Was sofort ins Auge sticht, ist der zeitgemäße Style, auf den Regisseur Michael Noer zu Beginn Wert legt. Das belebte Paris ist zwar nett, dafür arg steril und studiolastig gestaltet. Immerhin atmen Musik, Schnitt, Requisiten und auch die ersten Begegnungen der Protagonisten den Geist zeitgenössischer Cinematografie. Das ist insgesamt allerdings nicht weltbewegend und als Exposition fast schon ein wenig rudimentär, da eigentlich nur unser Protagonist vernünftig eingeführt werden soll. Dieser wird schon zu Beginn in einer solchen Coolness zelebriert, dass es dem Film zunehmend zum Verhängnis wird. Doch dazu später mehr.
Tolles Setting ohne das nötige Grauen
Sobald das Setting der Strafkolonie eingeführt wird, lebt der Film spürbar auf. Die dreckigen Gefängnismauern, die unbequemen Pritschen, die grimmigen Insassen und die knochenbrechende Arbeit in einem Steinbruch nehmen den Zuschauer gekonnt mit in die barbarische Kolonie. Das ist optisch natürlich ein Meilensprung im Vergleich zum etwas einfacher bestückten Original und ein großes Plus der Neuauflage.
Doch die auswegslose Atmosphöre und die heftige Intensität, die der Stoff eigentlich hergibt (und die Franklin J. Schaffners Film so auszeichnet), wird nur selten erreicht. Gelegentlich ist das Grauen des Lagers für einen Moment spürbar, etwa, wenn sich Inhaftierte unter der Dusche die Zähne einschlagen oder ein Geflohener vor versammelter Mannschaft durch die Guillotine enthauptet wird. Leider werden diese heftigen Szenen, die nicht mit grafischer Gewalt geizen, immer wieder stark gebremst und finden erst im letzten Drittel einen passenden Rhythmus. Das liegt an zwei Dingen.
Die Dialoge holpern vor sich hin
So sehr man auch versucht hat, den Protagonisten als unzerbrechlichen Haudegen zu etablieren, manche Wortwechsel mit ihm und seinen Kollegen erreichen fast Nonsense-Niveau. Manchmal dienen die Dialoge dazu, die Geschichte rasch voran zu treiben, dann wieder, um ein auflockerndes Element einzuwerfen und manchmal soll einfach nur gezeigt werden, was für ein Badass unser Papillon doch ist.
Was dabei verpasst wird: statt der aufkeimenden Belanglosigkeit vernünftig auf die Freundschaft zwischen ihm und Louis Dega einzugehen. Denn die ist immerhin der Kitt der Handlung. Hätte man hier noch ein wenig akribischer gearbeitet, so wäre die Geschichte gleich noch mal packender ausgefallen, denn man hätte noch viel mehr mit den Protagonisten mitgefiebert. Dies gelingt leider nicht vollends.
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