Kritik: Shazam!
IM DCEU WIRD ENDLICH GELACHT!
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Keine Familie gut genug! Als kleiner Junge wurde Billy Batson (Asher Angel) von seiner Mutter getrennt. Seitdem büxt der mittlerweile 14-jährige Troublemaker immer wieder von seinen neuen Pflegefamilien aus. Als er gerade wieder einmal auf der Flucht ist, findet er sich schlagartig in den Hallen eines verschrobenen Zauberers (Djimon Hounsou, Aquaman) wieder, der ihm all seine Kraft überträgt. Wozu? Das kann Billy auch nicht sagen. Fest steht: er steckt nun im Körper eines erwachsenen Superhelden (Zachary Levi).
Die unverhofften (und unbekannten) Superkräfte sind für Billys derzeitigen “Pflegebruder” Freddy (stark: Jack Dylan Grazer, Es) besonders interessant. Gemeinsam entdecken die Jungs, was nun alles möglich ist. Doch während sie munter Experimenten frönen, sucht der finstere Dr. Thaddeus Sivana die Stadt heim. Klar: zu jedem Superheld muss es natürlich immer einen Bösewicht geben …
… dachte ich mir, als Shazam! das erste Mal angekündigt wurde. Ohne jegliches Background-Wissen verortete ich den neuesten Streich pauschal in die CGI-überfrachtete und herzlose DC-Schublade. Die Superman-Reihe rang mir noch ein halbwegs müdes Lächeln ab, Suicide Squad ist längst verdrängt, Justice League war für mich eine bodenlose Frechheit und gegen “Hauptsache, wir übertreiben es mit Effekten”-Aquaman wehrte ich mich von Anfang an mit Händen und Füßen. Während das MCU augenscheinlich mühelos einen (unterhaltsamen) Hit nach dem anderen ablieferte, blieb mir von der Konkurrenz nur Wonder Woman positiv im Gedächtnis haften.
Nach dem ersten Trailer von Shazam! wurde ich stutzig: macht DC jetzt einen auf Deadpool? Soll das sonst so düstere Image von Batman & Co. nun endlich aufgebrochen werden? Wie soll das gelingen? Und überhaupt: wo kann man diesen Streifen einordnen? Unwissen, das mich mit einer gewissen Skepsis und gleichermaßen großen Neugier in die Preview gehen ließ. Und was soll man sagen? Ich wurde blendend unterhalten!
Shazam! ist emotional, bodenständig, fein erzählt und unglaublich witzig. Kurz gesagt: alles, was der DC-Einheitsbrei bisher nicht wirklich war. Beginnen wir mit unserem Protagonisten Billy Batson. Der von Asher Angel mit Augenzwinkern und viel Charme verkörperte Superheld wider Willen wird prägnant und ausführlich eingeführt. Mit dem kleinen von Schuldgefühlen geplagten Rebell kann der Zuschauer sofort mitfühlen, denn sein innerer Konflikt wird schnell klar: “Solange ich meine Mutter nicht gefunden habe, habe ich auch keine richtige Familie.”
Dieser Film ist dabei: Unser Ranking der DC Extended Universe-Filme
Dieses Motiv von Zugehörigkeit und Familiensinn zieht sich durch den gesamten Film und bildet das emotionale Herzstück. Denn nicht nur sorgen die immer wieder präsenten “familiären” Szenen für eine emotionale Tiefe – ihre eigenwillige Dynamik liefern auch ungewohnt viel Humor. Dabei ist Shazam! keineswegs ein R-Rated Deadpool-Pendant. Sprache und Humor sind definitiv “clean”, treffen dabei aber ausnahmslos ins Schwarze.
