahmlicher Stil
Wes Andersons unverkennbarer Filmstil hat leider auch seine Schattenseiten. Ein so unverkennbarer Stil bedeutet, dass es einerseits kinderleicht ist, Parodien daraus zu machen. Schlimmer ist jedoch, dass es nach zig Wiederholungen langsam an Variation mangelt. Spätestens jetzt fallen immer wieder Parallelen in den Filmen auf und das nicht nur am visuellen Stil. Die Charaktere, der Storyablauf, der Humor – man beginnt ein unverkennbares Muster zu erkennen. Und wenn es kein aufwendiges Werk wie The Grand Budapest Hotel mit fantastischen Kulissen und lebendigen Figuren ist, fühlt es sich schonmal abgenutzt an. Fast so als würde man zwanghaft an einer etablierten Stilrichtung festhalten, allein des Markenzeichens wegen. Spätestens Asteroid City hat uns hierbei schon die Limits gezeigt.
Doch wie sieht das mit Der phönizische Meisterstreich aus? Die Antwort ist ein klares: …naja. Einerseits versucht man auch hier alles rauszuholen, was am symmetrischen Setting und an markanten Persönlichkeiten herauszuholen ist. Gerade die verschiedenen Kulissen während der Weltreise sind nach wie vor bemerkenswert. Und vor allem am Ende wird alles rausgeholt, was man mit dem Bühnenbild-Setting machen kann und ad Absurdum geführt. Doch andererseits ändert es auch nichts daran, dass Wes hier keine neuen Ufer erreicht. Der phönizische Meisterstreich fühlt sich nicht neu an und greift Themen auf, die bereits in den Früheren seiner Filme vorkamen, sei es die familiäre Entfremdung des Vaters oder die Bewahrung der Vergangenheit. Es ist das, was man von einem Wes Anderson erwartet und für was es ist, ist es ziemlich gut. Doch für mehr, hat es diesmal nicht gereicht.
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