Kritik: Prospect
DEZENT MITTELMÄSSIG
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Teenager Cee (Sophie Thatcher) und Vater Damon (Pedro Pascal) landen auf einem fremden Mond, um wertvolle Bodenschätze zu bergen. Diese versprechen der kleinen Familie eine finanzielle Absicherung. Doch sie sind nicht die Einzigen, die hinter den Steinen her sind: in einem Schusswechsel sind Cee und der zwielichtige Ezra auf einmal die einzigen Überlebenden.
Weltraum und Western paaren sich immer wieder gerne: Statt steriler Umgebungen in Weiß und Silber, die noch nicht einmal Fingerabdrücke auf der Laserkanone aufweisen, ist die Welt in Prospect rostig und verbraucht. In den ersten Minuten klappert das Cockpit seinen Weg durch die Atmosphäre des Planeten; und dabei wird die derbe Atmosphäre des Films wirkungsvoll eingefangen.
Dann wechselt der Film zu seinem Haupt-Setting: Ein alienhafter Wald, der allerdings überhaupt nicht so fremd aussieht – vielleicht, weil alle Außenaufnahmen in einem Wald in Washington State gedreht wurden und nur ein selbst gebastelter Funkenfilter suggerieren soll, dass wir uns nicht im Mischwald um die Ecke befinden. Dieser Effekt sieht zwar nicht trashig aus, doch lässt er die Welt zweidimensionaler und weniger haptisch erscheinen.
Schnell wünsche ich mir, dass Prospect stattdessen ein Kammerspiel im rostigen Cockpit des Raumfrachters geworden wäre. Für das limitierte Budget wäre das womöglich die charmantere Variante gewesen.
Nach einem positiven Ersteindruck schleicht sich bei mir langsam ein Gefühl der Langeweile ein. Nein, ich bin ganz und gar nicht action-verwöhnt. Ich ziehe bei Science-Fiction tatsächlich das langsame Erzähltempo vor, wie beispielsweise in zeitgenössischen Genre-Perlen wie Arrival oder Blade Runner 2049, die mit jeder Einstellung tief einatmen und eine dichte Atmosphäre heraufbeschwören.
Doch das gelingt Prospect leider nicht. Viel mehr imitiert der Film das Feeling seiner Vorbilder, ohne dieses Feeling selbst zu vermitteln, vielleicht ein bisschen wie eine Metallica-Coverband, welche die Songs zwar beherrscht, aber nur auf einem kleinen Rathausplatz statt in einer Arena performt.
Muss ein Science-Fiction-Film also zwangsläufig ein großes Budget haben, um zu funktionieren? Natürlich nicht. Independent Science-Fiction-Filme wie z.B. Moon beweisen, dass man für dieses Genre nicht viel Mittel braucht. Das Problem mit Prospect ist, dass der Film nicht auf die Stärken setzt, auf die man setzen sollte, wenn man mit Bildgewalt nicht auffahren kann: Story, Dialoge, Emotionen.
All diese Disziplinen sind in Prospect so understated, dass man vielleicht meinen könnte, der Film würde seine Stärken minimalistisch einsetzen – so, als ob der Regisseur “darüber stehen” würde. Aber auch hier imitiert der Film lediglich das Look and Feel der Genre-Größen, ohne dieses mit Inhalt und Aussagekraft zu untermauern.
Statt einer ausgefallenen Prämisse bekommen wir die generische Rahmenhandlung eines interstellaren Goldrausches. Statt packender Dialoge nuscheln die Protagonisten die meiste Zeit in ihre Raumanzüge, während sie im langsamen Tempo durch den Mischwald streifen. Die Ausnahmen sind tatsächlich die klaustrophobischen Szenen zwischen den Charakteren, die sich nicht in der Natur abspielen sondern im Cockpit oder Unterschlupf. So gibt es auch die übliche Amputations-Szene, die jedoch als ein Wachrüttler sehr gelegen kommt.
Ganz ohne Stärken ist Prospect dann doch nicht. Pedro Pascal als charmanter und undurchsichtiger Goldsucher spielt eben jene Stärken aus, für welche er auch aus Game of Thrones oder Narcos bekannt wurde. Sein Charakter Ezra schlüpft schnell in die neue Vaterrolle für Cee und bleibt stets ein interessanter Charakter, da seine wahren Intentionen lange verborgen bleiben.
Die eigentliche Protagonistin, Sophie Thatcher als Cee, malt ihren introvertierten Charakter mit großer Willensstärke gut aus, kann jedoch nicht verhindern, dass Prospect schnell zu einer One-Man-Show um Pedro Pascal verkommt.
Meine letzte Hoffnung war, dass Prospect die großen Geschütze zum Finale abfeuert. Doch der Film endet ohne emotionalen Klimax, ohne Twist oder Resolution mit einer Schießerei. Sobald die Credits anlaufen, gepaart mit einem durchaus stimmungsvollen Soundtrack, bin ich ganz und gar unberührt.
Wer Filme mag, die allgemein wenig von allem bieten, und jenen “Minimalismus” als Kunst erachtet, der darf Prospect gerne eine Chance geben. Denn der Film ist weder trashig noch peinlich, sondern einfach nur ganz und gar mittelmäßig. Statt die Stärken eines klaustrophobischen Low-Budget-Films auszuspielen, imitiert der Film das Feeling anderer Genre-Genossen wie Auslöschung oder Arrival, ohne irgendetwas besonders gut zu machen, außer sich in allen Disziplinen dezent zurückzuhalten.
Artikel vom 19. Februar 2021
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