Das fängt schon bei der Exposition an: aus der einst von Jurassic World überzeugten Claire wurde nun eine Art Greenpeace-Aktivistin gemacht. Bitte was? Das ist beim besten Willen nicht glaubhaft. Dazu marschieren Tausende Protestierende vor dem Weißen Haus herum, weil sie von der Regierung fordern, die Dinosaurier vor dem Vulkan zu retten. Ach, und was war mit der Katastrophe drei Jahre zuvor? Hat man kollektiv vergessen, wie viele Menschen hier Dinofutter wurden? Offensichtlich ja.
Schon im ersten Film des Reboots war der Gedanke, Dinosaurier als Kriegswaffen zu nutzen, ziemlich hanebüchen. Dass ausgerechnet dieser Aspekt nun ein zentrales Thema wird, dient der Glaubwürdigkeit leider kein Stück. Dazu kommt, dass man auch den Bösewicht des Sequels meilenweit gegen den Wind riechen kann, ohne dass dieser wirklich ernsthafte Akzente setzen könnte. Ein sehr überhasteter Kniff der Drehbuchautoren, so früh mit offenen Karten zu spielen.
Keine Sternstunde für Pratt & Co.
Chris Pratt bleibt Chris Pratt. Selbst aus den eindimensionalsten Rollen kann der Routinier noch eine spaßige Angelegenheit machen. Trotzdem bleibt sein Owen bis auf eine einzige Szene etwas beiläufig. Viel Entwicklung tut sich hier nicht, auch wenn Pratt den einen oder anderen witzigen One-Liner zum Besten geben darf. Doch wer ihn aus Guardians of the Galaxyoder Die glorreichen Sieben kennt, findet hier nur einen Abklatsch seiner bereits bekannten Figuren vor.
Bryce Dallas Howard darf in erster Linie gut aussehen, aber sonderlich viel mehr traut ihr das Drehbuch auch nicht zu. Rafe Spall spielt schmierig, Toby Jones bewährt wahnsinnig, James Cromwell charismatisch – doch jeder einzelne dieser Topstars erliegt schon nach kurzer Zeit der Belanglosigkeit der Handlung. Ausgerechnet Newcomerin Isabella Sermon transportiert in Jurassic World: Das gefallene Königreich noch am meisten Sympathie und Emotionen. Und was Jeff Goldblums Cameo als Ian Malcolm hier verloren hat, ist – zumindest bis der finale Teil der Trilogie erscheint – zunächst auch fragwürdig.
Und wie geht es weiter?
Der Ansatz des Films mag auf dem Papier zwar stimmig gewesen sein, doch Jurassic World: Das gefallene Königreich stolpert in der zweiten Filmhälfte einfach zu stark in belanglosen und längst bekannten Gefilden herum. Das Experiment, auf ein anderes Setting als den bekannten Dino-Dschungel zu setzen, ist leider missglückt. Zu unglaubwürdig ist die Handlung, zu nebensächlich die Charaktere, zu generisch die Action. Einziger Lichtblick: das Finale verspricht, das Franchise nochmal in ein gänzlich anderes und sehr spannendes Setting zu verfrachten. Viel Potenzial also, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Doch wie man in Jurassic World: Das gefallene Königreich gesehen hat: leider auch viel Potenzial, ein Franchise vollends gegen die Wand zu fahren.
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