Kritik: Space Jam 2 – A New Legacy
LeBRON JAMES – DER FILM
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LeBron James ist der größte Basketballer aller Zeiten und sowieso der beste Mensch. Nur als Vater schwächelt er. Sein Sohn möchte lieber Computerspiele gestalten, als Basketball zu spielen. Doch das versteht Papa James erstmal nicht. Aus diesem wahnsinnig originellen Ausgangskonflikt entwickelt sich dann über ein paar cartoon-esque Ecken folgende Situation: LeBron muss mit Hilfe von Bugs Bunny, Duffy Duck und Co. gegen den bösen Algorithmus Warner3000 (Don Cheadle) ein Basketballspiel gewinnen, sonst geht die Welt unter. Oder irgend sowas.
Falls es eh noch nicht deutlich genug geworden sein sollte: ich bin wirklich nicht begeistert von diesem Film. Und das ist milde ausgedrückt. Denn selbst wenn man Space Jam 2 zugutehält, dass er sich an ein Publikum richtet, das sich vornehmlich im Kindes- bzw. Jugendalter befindet, bleiben, selbst mit zwei zugedrückten Augen, einige Probleme unübersehbar.
Über die technische Machart ist dabei gar nicht viel zu sagen. Einige Bilder und kurze Szenen sehen schön aus und wirken auf den ersten Blick fast wie mit Liebe gemacht. Andererseits wirkt vieles jedoch auch billig und schlecht improvisiert (Stichwort: Don Cheadles silbern angemalte Jeanskluft). Die Animationen sind mittelmäßig, die Zeichentrickoptik wird schnell zugunsten einer Computeranimation der Figuren abgelegt, die an etlichen Stellen aus den Tiefen des Uncanny-Valley stammt.
Das viel größere Problem ist aber die entkernte und dem maximalen Kommerz geopferte Seele des Films – zugegeben, jetzt vielleicht etwas hoch für einen Kinderfilm, doch Geduld: Space Jam 2 ist an drei Dingen interessiert. Der Werbung, dem Kult und dem Konsum. Der Film ist nicht entstanden, weil eine kreative Person eine Vision hatte, sondern weil ein Marketingteam errechnet hat, dass eine Fortsetzung eines bereits rein zu Werbezwecken entstandenen Films für alle Seiten lohnend werden dürfte.
Es gibt einen, von Regisseur Terry Gilliam prominent als Kritik an der Hollywood-Filmmaschinerie gebrauchten Ausspruch, demnach ein Kamel das Ergebnis sei, würde man eine große Gruppe Menschen beauftragen, ein Pferd zu designen. Sprich: viele Leute, die eigentlich keine Ahnung haben, aber meinen, sich einmischen zu müssen. Eine Erweiterung des Sprichwortes, viele Köche verderben den Brei. Das dürfte auch ganz gut auf den Entstehungsprozess von Space Jam 2 passen: Man sieht förmlich, welche Szenen das Management von LeBron James ins Drehbuch verhandelt hat, um ihn als liebevollen Ehemann besser dastehen zu lassen; dass die Finanzabteilung von Warner genau berechnet hat, wie viele Sekunden lang man Anspielungen auf z.B. Harry Potter machen darf, bevor es rechtemäßig zu teuer wird; dass die Rechtsabteilung ganz genau durchs Drehbuch gelesen hat, um sicherzustellen, dass Superman im rechten Licht erscheint – und so weiter.
Anerkennen muss man, dass LeBron James im Gegensatz zu Michael Jordan, der im ersten Teil eine der hölzernsten Schauspielleistungen des Jahrzehnts hingelegt hatte, tatsächlich als Darsteller durchgeht. Aber das vermag nun wirklich nichts zu retten…
Kurz: Space Jam 2 ist kein Kunst-, sondern ein Machwerk, das nur dazu dient, LeBron James zur Kult- und Werbefigur zu machen. Und das regt vor allem auf, weil der Film sich nicht mal Mühe gibt, zumindest eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen.
Die Idee etwa, dass LeBron und Bugs Bunny durch diverse Filmuniversen aus dem Hause Warner, wie etwa Harry Potter oder auch Casablanca, reisen müssen, um alle Loony Tunes zu finden, böte ja viel Potenzial! Spiderman: A New Universe (2018) oder Ready Player One (2018) haben ja auf ähnliche Weise sehr schöne Momente der sich begegnenden Welten geschaffen. Ich hätte gerne mehr Szenen gesehen wie: Kater Silvester jagt Tweety als Schnatz auf dem Besen übers Quidditchfeld; oder: der Tasmanische Teufel kämpft gegen Jim Carrey als Mask im Wirbelduell; oder: Duffy Duck muss sich im Wettschwimmen mit Aquaman messen – Spoiler: Habe ich mir alles ausgedacht und ist alles besser als das, was der Film zu bieten hat.
Die ganzen Ansätze, aus dem Repertoire der Warner Bros. zu schöpfen, fangen immer wieder schön an und kippen dann innerhalb weniger Sekunden in Langweile, Peinlichkeit oder Plattitüden. Es ist 2021 auch wirklich nicht mehr witzig, verschiedene Matrix-Szenen komödiantisch zu imitieren. Das war eigentlich mit Scary Movie (2000) begraben.
Langweiliger und uninspirierter Kommerz von konventionellem, recht abgenutztem Humor, der leider nicht mehr zum Lachen bringt, sondern nur angestrengt wirkt. Kindern könnte Space Jam 2 dennoch gefallen, weshalb man sie unbedingt fernhalten sollte. Besonders, wenn so viel schönere, engagiertere Animationsfilme gerade zur Auswahl stehen.
Artikel vom 24. Juli 2021
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