4.9/10

Kritik: Venom – The Last Dance

DIE LETZTE ENTTÄUSCHUNG

Genres: Abenteuer, Action, Comic, Startdatum: 24.10.2024

Interessante Fakten für…

  • Tom Holland sagte, er hätte mit Amy Pascal darüber gesprochen, dass er seine Rolle als Spider-Man in zukünftigen Venom-Fortsetzungen wieder aufnehmen könnte.
  • Dies sind Chiwetel Ejiofors und Rhys Ifans zweite Marvel-Rollen. Ejiofors spielte zuvor Mordo in Doctor Strange (2016) und Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022). Ifans spielte zuvor Dr. Curtis Connors/The Lizard in The Amazing Spider-Man (2012) und Spider-Man: No Way Home (2021).

Mit “Venom: The Last Dance” kommt auch Sonys dreiteilige Interpretation des dunklen Spider-Man-Widersachers zu einem Ende. Wird auch dieser “Venom”-Teil zu einem blutleeren Gemetzel wie in den letzten zwei Teilen, oder erleben wir tatsächlich etwas Tiefgründigkeit von diesem Parasiten?

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Erst hat er seinen Job verloren, dann seine Freundin und nun wird er wegen Mordes gesucht – Der Absturz von Eddie Brock (Tom Hardy) geht munter weiter. Alles was er noch hat, ist der Alien Venom (ebenfalls Tom Hardy), der immer noch ein symbiontische Verbindung mit Brock pflegt und ihn weiterhin zu Schandtaten verleitet.  Nachdem sie sich erstmal in einer mexikanischen Bar gemütlich gemacht haben, entscheiden sie sich, nach New York zu reisen, weil Brock einen Richter kennt, der ihn raushauen könnte. Venom hingegen möchte die Freiheitsstatue sehen. Also startet ihr eigener kleiner Roadtrip.

Doch schon bald erhalten sie Gesellschaft von mehreren Seiten: Der Erschaffer der Symbionten, Knull (Andy Serkis), entsendet seine Brut auf die Erde, damit diese den Symbionten einfangen, der den Kodex enthält, mit dem dieser aus seinem Gefängnis fliehen kann. Und zurzeit befindet sich der Kodex in Venom. Und diese sollen ihn einfangen, bevor es die Regierung tut…

Sonys parasitäre Beziehung

Ähnlich wie Eddie Brocks Beziehung zu Venom nimmt Sonys Beziehung zur Spider-Man Lizenz auch schon symbiontische Züge an. Sie brauchen diese Lizenz, da sie ihren Platz in der Filmindustrie festigt, aber gleichzeitig müssen sie immer wieder einen Machtkampf mit Marvel und Disney abliefern und dabei auf brüchige Crossover und zahlreiche riskante und planlose Filmprojekte eingehen. Einerseits bescherte uns das den ikonischsten Spider-Man von Sam Raimi und definierte mit dem Spiderverse neue Erwartungen in Sachen Animation. Andererseits jedoch quetschten sie noch einen deutlich weniger erfolgreichen zweiteiligen Amazing Spider-Man rein und dachten ernsthaft, dass da noch ein eigenes Spider-Man-Universum rauszuholen wäre. Über Morbius und Madame Web möchte man gar nicht erst anfangen. Und Venom gehört da leider in die zweite Kategorie.

Dabei hatte gerade Venom viel Potenzial. Als Spider-Man Schurke eingeführt, wurde Venom später ein brutaler Anti-Held mit einer eigenständigen Comicreihe. Dennoch hat es nicht für mehr gereicht als für eine kleine Rolle in Spider-Man 3, in dem er vom Milchbubi aus Die wilden Siebziger gespielt wurde. Als dann 2018 ein eigenständiger Film zu Venom angekündigt wurde, war das Interesse groß. Doch dieser erwies sich schnell als eine gewöhnliche actionlastige Comicverfilmung mit alten Comicfilm-Klischees. Doch wer hätte es gedacht: Die großen Zuschauerzahlen sprachen für sich. Bei dem Überbietungskampf zwischen Marvel und DC war offenbar immer noch Platz für stumpfes Gemetzel, solange die Charaktere stimmen. Also kam später mit Venom: Let There Be Carnage ein zweiter Teil und nun gab man der Reihe sogar unerwarteterweise einen dritten Teil für einen endgültigen “letzten Tanz”. Da ist also noch einiges zu holen – könnte man zumindest meinen.

