Letztlich kommt wenig, was dem Captain und der kleinen Johanna widerfährt, großartig überraschend. Dass sie im Laufe ihrer gemeinsam überwundenen Hürden zusammengeschweißt werden, ist folgerichtig. Aber selbst diese Hürden sind im Wild-West-Genre nun mal recht ausgelutscht. Eine Schießerei mit ein paar Ganoven, ein politischer Tumult in einem kleinen Dorf, der Kampf gegen Wind und Wetter – Paul Greengrass und sein Co-Writer Luke Davies begnügen sich mit Konventionen.
Hochpolitisch, doch ohne Punch
Dennoch findet Neues aus der Welt einen spannenden Aspekt, der bislang noch wenig behandelt wurde. Die Zeiten unmittelbar nach dem Bürgerkrieg, der das Land zutiefst gespalten hinterließ, sind politisch hochbrisant. Die Bevölkerung der Südstaaten leidet unter dem Reglement der Nordstaaten, fühlt sich abgehängt und vergessen. Das Ende des Kriegs brachte keine Einigung, sondern eine noch größere Wunde, die zwischen den zwei Parteien klafft. Es ist tatsächlich verblüffend, wie einfach dieser Zustand auf das politische Klima des heutigen Amerikas (und auch darüber hinaus) übertragen werden kann. Die Spannungen haben sich auch fast 160 Jahre nach Ende des Sezessionskriegs nicht groß verändert.
Greengrass und Davies sind mit diesem Umstand nicht sonderlich subtil – und das müssen sie auch nicht. Lagerspaltungen, autonome Gruppierungen und öffentliche Anfeindungen sprechen für sich. Fragwürdig ist jedoch, wie wenig ambivalent die Rolle des nachrichtenlesenden Captains behandelt wird. Als Gatekeeper entscheidet er, welche Neuigkeiten in welcher Stadt vorgetragen werden. In der einen Szene fungiert er als diplomatischer Vermittler zwischen den verfeindeten Parteien. In der nächsten Szene sorgt er fast für einen Aufstand, weil er gegen die ihm auferlegten Vorgaben verstößt. Eine kritische Auseinandersetzung findet jedoch nicht statt – man geht erschreckend wohlwollend mit dem Protagonisten mit. Das liegt auch an der Besetzung, denn:
Tom Hanks ist einfach zu gut für die Welt
Ein schauspielerisches Urgestein wie Tom Hanks gegen den Strich zu besetzen, ist gar nicht mal so einfach. Selbst als vom Leben gezeichneter Veteran, der nicht nur die Gräueltaten des Krieges, sondern auch persönliche Schicksalsschläge erleben musste, wirkt Tom Hanks wie unser aller Vater. Mit seiner ruhigen Aura, verständnisvollem Ton und sozialen Ader nimmt man Hanks den grummeligen alten Kerl nicht immer ab. In den einfühlsamen Szenen hingegen schnurrt die Dynamik natürlich wie ein Uhrwerk. Das ist nicht Tom Hanks geschuldet, der wie (fast) immer brillant aufspielt. Es hätte einfach noch ein paar mehr klare Konflikte benötigt, um auch die Schattenseiten des Captains glaubhaft zu machen.
Wo wir beim Schauspiel wären: An Hanks‘ Seite spielt die hochtalentierte deutsche Schauspielerin Helena Zengel, die bereits in Systemsprenger fast wortwörtlich die Leinwand sprengte. Ihre wortkarge Johanna füllt Zengel mit einer ungeheuer intensiven Zerbrechlichkeit, ihre Blicke allein reichen oft schon aus. Die Golden Globe Nominierung hat sie sich redlich verdient. Auch der Rest des Casts, darunter die wunderbare Elizabeth Marvel (House of Cards) und der einprägsame spielende Fred Hechinger, ist einwandfrei besetzt.
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