Warum der Humor des neuen Films von Horror-Regisseur David F. Sandberg (Lights Out, Annabelle 2) so zündet, liegt schlicht in der Prämisse der Story. Ein 14-Jähriger im Körper eines 40-Jährigen, der seine neu erworbenen Superkräfte natürlich erst Mal komplett verantwortungslos einsetzt, bietet ordentlich komödiantischen Zündstoff (und Zachary Levi spielt einfach königlich auf). Ein wenig erinnert die Handlung an Tom Hanks’ Klassiker Big – oder sogar an The Boss Baby.
Wenn Shazam seinen erwachsenen Körper zweckentfremdet, um für sich und seinen Bruder Freddy Bier zu kaufen, hat man einfach Spaß an den zwei Lausbuben. Und wenn diese anschließend mit stolz geschwellter Brust auf ihre kleine Gaunerei anstoßen und das Gebräu direkt wieder auf den Bordstein kotzen, dann keimt wohlwollende Schadenfreude auf.
Es ist genau diese Dynamik zwischen den liebenswerten Figuren, die Shazam! so angenehm leicht und unterhaltend macht. Trotz der stolzen Laufzeit von 132 Minuten ist man zu keiner Sekunde gelangweilt, im Gegenteil: einige Twists und Charakterentwicklungen werden sogar fast noch ein wenig zu schnell abgehandelt. Es macht einfach unheimlich Spaß, die Pflegefamilie weiter kennenzulernen und die anfangs augenscheinlich unbedeutenden Konflikte langsam köcheln zu sehen. Da hätte es überhaupt keinen Bösewicht gebraucht, um für einen exzellenten Film zu sorgen. Aber naja, was muss, das muss …
Wenn es um den Bösewicht geht, so hätte sich DC das nicht unbedingt von Marvel abschauen müssen (nur wenige Antagonisten haben in der über 20-teiligen Reihe überzeugt). Mark Strong (Kingsman 2: The Golden Circle) füllt seinen dünn gezeichneten Schurken Dr. Sivana mit aller Präsenz, die er aufbringen kann. Das ist dank seines Talents auch genug, um insgesamt zu funktionieren. Doch die Motivation bleibt bis auf einen Vaterkomplex (das Hauptthema “Familie” findet sich auch hier wieder) eher undurchsichtig. Boshaftigkeit um der Boshaftigkeit willen? Meh.
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Da, wo sich DC bisher offensichtlich nie bremsen konnte, werden in Shazam! nun glücklicherweise gleich mehrere Schritte zurückgegangen. Die spaßigen Actionszenen sind gut inszeniert, angenehm “bodenständig” und dienen immer der Geschichte. Dass man sich hier nicht im CGI-Overkill verloren hat, ist womöglich das größte Plus des Films. Lediglich die dämonischen Helferlein von Dr. Sivana sind ein wenig zu brutal geraten, auch, wenn sie schick aussehen. Doch zum sonst eher familientauglichen Ton des Films passen die menschenfressenden Horror-Geister nicht ganz. Dafür sind die kleinen und großen Scharmützel mit viel Augenzwinkern und selbstreferenziellem Humor gespickt!
Wer hätte es gedacht: Shazam! ist der erste Film seit Wonder Woman, der im DCEU restlos überzeugen kann. Die tiefgreifende, emotionale Geschichte hat einen stimmigen Unterbau und wird sorgfältig erzählt. Die Action versumpft nicht in einem stupiden CGI-Gewitter, sondern wird bedacht in die Handlung verwoben. Und während sich Batman seinerzeit in Selbstmitleid suhlte, ist es die erfrischend leichte und humorvolle Art, die die Comicverfilmung klar von seinen Vorgängern abhebt. Vor allem die herrliche Dynamik unter den Schauspielern sorgt für viele echte Lacher und eine gehörige Portion Herz. Lediglich der Antagonist kränkelt an magerer Origin-Story – was aber weitestgehend von Mark Strongs Performance ausgeglichen wird. Endlich mal wieder ein Film aus dem DCEU, dessen Fortsetzung nicht früh genug kommen kann! SHAZAM!
Artikel vom 26. März 2019
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