Marvels beliebtestes Liebespaar

Doch kommen wir mal zum Wichtigsten zurück: Tom Hardy, der mit sich selbst redet. Doch Scherz beiseite, natürlich sind Eddie Brock und Venom wieder der Hauptgrund für einen Kinobesuch. Ohne die Zwänge der Großstadt haben sie nun Platz, sich mal auszutoben, was vor allem Venom klare Freude bereitet. So versucht Brock auch hier die Kontrolle zu behalten, während der launische Symbiont in seinem Kopf auf ihn einredet, um sich etwas in die Action zu stürzen. Ja klar, das war bereits in den Vorgängern nicht anders und tatsächlich fühlt es sich schon altbacken an.

Doch hier muss man tatsächlich sagen: Zu ersten Mal fühlt es sich an, als seinen sie echte Freunde geworden. Keine erzwungenen Partnerschaften aufgrund der Umstände, keine Trennungen zur Halbzeit des Filmes – Beide sind wirklich zu “Venom” geworden. Vor allem merkt man das, wenn sie auf dem Roadtrip mit einer Hippie-Familie mitfahren und Venom sich fragt, ob dies das richtige Leben für sie gewesen wäre. Das bringt dem Film so etwas, das wie “Tiefe” aussieht. Doch das währt nicht lange…

Bis das die Handlung uns scheidet

Filme wie Venom genossen immer eine gewisse “Narrenfreiheit”, wenn es um Filmadaptionen geht. Es sind Filme, bei denen die Produzenten genau wissen, was die Fans wollen und einen entsprechenden Film machen. Sie wollen ihre Lieblingscharaktere sehen, die coolen Scheiß machen? Also geben wir ihnen ihre Lieblingscharaktere, die coolen Scheiß machen. Die Handlung ist da meistens zweitrangig. Dazu gehören Filme, wie Black Adam und Godzilla.

Doch spätestens im dritten Teil, kann man einfach nicht mehr über die gebrochene Handlung hinwegsehen. Der rote Faden ist hier so lose, dass man vergessen könnte, wieso Eddie überhaupt nach New York loszog (außer, dass Venom die Freiheitsstatue sehen will). Daraufhin springen sie zwischen Schauplätze, ohne einen klaren Fokus zu haben. Mal ähnelt das einem Roadtrip, dann einer Komödie im Hangover-Stil, nur um sich dann zu erinnern: Ach ja, es geht um das Schicksal der Welt. Das haben irgendwie alle vergessen.

Genauso leicht zu vergessen ist auch der zweite Handlungsstrang. Nein nicht der um Knull, es gibt NOCH EINEN! Tatsächlich geht es um die Basis unter Area 51, bei der man Experimente mit Symbionten macht. Und gleich kommt auch der bekannte Kontrast zwischen Wissenschaftlern und dem Militär. Will Dr. Teddy Payne (Juno Temple) mehr über die Symbionten erfahren, befielt General Rex Strickland (Chiwetel Ejiofor) einen sofortigen Einsatz gegen Venom. Dieser Konflikt hätte interessant sein können, wäre er nicht rapide und ohne Hingabe abgefrühstückt worden. Ebenso peinlich war der Versuch, Payne eine tragische Vorgeschichte mit ihrem verunglückten Bruder zu verpassen – eine Geschichte, an die sich spätestens nach fünf Minuten absolut niemand mehr erinnern wird. So viele Szenen sie auch bekommen, bis zum Gefecht am Ende des Films bleiben sie einfach blass.

Seichte Symbionten

Venom war, wie es für viele Protagonisten der 90er Jahre Comicbuch-Ära typisch war, ein brutaler Antiheld, der ganz und gar nicht zimperlich mit seinen Gegenspielern umging. Dass Sony Venom daher mit einer Jugendfreigabe rausbrachte, grenzte schon an eine Leistung – eine peinliche und verabscheuungswürdige Leistung aber eine Leistung nichtsdestotrotz. Dasselbe gilt auch für den dritten Teil, auch wenn man sich hier etwas mehr trauen will – oder man zumindest so tut. So beißt Venom auch mal ein paar Köpfe ab, aber natürlich nicht explizit. Und die heftigsten Kämpfe erfolgen natürlich nicht mit Menschen sondern zwischen CGI-Aliens. Aber hey, man hats versucht.

