Und genau das ist es, was Operation: Overlord so besonders macht. Keine selbstreferenziellen Seitenhiebe, kein billiger Look für den naheliegenden Trash-Faktor, nur dezent eingesetzter Humor und ein Erzählton, der von der ersten bis zur letzten Minute eiskalt durchgezogen wird. Hut ab, Herr Avery, so eine Nummer kann schon auch mal schiefgehen. Doch jeder Cent des – zumindest für dieses Nischenprodukt – üppigen Budgets von 38 Millionen Dollar ist optimal investiert, um genau diese Ernsthafigkeit aufzubauen. Das fällt sehr schnell auf, denn Operation: Overlord ist vor allem eins:
Handwerklich exzellent umgesetzt
Die Bilder, die Laurie Rose und Fabian Wagner abliefern, strotzen vor Atmosphäre, malerischer Schönheit und grauenerregendem Horror. Seien es die in den Bäumen hängenden Soldaten vor brennendem Hintergrund, das klassische 40er-Jahre Weltkriegs-Flair oder das düstere Labor der Nazis: jedes Bild sitzt! Dazu gesellt sich ein Sounddesign, welches in dieser Exzellenz wohl zuletzt bei Nolans Dunkirk vernehmbar war. Lange hat es sich nicht mehr so bombastisch angehört, wenn den Soldaten die Kugeln um die Ohren fliegen oder Knochen brechen.
Mindestens genau so beeindruckend ist das Zusammenspiel aus Maske, Prothesen und CGI. Zwar dauert es lange, bis wir die ersten Mutanten zu Gesicht bekommen, doch diese Momente haben es in sich. Die absolut ekelerregenden Kreaturen verfehlen ihr Ziel nicht und sehen dabei auch noch verdammt gut aus. Im derzeitigen CGI-Sumpf wirkt es zudem enorm erfrischend, wenn sich Filmemacher wie hier mal wieder an handgemachte Effekte wagen – ob nun Explosionen oder zerstückelte Untote.
Mehr Krieg oder mehr Horror?
Viele Genrevertreter landen unabhängig von ihrer Exposition früher oder später in einer Splatter-Orgie, in denen dann fleißig Untote gemetzelt werden. Operation: Overlord erfindet zwar das Genre nicht neu, wagt aber einen willkommenen Spagat zwischen Horrorstreifen und Kriegsfilm, der eben nicht (nur) in einem reinen Blutbad endet. Die zwei Genres spielen sich nicht gegenseitig aus, sondern werden von Julius Avery gekonnt miteinander verwoben. In dem besetzten französischen Dorf flackert immer wieder das Unbehagen durch verstümmelte Dorfbewohner auf; in den Horror-Laboren der Deutschen arbeitet ein Mengele-Verschnitt eifrig an der Wunderwaffe, die dem Führer dienen soll. Erstaunlich, wie gut diese zwei Welten doch miteinander harmonieren.
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