Die Action selbst ist dabei sogar unterhaltsam. Vor allem variieren sie hier stärker im Setting. Mal findet es in einem mexikanischen Dorf statt, mal auf einem Flugzeug, mal in der Wüste und mal in einer geheimen Regierungsbasis. Und auch in diesen Vorgaben hatte man man einiges an Kreativität einfließen lassen. So hat man auch auf die Frage geantwortet, in was man Venom alles stecken kann. Ein Pferd zum Beispiel!

Doch gerade die Kämpfe stechen nicht wirklich hervor. Selbst als noch andere Symbionten vorkommen, zeichnen sich die Kämpfe, abgesehen von ein paar Momenten, selten durch ihren Einfallsreichtum aus und wirken repetitiv. Man sieht, allzu viel ist da einfach nicht rauszubekommen. Wer jedoch seit Teil 1 fleißig mit dabei ist, dem werden die Kämpfe klar ansprechen.

Zu Warcraft geht’s da entlang

Zwei kleine Mitteilungen an diejenigen, die dachten, sie seien versehentlich in eine weitere Filmadaption von Warcraft reingegangen und vorzeitig den Kinosaal verließen: Erstens, Glückwunsch! Zweitens, so unglaublich es scheint, das war tatsächlich die Einführung zu Venom: The Last Dance. Doch was soll man auch anderes denken, wenn man einen gepanzerten blassen Typen mit weißem Haar auf einem schwarzen Thron sieht. Scifi-artig sieht das schon mal gar nicht aus. Als er dann auch gleich mal mit einem hyperdramatischen Monolog die Exposition einläutet (was, wie wir wissen, eine hervorragende Art ist, einen Film anzufangen) wird diese Dissonanz noch verstärkt.

Doch vergessen wir offensichtliche Fantasyklischees. Wie macht sich der Weltenzerstörer namens “KNULL” als Oberbösewicht? Und hier kommt der Witz an der ganzen Sache: GAR NICHT! Nein, stattdessen lässt er seine Jäger, die “Xenophagen”, auf Venom los, während er auf seinem Thron wartet. Als hätte sich dieser bei Thanos inspirieren lassen, nur um dann einzunicken als der Titan tatsächlich aufgestanden ist. Und die Xenophagen kann man nun wirklich nicht als interessante Gegenspieler betrachten, Es sind generische Aliens, wie man sie schon dutzenderweise in Filmen und Serien gesehen hat. Vierbeinig, reptilienartig, augenlos und jagen blind ihrem Ziel hinterher. Und während ihr versucht, euch noch daran zu erinnern, wie diese Aliens denn aussahen, bedenkt eines: Das sind die letzten Gegner im großen Venom-Finale! Autsch…

Fazit

4.9/10
Enttäuschend
Community-Rating:
Handlung 3/10
Charaktere 5/10
Action 6/10
Humor 5/10
Visuelle Umsetzung 5.5/10
Details:
Regisseur: Kelly Marcel,
FSK: 12 Filmlänge: 109 Minuten
Besetzung: Chiwetel Ejiofor, Juno Temple, Peggy Lu, Rhys Ifans, Tom Hardy,

“Wir sind Venom!” Und mehr brauchte es auch nicht für eine simple, doch spaßige Filmprämisse, auch wenn sie sehr wenig mit der Comicvorlage gemein hatte. Doch aus dem dritten Teil ist einfach kaum mehr was zu holen. Die Handlung chaotisch, die Nebencharaktere haben kaum Präsenz und je weniger ich über “KNULL” rede, umso besser.

Das einzige was man betonen kann, sind ein paar amüsante Actionszenen und einen Buddy-Momente zwischen Eddie und Venom. Zudem fühlt sich der Film tatsächlich wie ein echter Abschluss an. Etwas, was man vor allem in diesem Genre nur selten sieht.

Die Fans der ersten beiden Teile werden auch hier ihren Spaß haben. Alle anderen werden mit dieser Comicverfilmung nichts Neues sehen.

Schlussendlich heißt es nur noch: “Wir waren Venom!”

Artikel vom 29. Oktober 2024

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